Rom. Bayer Leverkusen droht das Europa-League-Finale zu verpassen. Die Werkself verlor im Halbfinal-Hinspiel bei der AS Rom mit 0:1.

Ein so zäher wie stimmungsvoller Abnutzungskampf war vorbei, 65 000 Fans im Olympiastadion schmetterten Italiens vielleicht beste Stadionschnulze. „Grazie Roma“ heißt sie, und ja, an diesem Abend konnten sie ihrem Team wirklich aus voller Inbrunst danken.

Der Tabellensiebte der Serie A wird in der entscheidenden Saisonphase von Verletzungsproblemen gebeutelt, wer nicht unpässlich ist wie der größte Teil der Stammabwehr, spielt angeschlagen, so etwa der eingewechselte Star Paolo Dybala. Erschöpft fielen nach dem Schlusspfiff etliche Akteure auf den Boden. Mehr als ein 1:0 (0:0) gegen Bayer Leverkusen hat die nicht gerade vor offensiven Ideen sprühende Roma von Trainer José Mourinho momentan kaum drauf.

Aber brauchte es aus Sicht der Italiener überhaupt mehr? Man hatte nicht den Eindruck. Es war Bayer-Trainer Xabi Alonso, der schon weit vor Schlusspfiff den vierten Offiziellen mit nachdrücklichem Klopfen auf seine Uhr zu einer üppigen Nachspielzeit aufforderte, und sein Team, das dann mit einer Dringlichkeit wie sonst nur bei Rückspielen auf den Ausgleich drängte. Leverkusen musste die Niederlage als ein Match der verpassten Chancen empfinden.

Roms Andrea Belotti (r.) und Leverkusens Edmond Tapsoba kämpfen um den Ball.
Roms Andrea Belotti (r.) und Leverkusens Edmond Tapsoba kämpfen um den Ball. © dpa

Bis eine späte Karambolage von Roms Torwart Rui Patricio mit Verteidiger Roger Ibáñez noch eine goldene Leverkusener Einschussgelegenheit offenbarte, hatten sich Bayers einzigen nennenswerten Torchancen in der Anfangsphase ereignet, vor allem nach einem starken Spielzug von Florian Wirtz. Dann entwickelte sich zunehmend ein kleinteiliges Gefecht. Die positive Seite einer spielerisch enttäuschenden Darbietung war: Die Leverkusener brachen in der elektrischen Atmosphäre auch nach dem Rückstand nicht ein.

Vom Lehrer ausgecoacht

Sie zeigten sich insofern als Abbild ihres Trainers, der hinter seinem stets geschmeidigen Auftreten schon als Spieler einen ultrakompetitiven Wettkämpfer mit robuster Zweikampfführung verbarg. Gelernt hatte Alonso dies nicht zuletzt unter Mourinho bei Real Madrid. Nun wurde er im ersten Halbfinalakt von seinem alten Lehrer in mancherlei Hinsicht ausgecoacht. Die übliche Konterstärke etwa konnte Bayer nie entfalten.

Von „kontrollierten Emotionen“, sprach Mourinho, so entstünden „Gleichgewicht und taktische Kontrolle“. Das Tor des Abends fiel denn auch nach einem Zusammenspiel in Unterzahl zwischen dem Torschützen Edoardo Bove und Tammy Abraham (63. Minute). „Wir sind nicht zufrieden, aber wir wissen auch, dass es noch ein nächstes Spiel gibt“, sagte Alonso und nannte das fruchtlose Anrennen in der Schlussphase „eine gute Vorbereitung auf nächste Woche.