New York. Die dänische Tennisspielerin kämpft bei den US Open um ihre Rückkehr in die Tennis-Elite – trotz einer tückischen Erkrankung

Caroline Wozniacki war gerade 20 Jahre alt und die Nummer eins der Welt, als sie meinte, an ihrem Bild in der Öffentlichkeit müsse sich etwas verändern. Bei den Australian Open 2011 war der damals 20-jährigen Dänin zu Ohren gekommen, ihre Pressekonferenzen seien zu fade und ausgesprochen langweilig. Daraufhin startete Wozniacki in Melbourne eine seltsame PR-Offensive mit dem Ziel, mehr Schein als Sein in die Welt da draußen zu liefern. Nach ihrem Viertelfinaleinzug berichtete Wozniacki von einem Ausflug in einen Naturpark, bei dem sie ein verletztes Baby-Känguru entdeckt habe. Sie habe Erste Hilfe geleistet, habe einen „bösen Kratzer“ abbekommen und sich schließlich in einem Hospital behandeln lassen müssen.

Zu dumm nur: An der Story stimmte rein gar nichts. Es gab kein verletztes Baby-Känguru, es gab keinen Besuch im Naturpark. Es gab nur einen Kratzer, der aber war entstanden, so gab Wozniacki kleinlaut zu, „als ich vom Laufband gefallen bin.“ Mit hochrotem Kopf hatte Wozniacki den kleinen Sünden-Fall in einer weiteren Pressekonferenz zugeben müssen, sie habe gedacht, so die Dänin, „dass jeder der Reporter es sowieso merken würde.“

Bei den US Open in Runde zwei

Im Spätsommer 2023 würde Wozniacki wohl selbst noch einmal mit dem Kopf schütteln über die lachhafte Episode aus ihrem früheren Leben im Tourbetrieb. Aufmerksamkeit hat die 33 Jahre alte Mutter einer Tochter und eines Sohnes mehr als genug, sie muss nicht im geringsten in diesen Tagen darum buhlen, da sie bei den US Open ein überraschendes Grand-Slam-Comeback nach zwischenzeitlichem Rücktritt gibt und bereits nach einem 6:3, 6:2 gegen die Russin Tatiana Prosorowa in Runde zwei steht. Wobei: Überraschend? Wozniacki liegt zumindest im Trend des weiblichen Wanderzirkus, in dem inzwischen viele Spielerinnen versuchen, Familie und Profisport möglichst reibungsfrei miteinander zu verbinden.

Zuletzt stand schon die Ukrainerin Elina Svitolina im Blickpunkt des Interesses, sie war nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter in Wimbledon bis ins Halbfinale vorgeprescht. Und, wer weiß, noch ist auch nicht ganz ausgeschlossen, dass Wozniackis enge Freundin Serena Williams für ein paar Auftritte auf den Platz zurückkehrt. „Inspiration“ habe sie in all den Geschichten um die Tennis-Mamas gefunden, sagt Wozniacki.

Eine Erkrankung wirft Caroline Wozniacki nicht zurück

Ihre Geschichte allerdings unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den Wohlfühl-Storys der anderen Mütter: Denn die einst gut 70 Wochen auf dem Tennisgipfel thronende Dänin muss auch noch mit einer tückischen Krankheit fertig werden – Rheumatoide Arthritis. Eine Autoimmun-Krankheit, bei der der eigene Körper plötzlich zum Feind wird, Entzündungen in vielen Gelenken auslösen und auch innere Organe schädigen kann. 2018 bekam Wozniacki die Diagnose, 2020 hatte sie dann bei den Australian Open ihre Karriere erst mal beendet. Es war, wie sie sagt, „verdammt bitter“, gerade weil sie als unerschütterliche Kämpferin galt.

Inzwischen hat Wozniacki die rheumatischen Probleme „ganz gut im Griff“, obwohl Hochleistungstennis mit seinen extremen Belastungen nicht gerade als erste ärztliche Beratungswahl für Patienten gilt. „Ich habe meinen Körper in der Balance und unter Kontrolle“, sagt Wozniacki. Tennis hatte sie nach ihrem Rücktritt erst mal gar nicht mehr gespielt, die Schläger nicht angerührt. Doch dann, nach der Geburt des zweiten Kindes, von Söhnchen James, kam im vergangenen Herbst doch wieder der Impuls,, ein paar Bälle zu schlagen. „Es lief sehr gut. Ich habe auch einfach gedacht: Du bist noch so jung, warum nicht noch mal probieren. Man soll halt nie Nie sagen“, so die Dänin.

Nun bei den US Open gegen Petra Kvitova

Die Frage bleibt: Wohin führt diese Rückkehr? Etwa noch einmal zu einem Grand-Slam-Titel, so wie bei der Belgierin Kim Clijsters und ihrem fulminanten Comeback nach Babypause? Jedenfalls dürfte bei der ehrgeizigen Wozniacki der Anspruch fixiert sein, sich nicht irgendwo im Nirgendwo der Rangliste zu verlieren. Ein großes US-Open-Duell steht nun aber zunächst an: In Runde zwei geht es gegen die zweimalige Wimbledon-Königin Petra Kvitova, eine gleichaltrige Rivalin aus früheren Glanzzeiten.