München. Der deutsche Rekordmeister verpasst zum dritten Mal in Folge das Halbfinale der Königsklasse. Manchester City eine Nummer zu groß.

In gewohnter schlichter Eleganz stand Pep Guardiola in seiner Coachingzone, ganz in schwarz gekleidet. Doch diesmal war es jenes Areal, das er als Trainer des FC Bayern von 2013 bis 2016 immer nur von nebenan gesehen hatte. Nun aber war der Katalane erstmals seit seinem Abschied als Gästecoach in der Münchner Arena, und anders als die meisten Trainer eines Bayern-Gegners konnte er an seiner alten Wirkungsstätte jubeln.

Erling Haaland lässt keine Zweifel aufkommen

Das lag daran, dass der FC Bayern nach der 0:3-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel im Rückspiel am Mittwochabend gegen Guardiolas Manchester City nicht über ein 1:1 (0:0) hinausgekommen war. Erling Haaland hatte mit seinem Tor in der 57. Minute den Weg der Engländer ins Halbfinale der Champions League endgültig geebnet, Joshua Kimmich glich noch per Handelfmeter aus (83.). Für den FC Bayern ist die Saison in Europa dagegen wie in den vergangenen beiden Spielzeiten nach dem Viertelfinale beendet. Vor gut zwei Wochen waren die Münchner bereits im Viertelfinale aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Als Saisonziel bleibt ihnen nun nur noch der Meistertitel.

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Immerhin hatten sich die Bayern mit viel Engagement, einer ansprechenden Leistung und dem verdienten Applaus der Fans verabschiedet. Wie viel für die Münchner hätte zusammen kommen müssen für einen Einzug ins Halbfinale, das hatte Thomas Müller zuvor beschrieben. Wenn man sich vorstelle, in der ersten Halbzeit in Führung zu gehen, dann mache man in der zweiten Halbzeit vielleicht ein zweites Tor. „Und spätestens ab da kann jeder Ball, jeder Pfiff, jede Situation entscheidend sein“, hatte Müller befunden, ehe er ein realistisches Aber anfügte und daran erinnerte, dass auch noch ein Gegner auf dem Platz stehe. Dass es sich dabei um Guardiolas formstarken Titelfavoriten und englischen Meister handelte, machte das Unterfangen noch ein bisschen komplizierter als ohnehin.

Aus Müllers Sicht war es vermutlich nicht von Vorteil, dass er wie im Hinspiel zunächst erneut auf der Bank Platz nehmen musste. Es sei voraussichtlich wieder „kein Thomas-Müller-Spiel“, begründete Trainer Thomas Tuchel seinen Verzicht, die zu erwartende Charakteristik des Spiels sei Müller „nicht auf den Leib geschneidert“. Prominente Gesellschaft auf der Bank leisteten Müller immerhin Alphonso Davies, Serge Gnabry und Sadio Mané. Letzterer war für das zurückliegende Bundesligaspiel gegen Hoffenheim (1:1) suspendiert und mit der vereinsinternen Rekordstrafe in Höhe von angeblich 350000 Euro belegt worden, weil er Leroy Sané nach dem Hinspiel in Manchester in der Kabine auf die Lippe geschlagen hatte.

Jene Münchner, die wie der zuletzt angeschlagene Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting starteten, gaben sich alle Mühe, die Gäste unter Druck zu setzen. Unterstützt wurden sie von einem für Münchner Verhältnisse fast schon frenetischen Publikum, das hörbar mithelfen wollte beim Wunder. „Mit breiter Brust, kämpfen bis zum Schluss“, hatte auf einem Transparent gestanden.

Leroy Sané vergibt beste Bayern-Chance

Dem ersten Kapitel aus Müllers Drehbuch, dem 1:0, kamen die Bayern Mitte der ersten Halbzeit nahe. Nach einem Konter und Pass von Jamal Musiala lief Sané allein auf Ederson zu, verfehlte dessen Tor aber knapp. Fast im direkten Gegenzug bekamen die Münchner das Risiko ihrer Offensive vor Augen geführt, als Haaland entwischte, ehe ihn Dayot Upamecano als letzter Mann zu Fall brachte. Der französische Schiedsrichter Clément Turpin zog Rot, musste den Platzverweis aber zurücknehmen, weil Haaland im Abseits angespielt worden war. Tuchel hatte sich vorher schon über Turpins Entscheidungen aufgeregt und beschwerte sich nun wieder, weshalb er Gelb sah.

So engagiert die Bayern auch auftraten, so deutlich wurde ihre Verunsicherung und mangelnde Überzeugung. Exemplarisch dafür stand jene Szene, in der Sané den Abschluss scheute und lieber Leon Goretzka den Ball zuschob. Der Mittelfeldspieler schloss zwar direkt ab, allerdings in Rücklage und dadurch deutlich zu hoch. Am Unterhaltungswert des Spiels gab es aber nichts auszusetzen. Das lag auch an einem umstrittenen Handelfmeter, nachdem Ilkay Gündogan geschossen und Upamecano den Ball mit dem Arm touchiert hatte. Doch Haaland schoss den Strafstoß über Yann Sommers Tor.

FC Bayern bemüht, Manchester City eiskalt

Die Bayern versuchten es auch in der zweiten Halbzeit, und besonders nahe kamen sie der Führung, als eine abgefälschte Hereingabe von Kingsley Coman kurz vor der Linie entlangrollte, aber keinen Abnehmer fand. Im Gegenzug räumte Haaland die ohnehin klitzekleinen Zweifel an Manchesters Halbfinaleinzug aus, als er nach Kevin De Bruynes Zuspiel freistehend zum 0:1 vollendete. Guardiola jubelte.