Berlin/Dortmund. BVB-Boss Watzke und Union-Präsident Zingler verteidigten Planungen zum Einstieg von Geldgebern bei der DFL. Kritik gibt es für Hertha BSC.

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Union-Berlin-Präsident Dirk Zingler haben sich für Investoren im Profi-Fußball ausgesprochen. „Wenn wir es uns als Bundesliga nicht zutrauen, international zu wachsen und verantwortungsbewusst mit dem Geld eines Investors - der übrigens keinerlei Mitbestimmungsrecht bekommt - umzugehen, werden wir auf Sicht ins Hintertreffen geraten und an internationaler Wettbewerbsfähigkeit einbüßen“, sagte Watzke der Welt am Sonntag in einem gemeinsamen Interview.

Man könne „die drei Jahre Corona nicht ausblenden“, ergänzte er: „Allein wir beim BVB haben dadurch 151 Millionen Euro eingebüßt“. Verluste, die dank Investoren leichter kompensiert werden könnten: „Wir möchten und müssen etwas tun, um unsere Investitionsfähigkeit zu verbessern.“

Dass die überwiegende Mehrheit der Fußball-Fans externen Geldgebern ablehnend gegenüberstehen, sei auch damit zu begründen, dass „die Liga und die Vereine bislang nicht gut informiert haben“, so Zingler: „Wir müssen in dieser Sache besser kommunizieren, denn das Thema Investoren ist kein schlechtes Thema.“ Die Debatte sieht er „in Teilen scheinheilig“. Die Klubs müssten „klar und deutlich sagen, was wir da eigentlich vorhaben. Denn wir wissen genau, was wir nicht wollen - und zwar eine Mitbestimmung der Investoren. Es wird niemanden geben, der uns vorschreibt, wann und wo wir spielen.“

Kritik an Ex-DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen

Damit bezog sich Zingler unter anderem auf Aussagen von Donata Hopfen. Die frühere Chefin der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hatte die Austragung des deutschen Supercups in Saudi-Arabien als Option genannt, was in der Diskussion um die Glaubwürdigkeit des Fußballs „sicher nicht geholfen“ hat, so Zingler. Für Watzke hat Hopfens Aussage „natürlich geschadet.“

Auch mit Blick auf Topstars in der Bundesliga seien Investoren wertvoll, betonte Watzke: „Wer fordert, Stars wie Haaland (Erling Haaland, d. Red.) zu kaufen und zu halten, der muss auch wissen, dass dann zwangsläufig die Erlöse gesteigert werden müssten.“ Ohne externe Geldgeber würde dies „wahrscheinlich auch eine deutliche Erhöhung - unter anderem - der Eintrittspreise nach sich ziehen.“ Alles würde viel, viel teurer für die Fans. „Es geht natürlich nicht, internationale Topstars zu halten oder zu kaufen und gleichzeitig die Stehplatzkarte nur acht Euro kosten zu lassen“, betonte Watzke.

Hertha BSC als Negativbeispiel

Zingler übte auch massive Kritik am Bundesliga-Lokalrivalen Hertha BSC, bei dem nach dem Abschied von Lars Windhorst das Unternehmen 777 Partners als neuer Investor eingestiegen ist. „Wir haben bei uns in Berlin leider das übelste Beispiel vor der Haustür, was Investoren im deutschen Fußball betrifft“, sagte Zingler. „Das macht das ganze Thema insofern kaputt, weil es zeigt, wie es eigentlich nicht laufen sollte. Fußball wird dort zur Handelsware.“ Das amerikanische Unternehmen will 100 Millionen Euro in Hertha BSC investieren.

Die Berliner sind nach dem 2:5 beim FC Schalke 04 als Tabellenletzter akut vom Abstieg bedroht und wollen mit dem frischen Geld auch Verbindlichkeiten abbauen. Die Partnerschaft mit Windhorst war nach gut drei Jahren voller Missverständnisse im Streit beendet worden. 375 Millionen Euro wurde ohne sportlichen Fortschritt ausgegeben. (sid/dpa)