Eindhoven. Lange spricht vieles für den dritten Champions-League-Titel des VfL Wolfsburg. Dann dreht der FC Barcelona das Spiel spektakulär.

Sie waren ihrem ganz großen Ziel so nah wie nie in den vergangenen drei Endspielen – doch am Ende hat es zum vierten Mal in Folge nicht gereicht: Der VfL Wolfsburg hat das Endspiel der Champions League in Eindhoven mit 2:3 gegen den spanischen Champion FC Barcelona verloren. Vor 34.147 Fans im ausverkauften PSV-Stadion führten die Wolfsburgerinnen dabei zur Pause durch die Tore von Ewa Pajor und Alexandra Popp mit 2:0 und zeigten einen großen Kampf. Ein Doppelschlag brachte den Favoriten zurück, und ausgerechnet die Ex-Wolfsburgerin Fridolina Rolfö wurde zur Barca-Matchwinnerin, die mit ihrem Treffer zum 3:2 das Königsklassen-Endspiel entschied.

Personelle Überraschungen gab’s in der Startelf von VfL-Coach Tommy Stroot nicht. Taktisch hatte der VfL-Coach offensiv aber einige Überraschungen parat: Linksaußen Sveindis Jonsdottir stürmte über die rechte Angriffsseite, half hinten die Ex-Wolfsburgerin Fridolina Rolfö in Schach zu halten. Mittelstürmerin Ewa Pajor rückte auf die linke Außenbahn, und im Sturmzentrum – auf ihrer Lieblingsposition – durfte Nationalmannschaftskapitänin Alexandra Popp ran.

Linksaußen Pajor lässt Wolfsburg ganz früh jubeln

Wolfsburgs  Wolfsburg Ewa Pajor jubelt nach ihrem Führungstreffer.
Wolfsburgs Wolfsburg Ewa Pajor jubelt nach ihrem Führungstreffer. © Firo

Es war ein Schachzug, der in der ersten Halbzeit komplett aufging. Zum ersten Mal nach vier Minuten. Barcelonas Rechtsverteidigerin Lucy Bronze leistete sich einen dicken Schnitzer im Aufbau, Pajor klaute ihr den Ball, zog nach innen und aus 18 Metern ab. Keeperin Sandra Panos war noch dran, aber nicht mehr entscheidend – 1:0. Die gut 5000 mitgereisten Wolfsburg-Fans hatten gleich allen Grund, um auszurasten.

Spaniens Meister war keineswegs geschockt, spielte präzise nach vorne und hatte einige richtig dicke Chancen. Salma Paralluelo tanzte Kathrin Hendrich auf Außen aus, fand aber keine Abnehmerin in der Mitte (9.). Irene Paredes ließ das 1:1 nach einer Ecke liegen, als sie am zweiten Pfosten völlig allein gelassen vorbeiköpfte (13.). Auch Caroline Hansen bekam den Ball nicht über die Linie, Felicitas Rauch störte noch entscheidend.

Popp vollendet – VfL mit 2:0 in die Pause

Alexandra Popp köpft den VfL Wolfsburg zum 2:0.
Alexandra Popp köpft den VfL Wolfsburg zum 2:0. © AFP

Ohnehin Rauch: Die Nationalverteidigerin machte auf der linken Abwehrseite gegen die norwegische Ex-Wolfsburgerin Hansen ein richtig starkes Spiel – und war darüber hinaus entscheidend am zweiten VfL-Treffer beteiligt: Sie trieb den Ball nach vorne, legte raus für Pajor, deren Flanke in der Mitte Kopfballungeheuer Popp fand – 2:0. Die Anführerin traf damit bereits in fünf verschiedenen Uefa-Endspielen, stellte diesen Rekord von Ada Hegerberg ein.

Die Wolfsburgerinnen zeigten sich gegen das dominante Barca extrem leidensfähig und zeigten einen kämpferisch bärenstarken Auftritt, Frohms rettete noch einmal stark gegen Salma Paralluelo (45.+2). Sie hatten zudem das nötige Glück auf ihrer Seite, sowohl vorne als auch hinten. 3:16 Abschlüsse standen nach 45 Minuten, 42:58 Prozent Ballbesitz. Aber eben auch 2,6 mehr gelaufene Kilometer und zwei Treffer mehr.

Barca mit Doppelschlag – und dann mit Rolfös Siegtreffer

Es hatte so gut ausgesehen, doch dann. Diesen starken Vorsprung verspielten die Wolfsburgerinnen zu Beginn des zweiten Durchgangs aber binnen nicht einmal drei Minuten. Erst nach schnellem Doppelpass mit Hansen, die jetzt immer besser durchkam, dann nach Flanke von Aitana Bonmati war Patricia Guijarro da, stellte mit ihrem Doppelpack wieder auf Anfang (48./50.).

Es wurde ein merkwürdiges Spiel, denn Barca spielte jetzt nicht mehr mit dem ganz großen Druck nach vorne, die Wolfsburgerinnen hatten sogar einige Ballbesitzphasen, und durch Pajor zwei Gelegenheiten, die aussichtsreicher hätten sein können. Und genau in diese Phase schlug Barcelona ein drittes Mal zu: Nach einer Flanke der Sekunden vorher eingewechselten Geyse schoss Lynn Wilms beim Klärungsversuch Kathrin Hendrich an, und ausgerechnet Rolfö bedankte sich am zweiten Pfosten – 2:3 (71.).

Die Wolfsburgerinnen versuchten in der Schlussphase inklusive siebenminütiger Nachspielzeit alles, doch es reichte nicht mehr. Barcelona verteidigte es geschickt und clever. Frohms kam zur letzten Aktion noch mit den Strafraum, Bremers Kopfball hatte Barcelonas Keeperin aber sicher. Dann war Schluss.

Die VfLerinnen sanken auf den Boden, konnten es nicht fassen, dass sie sich diese Chance nach 2:0-Führung noch haben nehmen lassen...