Alicante. Die „Malizia – Seaexplorer“ ist das Hamburger Flaggschiff im Ocean Race. Deutsche Crews setzten bei dem Abenteuer oft Zeichen.

„Don’t stop me now!“ Dieser Song der Rockband Queen wird Boris Herrmanns Team Malizia im Ocean Race um die Welt begleiten. Wo immer die bunte Rennyacht „Malizia – Seaexplorer“ in einem der acht Häfen der 14. Auflage der bekanntesten Weltumseglung für Crews ablegt, wird Freddie Mercurys Stimme erklingen. Zum ersten Mal an diesem Sonntag, wenn die Ocean-Race-Flotte den Hafen von Alicante (Spanien) in Richtung Startlinie verlässt. Ein Satz aus dem Lied heißt „Ich werde die Welt auf den Kopf stellen und in Ekstase schweben.“

Nichts weniger als die Eroberung der Weltmeere haben der Hamburger Skipper Herrmann, seine Co-Skipper Will Harris aus England, Rosalin Kuiper aus den Niederlanden und Nico Lunven aus Frankreich sowie der deutsch-französische An-Bord-Reporter Antoine Auriol vor. Sieben Etappen über rund 60.000 Kilometer gilt es bis in den Zielhafen Genua zu absolvieren. An der Startlinie kreuzt am Sonntag mit nur fünf Yachten die historisch kleinste Flotte auf. Das überschaubare Feld ist eine Folge der Corona-Pandemie und auch dem Wechsel auf die Imoca-Yachten geschuldet, die erstmals im Ocean Race gefordert sind.

Neben Herrmann sind drei weitere deutsche Akteure im Spiel. Im Team Guyot feiern die Berliner Robert Stanjek und Phillip Kasüske wie Herrmann ihre Ocean-Race-Premiere. Im Schweizer Team Holcim – PRB von Kevin Escoffier erlebt Seesegel-Senkrechtstarterin Susann Beucke aus Strande ihr erstes Ocean Race. Die Olympiazweite von Japan im 49erFX arbeitet seit einem Jahr an ihrer neuen Karriere als Hochseeprofi. „Für mich erfüllt sich mit dem Ocean-Race-Engagement ein Lebenstraum“, sagt die 31-Jährige vom Norddeutschen Regatta Verein.

Susann Beucke erfüllt sich mit Ocean Race Lebenstraum

Als Kind hatte „Sanni“ 2002 den bislang einzigen Sieg einer deutschen Yacht im Ocean Race miterlebt. „Ich war mit meiner Familie in Kiel auf dem Wasser. Wir haben die ‚Illbruck‘ auf den letzten Meilen zum Sieg begleitet. 300.000 Menschen waren damals dabei. Ich war neun Jahre alt. Es war unglaublich. Seitdem habe ich den Traum, einmal selbst das Ocean Race mitzusegeln.“ Dazu passt der Ocean-Race-Song ihres Teams gut: „Unstoppable“ von Sia.

Beuckes Ocean-Race-Traum erfüllt sich jetzt, auch wenn sie auf der ersten Etappe zu den Kapverden noch pausiert. Auf Etappe zwei nach Kapstadt (Südafrika) wird sie die dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler im Team Holcim – PRB ersetzen. Beuckes Vorfreude ist riesig, der Respekt auch. „Du darfst niemals über Bord gehen. Das ist das eine große Risiko.“ Zuletzt war im 13. Ocean Race der Brite John Fisher am 26. März 2018 in einem Southern-Ocean-Sturm über Bord gegangen. Trotz intensiver Suche in horrenden Bedingungen hatte sein Team ihn nicht wiederfinden können. Der 47-Jährige war das sechste Todesopfer der Renngeschichte.

Ocean Race: Deutsche Crews setzten Zeichen

Deutsche Crews haben von Beginn an Zeichen im Hochseeklassiker gesetzt. Bei der Premiere 1973/74 kam die Yawl „Peter von Danzig“ vom ASV Kiel als letztes Boot ins Ziel. Es folgten bei der dritten Edition die „Walross 3“ vom ASV Berlin und 1989/90 die „Schlüssel von Bremen“. Zweimal war in den 90er-Jahren der Hamburger Tim Kröger einziger Deutscher im Rennen, das hierzulande einen neuen Popularitätsschub erfuhr.

Krögers Buch „Abgerechnet wird im Ziel“ zählt zu jenen, die Boris Herrmanns Leidenschaft für den Hochseeregattasport befeuerten, als der gerade 17 Jahre alt war. Der Münchner Toni Kolb und der Kieler Michael Müller starteten nach der Jahrtausendwende je zweimal in den Meeresmarathon. Im vergangenen Jahrzehnt blieb das Ocean Race ohne deutsche Beteiligung.

Jetzt feiern Deutschlands Ozeanstürmer ihr furioses Comeback. Hamburger Flaggschiff und Hoffnungsträgerin im 50. Ocean-Race-Jubiläumsjahr ist Boris Herrmanns „Malizia – Seaexplorer“. Gefragt nach seinem Favoritentipp, sagt der 41 Jahre alte Skipper in Alicante: „Ich glaube, dass jedes Boot in der Flotte eine Etappe oder auch das Rennen gewinnen kann. Auch wir wollen eine Rolle spielen.“ Deutlicher wird seine erst 27 Jahre alte ungestüme Co-Skipperin Rosalin Kuiper: „Wir wollen gewinnen. Dafür müssen wir smart segeln.“