Méribel. Der Allgäuer triumphiert bei der alpinen Ski-WM im Parallelrennen. Wiederholen können wird er diesen Coup wohl nicht.

Alexander Schmid jubelte als neuer Weltmeister erst einmal nur verhalten, andere dagegen konnten sich nicht bremsen. Linus Straßer sprang dem Erlöser der deutschen Alpinen ausgelassen um den Hals und schrie: „Das ist saugeil.“

Nur wenige Meter dahinter war auch Felix Neureuther schier aus dem Häuschen. „Das war Perfektion“, sagte er über Schmids begeisternden Durchmarsch zu Gold im Parallelrennen, dem ersten seit Maria Höfl-Rieschs Kombinationssieg vor zehn Jahren in Schladming.

Alpine Ski-WM: Alexander Schmid beendet 34-jährige Durststrecke

„Es ist ein verrückter Tag, ich bin sehr stolz auf mich“, sagte der schüchterne, bisweilen an sich zweifelnde Schmid, der im Weltcup noch nie ganz oben auf dem Podium gestanden hatte. Diesmal jedoch beherrschte er die Konkurrenten beinahe nach Belieben, im Finale ließ er Dominik Raschner aus Österreich keine Chance.

Seine insgesamt acht Läufe nahe an der Perfektion führten zum ersten deutschen Männer-Gold bei einer WM seit Hansjörg Tauschers Abfahrtssieg vor 34 Jahren in Vail. „Eine stolze Zahl“, sagte Schmid verlegen lächelnd.

Schmids Coup nimmt dem DSV den Druck

Unter der strahlenden Sonne von Méribel kam der Triumph des stillen Allgäuers am zehnten Tag der bis dahin medaillenlosen deutschen WM einer Erlösung gleich. „Für alle, die hier beteiligt sind“, betonte Alpinchef Wolfgang Maier, „ist es schon viel wert. Wir gehören ja nicht zu den Topfavoriten.“ Jetzt aber sei der Druck weg, der Sieg des 26 Jahre alten Schmid eine „extreme Erleichterung“. Außerdem: „Einen Weltmeister zu haben, ist schon etwas Besonderes.“ Siehe Tauscher.

Schmid selbst wies darauf hin, dass er „für Team Deutschland“ gewonnen und so auch den Druck genommen habe von denen, die jetzt noch Medaillenchancen haben – allen voran Lena Dürr und Straßer in den Slalomrennen am Wochenende. Auch Schmid selbst kann es nun entspannter angehen lassen. Im Riesenslalom am Freitag sei er „auf keinen Fall zu den Favoriten“ zu zählen, behauptet Cheftrainer Christian Schwaiger, er sagt allerdings auch: „Für mich ist er einer der genialsten Riesenslalom-Fahrer.“

Vor zwei Jahren noch war Schmid bei der WM als Zweiter nach dem ersten Lauf im Riesenslalom ausgeschieden, als Vierter im Parallelrennen hatte er das Podest knapp verfehlt. Diesmal aber ließ er sich von nichts und niemandem aus der Bahn werfen.

Schmid fährt im Parallelrennen wie auf Schienen

„Das hat er souverän gemeistert. Hut ab, das war eine starke, starke Leistung von ihm“, sagte Dürr, die im Viertelfinale gescheitert war. Zu Beginn der K.-o.-Runde mit zwei Läufen hatte im Achtelfinale schon Straßer die Skier einpacken müssen.

Schmid dagegen fuhr bisweilen wie auf Schienen. „Besser gehts nimmer“, sagte Cheftrainer Schwaiger. „Jeden Lauf“ sei der Weltmeister auf „extrem hohem Niveau“ gefahren, außerdem „mit Kopf“, und das sei extrem wichtig: „Man kann im Parallel-Rennen schnell sein, aber mit dem Kopf durch die Wand geht nicht.“

Dass er es kann, hatte Schmid bereits mit der Mannschaft bewiesen: Bei der WM 2021 führte er das deutsche Team zu Bronze, bei Olympia gewann er an der Seite von Dürr und Straßer Silber.

„Das war heute auch wirklich eine souveräne Vorstellung vom Alex“, sagte der erkennbar erlöste Maier, dem es zudem wichtig war zu betonen: „Der ist kein Zufallsweltmeister.“

Parallelrennen sollen aus WM-Programm fliegen

Aber allem Anschein nach der letzte seiner Art. Bei der WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird es wohl keine Parallelrennen mehr geben – „eine Schande“ sei das, sagte Maria Therese Tviberg aus Norwegen, die das wahrscheinlich letzte Gold bei den Frauen gewann.

Die Parallelrennen hatten vor zwei Jahren in Cortina d'Ampezzo (Italien) ihre WM-Premiere gefeiert. Dabei treten die Athletinnen und Athleten in jeder Runde zweimal gegeneinander an. Der blaue Kurs in Méribel war einen Tick schneller als der rote.