Hamburg. Der Hamburger Ruderer will auf dem Weg zu Olympia 2024 noch mal angreifen. Welche Herausforderungen auf diesem Weg warten.

Gespräche mit Malte Großmann zählen zu den angenehmsten Facetten des Sportreporterdaseins. Zum einen, weil der 27-Jährige vom Ruderclub Favorite Hammonia eloquent und ehrlich schildert, was ihn bewegt. Zum anderen, weil er dabei eine Positivität ausstrahlt, die ansteckend wirkt – und gleichzeitig keinesfalls selbstverständlich ist.

Denn für den Aufwand, den der Hamburger über die vergangenen Jahre in seine sportliche Karriere gesteckt hat, ist er bislang unterdurchschnittlich belohnt worden. Mehrere Saisons verbrachte er als Ersatzmann im deutschen Riemen-Nationalteam damit, auf Einsätze zu warten, die dann doch nicht kamen.

Rudern: Malte Großmann stand am Scheideweg seiner Karriere

Seit er im Herbst 2021 jedoch, gepeinigt von einer acht Monate währenden Muskel- und Nervenentzündung im Rücken, am Scheideweg seiner Karriere entschied, noch einmal alles für seinen Lebenstraum, die Teilnahme an Olympischen Sommerspielen, zu investieren, gibt es für Zweifel in seinem sportlichen Kosmos keinen Raum mehr. In der vergangenen Saison schaffte es der 1,95 Meter große Topathlet ins Aufgebot des deutschen Vierers, der bei der WM in Racice (Tschechien) immerhin Platz sieben erreichte.

Gelänge mindestens Gleiches in diesem Jahr bei den Welttitelkämpfen in Belgrad (Serbien/3. bis 10. September), wäre die Qualifikation für Olympia 2024 in Paris geschafft. Doch Malte Großmann träumt von mehr. „Es in den Vierer zu schaffen, das ist mein Minimalziel, ich habe mich im Team sehr wohlgefühlt. Aber das Paradeboot ist der Achter, natürlich möchte dort jeder dabei sein, auch ich“, sagt er.

Die Chancen für erfahrene Athleten für den Achter stehen gut

Angesichts der Tatsache, dass der Achter in Racice erstmals seit 23 Jahren ein WM-Finale verpasst hatte und deshalb nach Olympiasilber 2021 in Tokio ein weiterer Neubeginn ausgerufen wurde, stehen die Chancen für erfahrene Athleten wie Malte Großmann nicht schlecht, sich neu zu profilieren. Allerdings verlief sein Start in die Wettkampfsaison 2023 holprig. Im Anschluss an die WM infizierte er sich mit Corona, ein fast zwei Monate anhaltender Husten behinderte ihn. „Außerdem habe ich es mir selbst ein wenig schwer gemacht, weil ich von Anfang Oktober bis Weihnachten ein Auslandssemester in Mexiko eingelegt habe“, sagt er.

Missen möchte der angehende Wirtschaftsingenieur, der aktuell an der Kühne Logistics University (KLU) seinen Master in Global Logistics & Supply Chain Management macht, die knapp drei Monate in Mexiko-Stadt dennoch nicht. „Es war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Die Uni hat einen sehr guten Ruf, das Programm war zwar hart, aber extrem anspruchsvoll und spannend, und ich habe noch nie so freundliche Menschen kennengelernt wie dort“, sagt er. Man habe ihm sogar für das Trockentraining einen Ruderergometer für sein Apartment zur Verfügung gestellt. „So konnte ich immerhin etwas trainieren“, sagt er.

Großmann musste zu Saisonbeginn Rückstände aufholen

Weil er sich nach der Rückkehr zu allem Überfluss auch noch eine Grippe einfing, war das erste Trainingslager im Januar in Lago Azul (Portugal) sein Saisoneinstieg. „Ich musste einige Rückstände aufholen“, sagt er. Während in der ersten Phase die Mittel- und Großboote im Fokus standen, ging es im zweiten Trainingslager an selber Stelle, das am vergangenen Mittwoch endete, um die Arbeit in den Zweierteams. „Da konnte ich körperlich und ruderisch einiges nachlegen, sodass ich mich jetzt wieder auf Augenhöhe mit den anderen sehe“, sagt Malte Großmann.

In Sönke Kruse (22/Münster) hat er einen aus dem U-23-Kader aufgerückten Nachwuchsathleten als neuen Zweierpartner an seiner Seite. „Das motiviert mich noch mehr, alles aus mir herauszuholen, um mitzuhalten“, sagt er. Die nächsten Standortbestimmungen sind der Ergo- und Langstreckentest am 1./2. April in Leipzig und die deutschen Kleinbootmeisterschaften zwei Wochen darauf auf dem Beetzsee in Brandenburg.

Danach entscheidet sich, in welchen Besetzungen die Boote in die EM in Bled (Slowenien/26. bis 28. Mai) sowie die Weltcups in Varese (Italien/16. bis 18. Juni) und Luzern (Schweiz/7. bis 9. Juli) starten. „Ich werde alles im Kraftraum, auf dem Ergometer und dem Wasser lassen, um mein Ziel zu erreichen“, sagt Malte Großmann, „und ich freue mich drauf!“ Man kann nicht anders, als ihm zu glauben.