Hamburg. Beim TH Eilbeck 4 haben sich mehrere Ex-Leistungshandballer ins Pokalhalbfinale geworfen. Der Teamname hat eine Kneipe als Ursprung.

Am Ende der Großen Freiheit, ein paar Hundert Meter nördlich der Reeperbahn liegt die Pelican-Bar. Dort findet man am Wochenende in erster Linie Bier, Cocktails und Schnaps vor – und hin und wieder auch eine Handballmannschaft, die sich nach dieser Bar benannt hat.

„Wir haben viele Gemeinsamkeiten mit Pelikanen. Zum einen der große Schnabel, mit dem man viel schlucken kann. Und zum anderen fliegen Pelikane sehr lange, sind also auch mal eine ganze Nacht lang unterwegs. Das zeichnet uns auch am Wochenende aus“, sagt Felix Mehrkens, Spielertrainer der Eilbeck Pelicans, und lacht.

Handball: Pelicans stehen im Pokalhalbfinale

Die Pelicans werden vom Hamburger Handball-Verband (HHV) offiziell als TH Eilbeck 4 geführt. An diesem Montag (20.30 Uhr, Ritterstraße 9) steht die Spaßtruppe, die vor Kurzem Meister in der Bezirksliga 3 wurde, im Halbfinale des Hamburger Pokals. Der zwei Klassen höher spielende Hamburg-Ligist SG Hamburg-Nord 2 ist der Gegner – allerdings kein übermächtiger.

In Landesligist 1. HC Quickborn (39:25) sowie den Hamburg-Ligisten Rellinger TV (33:32) und HSG Elbvororte (32:31) haben die Pelicans bereits drei nominelle Favoriten rausgeworfen. Damit hat die vierte THE-Mannschaft, die sich bei ihrer Gründung dem Ziel Pokalsieg verschrieben hatte, bereits jetzt für den größten Triumph der Eilbecker Vereinsgeschichte gesorgt.

Spielertrainer Felix Mehrkens war einst Profi

Der Grund für den Erfolg: Spielertrainer Felix Mehrkens ist wie das gesamte Team eigentlich nicht in der Bezirksliga zu Hause. Bis auf einen Spieler spielte der Großteil der Mannschaft bisher auf Dritt- oder Viertliganiveau. Mehrkens war bis zur Insolvenz 2016 beim HSV Handball in der Bundesliga aktiv, wo er mit dem heutigen HSVH-Star Casper Mortensen auf Auswärtsfahrten ein Zimmer teilte, ehe er jahrelang für den HC Empor Rostock in der Dritten und Zweiten Liga spielte.

Felix Mehrkens ist Spielertrainer bei den Eilbeck Pelicans.
Felix Mehrkens ist Spielertrainer bei den Eilbeck Pelicans. © Jari Brüggmann | Jari Brüggmann

Auch Keeper Lennard Danielsen stand beim HSV Handball mal in einem Bundesligaspiel gegen den TBV Lemgo Lippe sowie im Europacup im Tor. Bei den Pelicans spielt er allerdings lieber als Kreisläufer – weil es ihm mehr Spaß macht.

Die Pelicans hatten keine Lust mehr auf Leistungshandball

Auf Leistungshandball haben Mehrkens und seine Freunde vor rund einem Jahr schlicht keine Lust mehr gehabt. Stattdessen geht es ihnen um die Gemeinschaft, den Spaß mit ihren Mitspielern – vor allem auch abseits des Feldes.

„Bei uns gehört es zum guten Ton, vor dem Spiel feiern zu gehen. Das wäre als Profi unmöglich und mit meinem Leistungssportgedanken auch nicht vereinbar gewesen“, sagt Mehrkens, der im Pokalhalbfinale wegen einer Schulterverletzung fehlt. Mittlerweile gehe er deutlich entspannter mit Niederlagen um, sagt der 28-Jährige, der als Vertriebstrainer für Auszubildende der Volksbanken arbeitet und nebenbei Personalmanagement studiert.

Pelicans sind Hamburger Verband dankbar

Dankbar sind die Pelicans vor allem dem Hamburger Handball-Verband, der sie zu Saisonbeginn nicht wie normalerweise üblich in der Kreisklasse, sondern etwas leistungsgerechter in die siebtklassige Bezirksliga einteilte. Für diese „Wildcard“ genügte eine Spielerliste mit den bisherigen Stationen der Pelikane. Trotz der Meisterschaft sei die Saison angesichts fehlender Kondition kein Selbstläufer gewesen, sagt Mehrkens.

Die vermeintliche Lösung – mehr zu trainieren – kommt allerdings nicht in Frage. „Wir haben einmal pro Woche für 90 Minuten Training, wovon wir mindestens eine Stunde Fußball spielen“, erklärt der Spielertrainer und lacht. „Unser Ziel ist nicht, irgendwann Hamburg-Liga zu spielen.“ Durch den Abstieg der ersten THE-Mannschaft in die Landesliga bleibt den Pelicans der Aufstieg in diesem Jahr ohnehin verwehrt.

Weil viele Pelicans-Akteure hauptberuflich beim HSV Hamburg angestellt sind, darunter Atletiktrainer Philipp Winterhoff, Physiotherapeut Mathias Bludau oder Social-Media-Chef Jari Brüggmann, kommt es oft zu Terminkollisionen. Die direkten Kontakte zum Hamburger Bundesligisten helfen aber auch. Brüggmann übernimmt mit HSVH-Volontär Rick Behnke-Schoos den Instagram-Auftritt der Pelicans.

Und unter den mehr als 200 erwarteten Fans, denen heute in der unterdimensionierten Halle an der Ritterstraße unter anderem Freibier geboten wird, wird auch ein knappes Dutzend HSVH-Profis sein, die sich nicht entgehen lassen wollen, wie die Pelikane abheben.