Hamburg. HSV-Beachvolleyball-Duo kann in dieser Woche in Paris und im Oktober bei der WM in Mexiko wichtige Qualifikationspunkte sammeln.

Erlebt hat sie gefühlt alles in ihrer illustren Karriere, gekrönt vom Olympiasieg 2016 und dem WM-Triumph 2017 mit Kira Walkenhorst. Und doch ist die Entwicklung, die Laura Ludwig in diesen Wochen nimmt, weit entfernt davon, sich wie Routine anzufühlen. Wenn an diesem Mittwoch in Paris die Qualifikation für das Turnier der höchsten Weltkategorie Elite 16 startet, läutet die 37 Jahre alte Beachvolleyball-Ikone mit ihrer Spielpartnerin Louisa Lippmann (29) die heiße Phase jenes Weges ein, der Ende Juli erneut in die französische Hauptstadt führen soll.

Das HSV-Duo, das sich im vergangenen Jahr nach Lippmanns Wechsel aus der Halle in den Sand zusammengetan hatte, braucht Erfolge bei den großen Turnieren, um sich im Qualifikationsranking für die Sommerspiele 2024 in Paris weiter voranzuarbeiten. Nur zwei Teams pro Geschlecht und Nation sind bei Olympia zugelassen.

Zwei deutsche Teams direkt im Hauptfeld

Um den Platz hinter den WM-Dritten und Weltranglisten-16. Svenja Müller (22/Eimsbütteler TV)/Cinja Tillmann (32/TuSA Düsseldorf), die in Paris wie auch das beste deutsche Männerteam Nils Ehlers (29)/Clemens Wickler (28) vom Eimsbütteler TV direkt im Hauptfeld stehen, streiten sich Ludwig/Lippmann (Position 27 der Welt) mit Julia Sude (36)/Isabel Schneider (32) vom FC St. Pauli (Nummer 29) sowie Sandra Ittlinger (29/München)/Karla Borger (34/Stuttgart), die aktuell auf Platz 33 liegen.

Der Vorteil, den Ludwig/Lippmann haben, liegt indes auf der Hand. Weil sie sich dank EM-Bronze in Wien Anfang August und dem Viertelfinaleinzug beim Elite-16-Turnier am Rothenbaum im komplizierten Entry-Ranking des Weltverbands in gute Position gebracht haben, sind sie nicht nur in Paris zumindest an Position eins der Qualifikation gesetzt, sondern auch bei der WM in Mexiko (6. bis 15. Oktober) startberechtigt. Letzteres ist vor allem wichtig, weil die Welttitelkämpfe für die Olympiaqualifikation noch höher bewertet werden als die Elite-16-Events.

Verzicht auf die DM in Timmendorf

Nun allerdings zu sehr mit dem Rechnen zu beginnen, das haben sich Laura Ludwig und Louisa Lippmann streng untersagt. „Wir müssen uns weiterhin davon abkapseln, zu sehr daran zu denken, was die Punkte bedeuten“, sagt Ludwig im Gespräch mit dem Abendblatt, „für uns geht es darum, weiterhin das aufs Feld zu bringen, was wir können. Wenn uns das gelingt, kommen die Ergebnisse von allein.“

Zu beobachten war dieser Prozess im August, als viele Beobachter das Gefühl hatten, dass die noch immer junge Kombination die Schwelle vom Einspielen zum Eingespieltsein überschritten habe. Dass die beiden nach dem Rothenbaum-Höhenflug entschieden, auf die deutschen Meisterschaften in Timmendorf zu verzichten, verwunderte manche. Der Schritt sei jedoch alternativlos gewesen, sagt Laura Ludwig.

Ludwig lobt den Fokus ihrer Teamkollegin

„Wir haben gespürt, dass uns der Sommer körperlich und mental doch hart gefordert hat. Dann muss man auch mal einen Gang rausnehmen und sich die Zeit geben, um Prozesse wirken zu lassen und im Training alte Inhalte zu verfestigen und Neues einzubringen“, sagt sie. Die Fortschritte in den ersten beiden Kontakten, also Annahme und Zuspiel, seien unübersehbar gewesen. „Aber man darf das nicht als gegeben hinnehmen, sondern muss immer einkalkulieren, dass Höhen und Tiefen dazugehören. Dazu zählt auch, dass man Vertrauen darin hat, dass eine gewisse Trägheit auch mal okay ist.“

Mehr zum Thema

In der Vorbereitung auf Paris und die WM waren die beiden Hamburgerinnen eine Woche in Athen, hatten dort dank diverser internationaler Trainingspartnerinnen wettkampfnahe Übungseinheiten, die halfen, das erreichte Level zu halten. Vor allem die Entwicklung ihrer Teamkollegin ringt Laura Ludwig hohen Respekt ab. „Louisa lernt weiterhin mit großem Willen dazu, hat aber eine so große Offenheit und Reflexionsfähigkeit, dass sie krass auf dem Boden bleibt und sich auf den Prozess fokussiert.“

Ob das ausreicht, um in Paris das Hauptfeld zu erreichen und bei der WM die Gruppenphase zu überstehen, kann angesichts der breiten Weltspitze niemand sagen. Dass Laura Ludwig die Nerven verliert, wenn es nicht so käme, davon ist nicht auszugehen. Sie hat schließlich alles schon erlebt.