Hamburg. Das deutsche Paradeboot zieht bei der Ruder-WM ins A-Finale ein. Dort ist Rang fünf Pflicht. Zeidler dominiert im Einer.

Er ist als (selbst-)kritischer Geist bekannt, am Freitagmittag allerdings war Torben Johannesen einfach nur zufrieden. „Das war ein Rennen nach meinem Geschmack. Wir waren von Beginn an aggressiv, haben auf den ersten 1000 Metern richtig Betrieb gemacht und sind mutig gewesen. Das hat mich an frühere Zeiten erinnert“, sagte der 28-Jährige vom RC Favorite Hammonia, nachdem er bei der Ruder-WM in Serbiens Hauptstadt Belgrad mit dem Deutschland-Achter dank des zweiten Platzes im Hoffnungslauf mit sechs Zehntelsekunden Rückstand auf Rumänien (5:40,36 Minuten) ins A-Finale eingezogen war.

Das erste Etappenziel hatte die Auswahl von Bundestrainerin Sabine Tschäge, in der in Benedict Eggeling (24/Favorite Hammonia) und Marc Kammann (26/Hamburger und Germania RC) zwei weitere Hamburger stehen, damit erreicht. Sie kann am Sonntag (14.59 Uhr) um das Ticket für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris kämpfen, das fünf der sechs fürs A-Finale qualifizierten Boote lösen.

Achter hofft auf WM-Bronze

„Unsere erste Priorität ist, das Olympiaticket abzusichern. Aber wenn wir so auftreten wie heute, dann ist auch mehr möglich“, sagte Torben Johannesen, der seit 2017 zur Besatzung des Paradeboots des Deutschen Ruderverbands (DRV) zählt und damit dienstältestes Crewmitglied ist.

Um Bronze hinter dem in einer anderen Liga rudernden Titelverteidiger Großbritannien und Australien zu gewinnen, müssen allerdings nicht nur der Start und die mittleren 1000 Meter so dominant sein wie im Hoffnungslauf am Freitagmittag.

Im Endspurt darf sich Deutschland nicht erneut von den Rumänen düpieren lassen, die auf den letzten 50 Metern noch vorbeizogen. Aber auch der EM-Dritte Niederlande und die im Vorlauf überraschend starken US-Amerikaner werden im Kampf um Olympia heftige Gegenwehr leisten.

Bundestrainerin: „Es hat klick gemacht“

Bundestrainerin Tschäge, die als erste Frau in der Geschichte des Deutschland-Achters seit März dieses Jahres dessen Geschicke verantwortet, war nach dem starken Hoffnungslauf allerdings bester Dinge: „Ich glaube, in diesem Rennen hat es bei den Ruderern klick gemacht. Sie haben Selbstvertrauen getankt. Ich glaube, dass wir es schaffen“, sagte die sichtlich erleichterte 53-Jährige.

„Die erste Hürde haben wir genommen. Im Finale müssen wir das, was wir uns erarbeitet haben, auch ins Ziel bringen. Es ist ein bisschen ärgerlich, dass die Rumänen am Ende noch vorbeigezogen sind. Ich glaube, dass wir das am Sonntag parieren können.“

Die größte Medaillenchance hat am Finalwochenende Oliver Zeidler. Der 27 Jahre alte Dachauer gewann sein Halbfinale in der schnellsten Gesamtzeit (6:53,47) und geht als Favorit in den Endlauf am Sonntag (14.25 Uhr). „Ich habe gemacht, was notwendig war, und das Rennen von vorn kontrolliert. Nun möchte ich natürlich meinen Titel erfolgreich verteidigen“, sagte er.

Naske mit Doppelvierer im A-Finale

Große Vorfreude herrscht auch bei Tim Ole Naske (27/RG Hansa), der mit dem Doppelvierer das Olympiaticket sicher hat und an diesem Sonnabend (15.26 Uhr) im A-Finale auf eine Medaille hofft.

Zur Zitterpartie wird die Olympiaqualifikation dagegen für Alexandra Föster. Nach ihrem vierten Platz im Halbfinale findet das A-Finale im Fraueneiner ohne die 21-Jährige aus Meschede statt. Mit dem dritten Rang im B-Finale wäre sie jedoch sicher in Paris dabei. Neben Föster verpassten auch der Männer-Doppelzweier und der Frauen-Achter den Finaleinzug.

Damit ist die deutsche Ruderflotte in nur drei Endläufen der 14 olympischen Klassen vertreten. Selbst das eher bescheidene Vorhaben, sechs Boote bereits in Belgrad für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, ist in Gefahr. Eine letzte Chance gibt es bei der Nachqualifikation im Mai 2024 in Luzern (Schweiz). Aber darauf hat niemand Lust. „Wir wollen es hier schaffen, deshalb gibt es am Sonntag nur ein Motto: all in“, sagte Torben Johannesen.