Hamburg. Die Beachvolleyball-Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum sind an diesem Wochenende auf dem Heiligengeistfeld zu erleben.

Um nachzuvollziehen, warum diese beiden die Beachvolleyball-Weltrangliste mit 2400 Punkten Vorsprung anführen, wäre ein Blick auf die Liste ihrer Erfolge schon ausreichend. Anders Berntsen Mol (25) und Christian Sandlie Sörum (27) sind amtierende Weltmeister, 2021 gewannen die beiden Norweger in Tokio Olympiagold. Sie haben das Finale der World Tour dreimal für sich entschieden, in dieser Saison standen sie beim Elite-16-Turnier in Doha (Katar) ganz oben auf dem Siegerpodest.

Um aber zu verstehen, warum das Duo die Weltelite dominiert, war ein Besuch auf dem Heiligengeistfeld am Donnerstagabend ein weiterer Augenöffner. Die Sonne über der Active City Arena, einem mobilen Stadion im Herzen St. Paulis, in dem bis zum 18. Juni verschiedene Trendsportarten ihre Visitenkarte abgeben, war längst untergegangen, ein kalter Wind ließ die Zuschauer frösteln.

Anders Mol und Christian Sörum jedoch spielten, als könne ihnen kein Wetter der Welt den Spaß an ihrem Sport verleiden. Um das Finale der ersten Runde des Wettkampfformats „King of the Court“ zu gewinnen, benötigten die beiden nur etwas mehr als die Hälfte der angesetzten 15 Minuten, um die notwendigen 15 Punkte einzufahren und den direkten Einzug ins Halbfinale an diesem Sonnabend zu schaffen.

Schwieriges lassen sie leicht aussehen

Und wer ihnen dabei zusah, wie sie mit einem Lächeln im Gesicht die schwierigen Punktgewinne federleicht aussehen ließen, der konnte nachvollziehen, warum sie derzeit das Maß der Dinge darstellen. „Wir selbst sehen das gar nicht so“, sagt Christian Sörum, als er sich mit seinem Spielpartner in einer Loge der Arena zum Gespräch mit dem Abendblatt eingefunden hat.

„Wir wissen natürlich, dass wir für die anderen die Favoriten sind. Aber unsere Einstellung hat sich nicht verändert: Wir wollen uns in jedem Match, das wir spielen, vor uns selber aufs Neue beweisen.“ Wahrscheinlich ist es dieser Hunger, sich auch bei Spaßturnieren wie „King of the Court“, für die keine Weltranglisten- oder Olympia-Qualifikationspunkte vergeben werden, keine Blöße zu geben, der die beiden Skandinavier an die Spitze getrieben hat.

Das Duo hasst Niederlagen

„Wir hassen es einfach, Spiele zu verlieren“, sagt Anders Mol, „das ändert sich auch nicht dadurch, dass du meistens gewinnst. Im Gegenteil, jede Niederlage tut uns dann noch mehr weh.“ Stimmt, bestätigt Christian Sörum: „Gewinnen ist wie eine Sucht, wenn du einmal erlebt hast, wie es sich anfühlt, willst du es immer wieder spüren.“

Wer erlebt, wie entspannt die beiden auf dem Court miteinander umgehen und wie offen und zugewandt sie im Gespräch sind, würde kaum vermuten, dass in ihnen eine solch extreme Einstellung Regie führt. Es gebe noch viel zu optimieren, im Aufschlag zum Beispiel, es gehe ihnen aber um viel mehr als nur um Titel.

Harter Kampf um Aufmerksamkeit

„Unser Anspruch ist es, unseren Sport größer zu machen und die Jugend für Beachvolleyball zu begeistern. Dabei hilft unsere Popularität, deshalb wollen wir so erfolgreich wie möglich sein“, sagt Anders Mol. In einem Land, das zwar vorrangig für seine Erfolge im Wintersport bekannt ist, aber das in Fußball-Topstar Erling Haaland (Manchester City) oder dem 400-Meter-Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm auch im Sommersport herausragende Athleten zu bieten hat, ist der Kampf um Aufmerksamkeit hart, mittlerweile aber auch durchaus ertragreich für die beiden.

„Wir haben schon das Gefühl, dass wir für unsere Erfolge Anerkennung bekommen. Bei der Sportlerwahl sind wir dreimal Team des Jahres geworden, das bedeutet uns sehr viel“, sagt Anders Mol. Dafür tun sie aber auch in der Heimat einiges.

Bei den nationalen Meisterschaften zum Beispiel, die vom 9. bis 11. Juni in Lillesand stattfinden, starten sie nicht gemeinsam, sondern mit ihren jüngeren Brüdern, um mehr Spannung zu generieren. „Christian hat den Titel noch nie gewonnen“, stichelt Mol. Ihr nächstes Ziel sei es, ein Elite-16-Turnier nach Norwegen zu holen.

Mol/Sörum spielen am Rothenbaum

Vom 16. bis 20. August, wenn die höchste Weltserie wieder am Rothenbaum Station macht, werden Mol/Sörum dabei sein, sofern nicht, wie im vergangenen Jahr, Krankheiten oder Verletzungen dem im Weg stehen. „Hamburg ist für uns ein spezieller Ort, wir verbinden tolle Erinnerungen mit der Stadt“, sagt Christian Sörum.

2018 gewannen sie am Rothenbaum das World-Tour-Finale, ein Jahr später holten sie bei der WM an selber Stelle Bronze, nachdem sie im Halbfinale an den späteren Vizeweltmeistern Julius Thole und Clemens Wickler gescheitert waren. „Ein lauteres Spiel mit einer besseren Atmosphäre habe ich noch nie erlebt“, sagt Mol.

An diesem Wochenende, wenn auf dem Heiligengeistfeld die Finalrunden anstehen, wird es vielleicht nicht ganz so stimmungsvoll. Ihrer Motivation allerdings wird das nicht schaden. „Wir geben alles, um zu gewinnen“, sagen beide, und sie meinen es so. Sie können nicht anders.