Hamburg. HSV-Auswahl siegt beim ersten offiziellen Turnier des Hamburger Fußball-Verbandes. In Schleswig-Holstein ist die Sportart bekannter.

Der Ball rollt erbarmungslos auf das leere Tor zu. Ein Verteidiger, der nur wenige Meter entfernt steht, könnte retten, doch schaut nur noch hinterher. Der Grund: Laufen ist beim Walking Football (übersetzt: Fußball im Gehen) verboten. Die neue Sportart ist aber mehr, als nur kurios anzuschauen. „Dieser Sport kann viel in Sachen Inklusionsarbeit leisten. Spielerinnen und Spieler mit Beeinträchtigungen können hier genauso viel Spaß haben wie alle anderen auch. Das ist eine Sportart, die alle begeistert“, sagt Andreas Hammer, Landes-Ehrenamtsbeauftragter des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV).

Viel passender hätte das Resümee nach dem ersten offiziellen Walking-Football-Turnier in Hamburg kaum ausfallen können. In der HFV-Sporthalle in Jenfeld waren am Sonntagvormittag der USC Paloma, der HSV, der TSV Duwo 08 und der SV Eichede aus Schleswig-Holstein zu Gast. Der Moorburger TSV und die Sportvereinigung Billstedt-Horn traten außerdem mit einer Inklusionsmannschaft an.

Walking Football: Gelebte Inklusion für Jung und Alt

Im Vergleich zu anderen Verbänden hinkte der HFV beim Thema Walking Football bislang noch hinterher. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) startete bereits im Jahr 2019 eine Förderkampagne für die Sportart. Laut Projektleiter Fabian Thiesen gehen in Schleswig-Holstein mittlerweile rund 40 Gruppen regelmäßig dem Ball nach. Der HFV fördert Walking Football seit Beginn des Jahres. Auch der HSV und der FC St. Pauli haben mittlerweile Abteilungen gegründet. „Wir hoffen, dass beide Vereine Zugpferde für den ganzen Sport sein können“, erklärt Patric Hoffmann, Walking-Football-Beauftragter des HFV.

Doch was sind überhaupt die Regeln? Einheitliche Vorschriften für alle Verbände gibt es zwar noch nicht, die Grundregeln sind aber eindeutig: Laufen ist verboten, der Ball darf nur flach gespielt werden, und Körperkontakt ist nicht erlaubt. Die Tore sind außerdem nur einen Meter hoch und drei Meter breit.

Beim Premierenturnier standen sich bei zehn Minuten Spielzeit je sechs Feldspieler ohne Torwart gegenüber. Den Turniersieg sicherte sich der HSV, der Verfolger SV Eichede mit 3:0 bezwang. Die Plätze drei und vier belegten Paloma und Duwo 08, gefolgt von Billstedt-Horn und dem Moorburger TSV. Das sportliche Abschneiden trübte die Stimmung von Moorburgs Trainerin Yvonne Petrich und ihrem Team aber keineswegs: „Wir sind aktuell zwölf Jungs und Mädels und haben bislang zweimal trainiert. Alle sind wirklich zu 100 Prozent dabei. Das Turnier hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht. Wir würden es jederzeit wieder machen.“

Den hohen Inklusionsfaktor lobte auch Carsten Bruns

Den hohen Inklusionsfaktor lobte auch Carsten Bruns, der für den SV Eichede auflief und als Geschäftsführer der Lebenshilfe Stormarn auch die Handicap-Mannschaft des SVE mitverantwortet: „Das Potenzial dieser Sportart ist sehr groß. Es gibt keinen großen Unterschied in der Spielstärke, alle können mitmachen. Besonders gut hat mir gefallen, dass auch viele Frauen mitgespielt haben.“

Ursprünglich galt Walking Football vor allem als Gesundheitsvorsorge für Spieler, die älter als 55 Jahre sind. „Wir haben von vielen ehemaligen Spielern erfahren, die über Walking Football wieder in das Vereinsleben gefunden haben. Der integrative Stellenwert dieser Sportart ist immens“, betont Hammer. „Man kommt durch das schnelle Gehen auch schon ziemlich ins Schwitzen. Es werden andere Muskelgruppen beansprucht als beim normalen Fußball“, ergänzt Hoffmann. Auf eine Altersgrenze möchte der HFV vorerst verzichten, um allen Interessierten Zugang zu verschaffen. Informationen zur Sportart gibt es über die Facebook-Gruppe „Walking Football Hamburg“.

Hammer: „Wir wollen in den Vereinen abfragen, wie das Interesse ist. Das war ein guter Auftakt, um uns aus den Startblöcken aufzurichten und bald loszulaufen“ – natürlich nur metaphorisch gemeint.