Hamburg. Das Team unterlag Ludwigsburg mit 77:83. Neuzugang Ryan Taylor überzeugt, dafür fällt Jordan Davis vermutlich länger aus.

Ryan Taylor beginnt nahezu jeden Satz mit einem hohen, langgezogenen „Ähm“. Um die Frage nach der Perspektive der restlichen Saison der Veolia Towers Hamburg zu beantworten, benötigte der Neuzugang jedoch keinerlei Bedenkzeit. „Solange wir rechnerisch nicht eliminiert sind, spiele ich für den Play-off-Einzug“, sagte der US-Amerikaner unmittelbar nach seinem Debüt. Diese selbstbewusste Mentalität sollte als gute Nachricht für die Bundesliga-Basketballer gewertet werden. Die schlechte: Ihre 77:83 (13:20, 21:24, 22:30, 21:9)-Heimniederlage vor 3400 Zuschauern in der ausverkauften edel-optics.de Arena am Sonnabend gegen die MHP Riesen Ludwigsburg bringt sie dem unwahrscheinlichen Ziel Taylors nicht näher.

Überhaupt scheint Positives wie Negatives bei den Wilhelmsburgern zu alternieren. Beste Beispiele dafür sind Neuverpflichtungen wie Taylor. Der wurfstarke Guard brillierte bei seiner Premiere als bester Punktesammler (17), traf Abschlüsse aus allen Lagen. Aber zugleich muss der 28-Jährige voraussichtlich ohne Jordan Davis auskommen, der erst einen Spieltag zuvor bei der 83:88-Heimniederlage gegen Brose Bamberg mit 20 Punkten ein vielversprechendes Debüt gegeben hatte. Davis hatte am Freitag im Training eine Stauchung des linken Handgelenks erlitten und fehlte gegen die Riesen. An diesem Montag wird der 25 Jahre alte US-Amerikaner bei einem Handspezialisten vorstellig. Nach Abendblatt-Informationen befürchten die Towers, ihren Guard für die restliche Saison zu verlieren.

Towers: Das Duell mit Luwigsburg glich einem Wellenbad

Auch das Duell mit Ludwigsburg, das die Hamburger im Übrigen beim neunten Aufeinandertreffen zum neunten Mal verloren, glich einem Wellenbad. Die Gastgeber verteidigten über den gesamten Verlauf ordentlich, spielten sich gute Würfe heraus und erkämpften sich durch aggressives Offensivrebounding 16 zweite Chancen. Und all das nur, um in der ersten Halbzeit Trefferquoten auf Juniorenniveau (final stieg die Quote auf erträgliche 44,1 Prozent) zu erzielen und sich insgesamt 18 Ballverluste zu leisten. Wie gewonnen, so zerronnen.

Entscheidend war ein 0:11-Start ins dritte Viertel. Immerhin kämpften sich die Towers aus einem 25-Punkte-Loch (37:62) zu spät noch auf 72:77 heran. „Wir haben nur 15 Minuten unseren Basketball gespielt“, sagte Cheftrainer Benka Barloschky. Der 35-Jährige, dessen Vertragsverlängerung im Sommer nur eine Formalie sein wird, hat sich nach nun 15 Spielen ein Profil erarbeitet. Es ist ihm gelungen, ein verunsichertes Team zu stabilisieren. Negativerlebnisse in Spielen können seine Akteure nun besser wegstecken.

Towers: Der Vorsprung auf Platz 17 blieb konstant

„Seine Handschrift wird sichtbar, dafür musste man ihm etwas Zeit geben“, sagt Center Jonas Wohlfarth-Bottermann über seinen Coach. Der wiederum seinen Prinzipien treu bleibt, sich von Kritik nicht beeinflussen lässt. Auszeiten nach gegnerischen Läufen nimmt er nur selektiv, um seine Spielern zu ermutigen, selbst die Lösungen zu finden. Am vor jedem Spiel erarbeiteten Plan hält Barloschky konsequent fest. So auch gegen Ludwigsburg, als Wohlfarth-Bottermann, dessen 14 Spielminuten die Towers mit 13 Punkten gewannen, deutlich weniger spielte als sein Positionskollege Yoeli Childs, dessen 26 Minuten mit 19 Zählern verloren wurden. „Jonas hat das super gemacht, aber wir haben eine Rollenverteilung im Team, die wir beibehalten“, sagte Barloschky.

So ärgerlich die Pleite war, eine gute Nachricht hielt der Spieltag bereit: Der Vorsprung auf Platz 17 blieb konstant bei beruhigenden drei Siegen. Der Abstieg scheint in dieser Saison, ebenso wie die Play-offs, keine Perspektive zu sein.

Veolia Towers Hamburg: Taylor (17 Punkte), Polite (16), Childs (15), Cleary (8), Hinrichs (6), Meisner (6), Wohlfarth-Bottermann (5), Samar (4), Philipps, Schoormann.