HSV II gewinnt dramatisches Derby. Kleine Rothosen jagen Lübeck, Paloma kauft Stühle und der ETV-Protest ist entschieden.

HSV II gewinnt dramatisches Derby. Der HSV II schwebt weiter auf Wolke sieben! Kurz vor dem Regionalliga-Derby gegen Eintracht Norderstedt bestätigte der Club die Beantragung der Lizenz für die 3. Liga. Es folgte ein dramatischer 3:2-Erfolg. „Für solche Spiele lieben wir doch alle den Fußball“, sagte HSV-II-Trainer Pit Reimers, nachdem sein Team in der vierten Minute der Nachspielzeit das 2:2 durch Manuel Brendel kassiert, zwei Minuten später mit der letzten Aktion durch Dreifachtorschütze Pingwinde Beleme jedoch per Lupfer zum 3:2 zurückgeschlagen hatte. Tabellenführer VfB Lübeck spürt nach dem 1:1 bei Hannover 96 II die nur vier Punkte zurückliegenden Rothosen als hartnäckige Verfolger im Nacken.

Am liebsten in den eigenen Allerwertesten gebissen hätte sich Eintrachts Trainer Olufemi Smith. Das defensive Tohuwabohu seiner Hintermannschaft, die bei allen drei Gegentoren kräftig mithalf, verdarb ihm den Tag. „Das war in der Nachspielzeit exakt derselbe Spielverlauf wie beim 2:3 in der Hinrunde daheim gegen Phoenix Lübeck. Der Sieg des HSV II ist verdient. So was darf einer Herrenmannschaft unabhängig davon dennoch nicht passieren. Schon gar nicht zweimal in einer Saison“, ärgerte sich Smith.

Verloren gefühlt und gewonnen. Zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere gesperrt war Palomas Oberligacoach Marius Nitsch. Der Coach hatte beim Heimspiel gegen Altona 93 die Gelb-Rote Karte gesehen, weil er und sein Assistent Zoran Nestorovic gleichzeitig in der Coaching Zone gestanden hatten (Abendblatt berichtete). „Ich habe mich auf der Anlage ganz schön verloren gefühlt“, sagte Nitsch nach dem Auswärtsspiel in Osdorf, bei dem er seine Sperre verbüßte. Immerhin tröstete ihn der Sieg. Paloma gewann 1:0, fing das 5-3-2 der Osdorfer mit zwei schnellen Spitzen durch viel eigenen Ballbesitz und clevere Spielverlagerungen auf.

„Wir haben ja beispielsweise mit Colin Blumauer auch einen schnellen Mann hinten, der wichtige Duelle gewonnen hat“, so Nitsch. Palomas Etat wird kurzfristig übrigens dennoch strapaziert werden, damit sein Assistent Nestorovic und er demnächst die ,Steh-Regeln‘ besser einhalten. „Wir müssen uns wohl noch ein paar neue Stühle kaufen. Oder uns auf unseren festkleben. Ich will auf keinen Fall erneut gesperrt werden“, sagte Nitsch.

Cordi gegen ETV. Doppelt durchatmen durfte an diesem Wochenende Oberligist WTSV Concordia. Dem Team gelang ein turbulentes 5:3 beim SC Victoria – und Ligakonkurrent Hamm United zog seinen Protest gegen die Absage der Partie am 14. Oktober zurück. Die seinerzeit vorgelegten Krankheitsatteste der Spieler – Cordi argumentierte mit 15 Ausfällen, davon acht kurzfristig – wurden ordnungsgemäß ausgestellt. „Das musste so kommen. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen“, sagte Cordis Trainer Stefan Gehrke. Die Partie ist nun für den 10. März neu angesetzt worden.

Zu Ende prozessiert worden ist damit aber noch nicht. Die Absage von Cordis Heimspiel am 22. Januar gegen den ETV wegen Unbespielbarkeit des Platzes hatte ebenfalls zu einem Protest der Gastmannschaft geführt. „Den ETV-Protest haben wir nun entschieden. Ich möchte der Entscheidung aber nicht vorgreifen. Sie geht zunächst den Vereinen zu“, sagte Frank Flatau, der Spielausschuss-Vorsitzende des Hamburger Fußball-Verbands, dem Abendblatt.

Gehrke ist sich sicher: Auch diese Partie wird neu angesetzt werden. „Der ETV“, so Gehrke, „ärgert sich, dass wir nicht auf den Kunstrasenplatz am Bekkamp ausgewichen sind. Der war aber angefroren und ebenfalls unbespielbar. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit einer Anwohnerin dürfen wir dort am Sonntagnachmittag zwischen 13 und 15 Uhr zudem nicht spielen.“

Dassendorfs Kunstrasenphobie. Recht überraschend nur 0:0 spielte Serienmeister TuS Dassendorf beim HEBC. Die Dominatoren der Oberliga Hamburg entwickelten kaum Durchschlagskraft – und hatten bei zwei HEBC-Lattentreffern in der ersten Hälfte sogar Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Dassendorfs Coach Thomas Hoffmann hatte unter anderem ein Problem mit dem Untergrund ausgemacht.

„Wir haben nun seit sechs Monaten kein Auswärtsspiel auf Kunstrasen gewonnen. Wenn uns das jetzt nicht bald gelingt, brauchen wir uns mit Rang eins in dieser Saison gar nicht zu beschäftigen“, sagte Hoffmann. HEBC-Coach Kocadal war ebenfalls nur halb zufrieden. „Ich habe gemischte Gefühle. Dieses Remis ist ein schöner Achtungserfolg mit einem sehr couragierten Auftritt. Wären wir wie in der ersten auch in der zweiten Hälfte über unsere Spielkultur gekommen, wäre sogar mehr drin gewesen.“

Saads Tor hilft nicht. Im dicksten Abstiegsschlamassel gelandet ist aktuell Elias­ Saad. St. Paulis 23 Jahre alter Neuzugang von Eintracht Norderstedt half bei seinem Debüt für die Kiezkicker bei der zweiten Mannschaft in der Liga aus, die er gut kennt: der Regionalliga Nord. Beim Favoriten SV Drochtersen/Assel spielte Saad stark, traf auch gleich nach der Pause zum 1:1 für den Tabellenvorletzten FC St. Pauli II. Es nützte nichts.

Die kleinen Kiezkicker verloren mit 2:5, fingen sich dabei in den letzten sieben Minuten drei Gegentore und einen seltsamen Platzverweis ein. Franz Roggow beging das Foul vor dem Drochtersener Freistoß zum 3:2 – und lief nach Interpretation von Schiedsrichter Jannek Hansen nach seiner Behandlungspause zu früh aufs Feld zurück. In der Summe sah er für beide Vergehen Gelb-Rot. „Wir haben über 80 Minuten ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht und viel zu hoch verloren“, sagte St.-Pauli-II-Trainer Elard Ostermann. Sein Team bleibt durch die Niederlage weiter Vorletzter.