München. Der FC Bayern tritt Samstag bei Werder Bremen an – das weckt Erinnerungen an große Titeljagden. Aktuell ist der primäre Gegner der BVB.

Wenn in der Bundesliga vom Klassiker die Rede ist, dann assoziiert das Publikum damit vor allem Spiele zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Diese Verknüpfung liegt derzeit besonders nahe, weil sich der Abomeister aus München ausnahmsweise mal wieder ein echtes Titelrennen mit dem BVB liefert. Nur einen Punkt Vorsprung hat der Tabellenführer FC Bayern auf den Verfolger Dortmund vor den letzten vier Spieltagen. Allerdings steht erst in der letzten Runde ein Fernduell in Reinform an. Nur dann spielen die Bayern und Dortmunder zeitgleich. An den vorherigen drei Spieltagen dürfen die Münchener immer vorlegen, die Dortmunder müssen stets nachziehen, was bereits Kritik an diesen Ansetzungen hervorrief. „Es ist angenehmer, vorzulegen. Da kann man ganz ehrlich drauf antworten. Aber du musst es halt machen“, sagte Bayerns Trainer Thomas Tuchel am Freitag über den „Vorteil“ für seine Mannschaft.

Den Anfang des versetzten Fernduells macht an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) der wahre Klassiker der Bundesliga oder zumindest der Klassiker mit der längsten Tradition. Zum bereits 112. Mal treffen Werder Bremen und der FC Bayern aufeinander. Kein anderes Spiel gab es in der Bundesliga häufiger. Für Tuchel ist es erst recht ein besonderes. „Gladbach und Werder waren meine beiden Teams in der Jugend, als Kind. Die habe ich nachgespielt im Garten“, erzählte der 49-Jährige. Auf Mönchengladbach kam er durch seinen Vater. Für Bremen interessierte sich der junge Thomas Tuchel aus eigenem Antrieb, „weil Werder die Mannschaft war, die neben Bayern in Europa gespielt hat. Und Werder war irgendwie immer Spektakel“. Als „super attraktiv“ bezeichnete er zudem, dass Bremen mit den Bayern oft um den Ligatitel kämpfte. Und noch immer sei das Weserstadion „ein echt schöner Ort, um ein Abendspiel in der Bundesliga zu spielen.“

Früher gab es packende Meisterschaftskämpfe zwischen Bayern und Werder

Es liegt wohl vor allem an der Historie, dass der Klassiker als sogenanntes Topspiel angesetzt wurde. Was mittlerweile die Partien zwischen Dortmund und München versprechen, dafür standen einst die legendären Spiele zwischen Bayern und Bremen. Wie 1986, als Michael Kutzop im Heimspiel gegen die Münchener am 33. Spieltag beim Stande von 0:0 in der 89. Minute einen Elfmeter an den Pfosten schoss. Bei einem Sieg wäre Werder vorzeitig Meister gewesen, dank des torlosen Remis aber holten die Bayern am letzten Spieltag im Fernduell den Titel. Anders 2004, als sich die Bremer durch einen 3:1-Sieg in München am 32. Spieltag die Schale sicherten, ihre vierte und bisher letzte. Nun wollen sich die Bayern in Bremen ihrem elften Meistertitel in Serie und 33. insgesamt nähern, trotz der Ausfälle der verletzten oder noch nicht wieder einsatzfähigen Eric Maxim Choupo-Moting, Dayot Upamecano, Alphonso Davies, Josip Stanisic, Manuel Neuer und Lucas Hernández. Zudem fehlt Leon Goretzka (Gelbsperre), Ryan Gravenberch wird ihn vertreten.

Auf den Gewinn des Ligatitels soll beim FC Bayern nun die ganze Aufmerksamkeit gelegt werden. Das teilten die Münchener in dieser Woche sogar offiziell mit, als sie ihre Aufsichtsratssitzung vom 22. auf den 30. Mai verlegten, auf die Zeit nach der Saison. Dadurch „soll sich die Konzentration bei allen im Verein in der entscheidenden Phase des Meisterschaftsrennens auf das Sportliche fokussieren“, ließen die Bayern wissen. Wer wollte, konnte daraus die Tendenz ablesen, dass womöglich Änderungen im Vorstand anstehen. Vor allem die Zukunft des Vorsitzenden Oliver Kahn, 53, gilt trotz seines Vertrags bis 2024 als gefährdet, deutlich mehr als die des bis 2026 gebundenen Sportvorstands Hasan Salihamidzic, 46.

Die Ansetzungen im Fernduell der Titelkandidaten Bayern und Dortmund an den letzten vier Spieltagen:

31. Spieltag:

6. Mai, 18.30 Uhr: Bremen – Bayern

7. Mai, 17.30 Uhr: Dortmund – Wolfsburg

32. Spieltag:

13. Mai, 15.30 Uhr: Bayern – Schalke

13. Mai, 18.30 Uhr: Dortmund – Gladbach

33. Spieltag:

20. Mai, 18.30 Uhr: Bayern – Leipzig

21. Mai, 17.30 Uhr: Augsburg – Dortmund

34. Spieltag:

27. Mai, 15.30 Uhr: Köln – Bayern

27. Mai, 15.30 Uhr: Dortmund – Mainz