Lüneburg. Die SVG Lüneburg von Trainer Stefan Hübner schlägt erstmals in der Champions League auf. Für den Erfolg gibt es besondere Maßnahmen.

Viele Träume seien in den vergangenen Jahren wahr geworden, auch einige, „die wir gar nicht zu träumen gewagt hatten“, sagt Sportchef Bernd Schlesinger vor dem Aufschlag der Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg in ihre nun zehnte Bundesligasaison.

2400 Eintrittskarten sind für das Auftaktspiel am Freitag (19 Uhr/Dyn) gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen-Bestensee bereits verkauft. Manager Andreas Bahlburg rechnet mit einer vollen LKH Arena, die Platz für bis zu 3350 Zuschauer bietet.

SVG Lüneburg: Zwei Champions-League-Gegner stehen fest

Trainer Stefan Hübner wiederum freut sich nach einem halben Jahr „viel zu langer“ Wettkampfpause auf eine herausfordernde Spielzeit, in der die Lüneburger vom 22. November an erstmals in der Gruppenphase der Champions League ans Netz gehen. Jastrzebski Wegiel (Po­len) und Jihostroj Ceske Budejovice (Budweis/Tschechien) stehen als Gegner fest, der dritte wird derzeit ermittelt.

Bahlburg (64), Schlesinger (64) und Hübner (48) repräsentieren eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte im deutschen Mannschaftssport. Das eingeschworene Trio zeigt, was mit Kontinuität, mit Beharrlichkeit nachhaltig erreicht werden kann. Nach bescheidenen Anfängen 2014 vor maximal 800 Zuschauern in der zu kleinen, zu flachen Gellersenhalle im Nachbarort Reppenstedt gehören die Lüneburger mit der Champions-League-Teilnahme heute nominell zu den 20 besten Volleyballteams Europas. „Damit konnten wir vor zehn Jahren wirklich nicht rechnen“, sagt Schlesinger.

LKH-Arena ist die schönste Volleyballhalle im Land

Mitentscheidend für die jüngsten Fortschritte des Vereins ist die im April 2022 eingeweihte Spielstätte an der Lüner Rennbahn, vielleicht die schönste Volleyball-Arena im Land. Den Besucherschnitt von zuletzt 2200 zu erhöhen, ist eines der Ziele, die Bahlburg bei der Präsentation des Teams offensiv ausgegeben hat.

Die gestiegene Attraktivität der Männer-Bundesliga könnte dabei helfen, deren Spiele alle vom neuen Bezahlstreamingdienst Dyn live übertragen werden. Die Liga (VBL) wurde auf zwölf Mannschaften aufgestockt, den Aufsteigern ASV Dachau, Baden Volleys SSC Karlsruhe, FT 1844 Freiburg und VC Bitterfeld-Wolfen dafür finanzielle und sportliche Sonderrechte gewährt.

Die VBL senkte den Mindestetat auf rund 200.000 Euro, garantierte dem Quartett für zwei Jahre die Erstklassigkeit. Ihre Konkurrenzfähigkeit bewiesen die vier am vergangenen Wochenende beim zweitägigen Vorbereitungsturnier in Hildesheim, an dem alle zwölf Bundesligamannschaften teilnahmen. Lüneburg wurde Vierter. Dauermeister Berlin Recycling Volleys siegte und gilt wieder als Favorit auf den Titel, es wäre der 14. damit Rekord.

Erik Röhrs qualifizierte sich mit Deutschland für Olympia

Nach dem Halbfinalaus in der vergangenen Saison gegen den VfB Friedrichshafen ist eine erneute Teilnahme an der Vorschlussrunde das erklärte Ziel der Lüneburger. Cheftrainer Hübner muss aber zunächst sieben neue Spieler in seinen Zwölf-Mann-Kader integrieren. Außenangreifer Erik Röhrs (22), er wechselte vom Klassenkonkurrent powervolleys Düren an die Ilmenau, kommt dabei eine besondere Rolle zu.

Der Nationalspieler hatte sich gerade mit der deutschen Auswahl in Rio de Janeiro überraschend zu den Olympischen Sommerspielen 2024 nach Paris geschlagen. Als neuer Kapitän führt der kanadische Außenangreifer Jesse Elser (24) die SVG aufs Feld. Mannschaft und Trainerteam trafen die Wahl.

Hübner, Vertrag bis Mitte 2028, gelingt es trotz zahlreicher Abgänge regelmäßig, das sportliche Niveau der Mannschaft zu steigern. Dem ehemaligen Weltklasse-Mittelblocker eilt der Ruf voraus, Spieler entwickeln zu können. „Er macht sie nicht nur besser, ihm gelingt es, dass die Spieler auch besser werden wollen“, sagt US-Mittelblocker Blake Leeson (28), der zuletzt beim Södertelge VBK in Schweden sein Geld verdiente.

SVG Lüneburg: Beim Reisen wird nicht mehr gespart

Hübner relativiert jedoch diese Aussage: „Ich glaube nicht, dass ein Trainer seine Spieler formt. Der Schlüssel bleibt, ein Umfeld, eine Kultur zu schaffen, in der sich die Spieler entwickeln wollen.“ Dazu gehöre eine umfangreiche sportliche, psychologische und physiotherapeutische Begleitung. Die SVG Lüneburg stockt deshalb den Stab rund um das Team Jahr für Jahr kontinuierlich auf.

In dieser Saison steigt der Etat der SVG erstmals auf etwas mehr als eine Million Euro. Die zusätzlichen Einnahmen sollen vor allem in mehr Komfort bei den vielen Reisen investiert werden. „Wir spielen in den nächsten Monaten fast jeden dritten Tag. Da wird Regeneration zum Faktor. Daher haben wir entschieden, keinen 13. Spieler zu verpflichten, sondern Flug-, Bahn- oder Busverbindungen zu buchen, die Zeit sparen, selbst wenn sie teurer sind.“ Nachtfahrten seien künftig tabu.