Hamburg. 1800 Athletinnen (und wenige Athleten) begeisterten am Wochenende mehr als 2000 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg.

Direkt nach ihrem Auftritt konnte Michelle (21) ihre Emotionen nicht verbergen. Die Berlinerin verdeckte mit ihrer Hand die Tränen, rannte so schnell es ging von der Matte. „Ich war einfach enttäuscht von unserer Leistung“, sagte sie.

Bei der German All Level Champ­ionship im Cheerleading hatte sie sich beim Aufwärmen verletzt. „Ich habe zu tief gefangen, dann hat es im Fußgelenk knack gemacht.“ Für ihre Performance vor mehr als 2000 Zuschauenden reichte es dennoch: „Dank Adrenalin habe ich die Schmerzen ausgeblendet!“ Die Tränen erwiesen sich auch als unbegründet: Als Lohn stand der Sieg in ihrer Leistungsklasse.

Cheerleading: Fast 1800 Athletinnen zeigten ihr Können in Hamburg

Fast 1800 Athletinnen und wenige Athleten zeigten in der Sporthalle Hamburg ihr Können. Eine davon war Jimena (19), die mit dem Harburger Club Dragon Cheer Athletics (DCA) in ihrer Kategorie Erste wurde. Seit vergangenem Sommer hatte DCA auf diesen Termin hingearbeitet, mehrmals wöchentlich fünf Stunden trainiert. Ihr Team war eines von vielen ohne männliche Mitturner. „Viele denken, Cheerleading ist nur ein femininer Sport – ist es aber nicht. Es wäre cool, wenn mehr Jungs mitmachten. Bei uns ist viel Passion dabei, so viel Herzblut sieht man selten in anderen Sportarten“, sagt Jimena.

Einer der männlichen Cheerleader ist Adriano von der TSG Bergedorf. Er fühlt sich unter den ganzen Mädchen pudelwohl. „Sie nehmen mich gut auf. Es stört sie auch nicht, dass wir in einer gemeinsamen Umkleide sind“, sagte der 14-Jährige, ebenfalls mit Goldmedaille um den Hals.

Cheerleading: Sogar aus Italien reisten Gruppen für das Championship an

Die weiteste Anreise hatten die vier Gruppen von Alba Cheer, die per Bus aus Italien kamen. Teammanager Simone Villa schwärmte von der Meisterschaft und hatte allen Grund dazu. Drei seiner Teams belegten den ersten Platz. „Wir wollten uns international messen“, war seine Erklärung dafür, warum die 73 Sportlerinnen und neun Betreuer die Reise für einen jeweils zweieinhalbminütigen Auftritt auf sich genommen hatten. National hatte der Club 2022 alles abgeräumt. Viele der Alba-Eltern flogen zur Unterstützung nach Hamburg. „Ihr Support ist so wichtig, sie investieren so viel für uns“, sagte Villa.

Bewertet wurden die 100 Teams von einer 15-köpfigen Jury. Ein Mitglied war Jasmine Lorenzo aus den USA. Sie wurde von ihrer Mutter als Siebenjährige zum Cheerleading angemeldet. „Ich war ein schüchternes Kind, und sie wollte, dass ich Freunde gewinne. Das hat geklappt“, blickte sie auf ihre Anfänge zurück.