Hamburg. Der schottische Nationalstürmer hat nicht nur in Rekordzeit Deutsch gelernt, sondern sich auch beim Club an der Alster eingefunden.

Doch, etwas Deutsch spreche er, hatte Führungsspieler Dieter Linnekogel über seinen Mannschaftskameraden Struan Walker gesagt. Die Frage schien angesichts dessen, dass der schottische Nationalstürmer, der im Sommer bei den Commonwealth Games in Birmingham im A-Team debütierte, erst seit zwei Jahren für den Club an der Alster in der Hockey-Bundesliga aufläuft, nicht vermessen. Und dann sitzt einem ein bestens gelaunter 20-Jähriger gegenüber, der nicht ein einziges Mal einen englischen Begriff nutzen muss, um seinen Aussagen mehr Tiefe zu verleihen. „Ich habe mir gedacht, dass es wichtig wäre, die Sprache zu lernen, um in Deutschland und im Verein richtig anzukommen. Also habe ich Vollgas gegeben“, sagt er und grinst verlegen.

Vollgas also. Etwas anderes scheint es für Struan Walker auch nicht zu geben; zumindest drängt sich der Eindruck auch dann auf, wenn man ihn spielen sieht. Mit seinem Tempo ist der Youngster ein wichtiges Element im Konterspiel der Auswahl von Cheftrainer Sebastian Biederlack. „Ich will immer vor dem Ball im Schusskreis sein, das ist mein Anspruch“, sagt er. Mit seinem Sturmpartner Jack Heldens (25) hat er ein Privatduell darum laufen, wer der schnellere Sprinter ist. Seine Tempohärte habe er dank seiner Erfahrungen in Leichtathletik und Rugby gestählt.

Seit er in seiner Jugend Stars wie Australiens Jamie Dwyer, den Niederländer Robbert Kemperman oder Deutschlands Doppelolympiasieger Moritz Fürste spielen sah, träumt Struan Walker von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen. Möglich wäre das, weil Schotten bei Olympia nicht für ihr Land, sondern für das Team Großbritannien auflaufen können. „Ich denke schon, dass das ein realistisches Ziel für mich ist“, sagt Struan Walker, der allerdings sofort hinterherschickt, dass ihm dafür vor allem noch die Kon­stanz in seinen Leistungen fehle. „Ich kann vieles gut, aber bin auch zu oft noch Durchschnitt“, gibt er zu. Um vom Durchschnitt auf Toplevel zu kommen, wählte er als 18-Jähriger den Weg aus seiner Heimatstadt Glasgow nach Hamburg.

„Bei meinen ersten Derbys war ich komplett geflasht“

Beim Club an der Alster, wo mit Tommy Alexander (33) ein Landsmann das Tor hütet, hat er seine Heimat gefunden, er wohnt im Internat des Traditionsvereins an der Hallerstraße, gibt Jugendtraining und versucht, sich bestmöglich ins Clubleben zu integrieren. Als Social-Media-Manager der Filmproduktionsfirma Nordisch TV – wo er fast ausschließlich auf Deutsch kommuniziert – verdient er seinen Lebensunterhalt. „Ich fühle mich in Hamburg total wohl, es ist eine überragende Stadt“, sagt er. Als Fußballfan der Glasgow Rangers freut er sich über deren Fanfreundschaft mit dem HSV.

Am allerbesten gefallen ihm die Hockey-Stadtderbys. „Die gibt es in Glasgow zwar auch, aber hier ist das eine ganz andere Atmosphäre. Ich liebe diese Stimmung. Bei meinen ersten Derbys war ich komplett geflasht“, sagt er. Wie gut also, dass an diesem Sonnabend das dritte Stadtduell der Hinrunde ansteht, bevor am Sonntag (jeweils 14 Uhr, Pfeilshof) das Spitzenteam vom Mannheimer HC zu Gast ist. Gegen den deutschen Vizemeister Hamburger Polo Club erwartet Struan Walker nach den Siegen beim Harvestehuder THC (3:1) und gegen den Uhlenhorster HC (3:2) das härteste Stück Arbeit. „Polo ist wirklich sehr stark. Aber ich glaube, dass wir auch gegen sie bestehen können“, sagt er.

Überhaupt halte er seine Mannschaft, mit 13 Punkten aus sieben Spielen aktuell Zweiter der Staffel B und punktbestes Hamburger Team, in diesem Jahr für ausreichend gut besetzt, um den Sprung zur Final-Four-Endrunde zu schaffen. „Auf jeden Fall können wir ein echter Herausforderer auch für die Topteams sein“, sagt er. Wenn alle so schnell lernen wie er die deutsche Sprache, dann ist mit Sicherheit zu rechnen mit Alsters Herren.

In der Damen-Bundesliga empfängt der Harvestehuder THC am Sonntag (14 Uhr, Barmbeker Straße) Mülheim, der Großflottbeker THGC hat am Sonntag (15.45 Uhr, Otto-Ernst-Straße) den Uhlenhorster HC zu Gast.