Hamburg. Oberligist HEBC vermeidet Pokalaus, zwölf Tore beim ETV, Altona 93 steht vor einem Dilemma, St. Pauli und der berühmte Sack.

Schweigender Held. „Bitte nicht böse sein. Ich bin kein Typ für Interviews“. Sprach HEBC-Torwart Patrick Meins und übergab diese Aufgabe mit flehentlichem Augenaufschlag an seinen Trainer Özden Kocadal. „Ich bin heute mit so gut wie allem unzufrieden. Nur mit Paddy nicht. Er ist für mich ,Man of the Match‘“, lobte Kocadal seinen rasch von dannen eilenden Keeper. In einem umwerfend spannenden Viertrunden-Pokalkrimi hatte es vor 300 Fans nach 90 Minuten zwischen Landes­ligist und Vorjahrespokalschreck HT 16 und Oberligist HEBC 2:2 gestanden. Die Führung des Favoriten durch Tjorven Kühler (9.) und Johann Buttler (21.) ega­lisierte HT-16-Vollblutstürmer Caleb Awuah­ per Kopf und Fuß (64., 68.) nach zwei Maßflanken an den zweiten Pfosten.

Danach brach die Zeit von Patrick Meins an. In der Nachspielzeit parierte er gegen Awuah und Oliver Lubinski phänomenal, wehrte dazu im Elfmeterschießen die Strafstöße von Dieter Forkert und HT-16-Keeper Martinique Hoffmann ab. So kam der auch vom Punkt keineswegs sichere HEBC – Friedemann Schott und Erciyes Palo verschossen – ins Achtelfinale, da bei HT Gökhan Iscan den Ball drüber semmelte. „Bei der Riesenchance am Schluss haben meine Spieler zu viel nachgedacht. Wir hätten dieses Spiel heute trotzdem gewinnen müssen. Vom HEBC kam ja in der zweiten Hälfte gar nichts mehr. Das ist schade“, trauerte HT-16-Trainer Drago Eikermann nach der Partie.

Gut drauf war Sasels Trainer Danny Zankl nach dem 4:0 im Oberligaduell der vierten Pokalrunde beim SV Curslack-Neuengamme. „Bin ich froh, dass unser Torwarttrainer Holger Sander nicht ins Tor musste. Ich will ihn nicht in die Pfanne hauen, aber er ist halt 50 Jahre alt“, so Zankl lachend nach dem Spiel. Doch der angeschlagene Todd Tuffour – Stammtorwart Anton Lattke war krank – hielt durch. Und bekam wenig zu tun. Nach der Roten Karte für Curslacks Arnold Lechler (31., Tätlichkeit) hatte Sasel leichtes Spiel. Zankl: „Wir haben das hier heute gut gemacht“, fand Zankl. Ein Topspiel im Achtelfinale wäre aber nicht nötig. „Die Regionalligisten hätte ich gerne lieber erst in späteren Runden“, so Zankl verschmitzt.

St. Pauli II sackt ab

So langsam alarmierend wird die Lage beim FC St. Pauli II, der in puncto Gegentore in der Regional­liga Nord aktuell eine erstaunliche Kopie der Profimannschaft darstellt: 21 Treffer kassierten die kleinen Kiezkicker in elf Spielen, zwei davon beim 1:2 in Jeddeloh, durch die das Team von Trainer Elard Ostermann den Abstiegsrang 16 ungewollt festigte. „Wir haben vorher im Trainerteam vor den Standard- und Umschaltsituationen gewarnt. Prompt kassieren wir auf diese Weise je ein Gegentor.

Außerdem haben wir es nach unserem 1:0 vergessen, den Sack zuzumachen“, analysierte Coach Ostermann. Von seiner Mannschaft erwartet er in Zukunft deutlich mehr. „Fußballerisch sieht das gut aus, und wir sind sicher besser, als es unser Tabellenstand aussagt. Aber wenn wir von Entwicklung sprechen, so gehören zur Entwicklung eben auch der absolute Siegeswillen und Siege“, so Ostermanns Forderung an seine Mannschaft.

Zwölf Tore, wieder keine Punkte für ETV

Ein Scheibenschießen sahen die Fans beim 5:7 in der Regionalliga Nord bei der Begegnung zwischen den Frauen des Eimsbütteler TV und dem ATS Buntentor. „Interessante Saison! Jede Woche ploppen neue Themen auf. Letzte Woche beim 1:2 in Delmenhorst haben wir unsere Offen­sive kritisiert, die zu wenig aus ihren Chancen gemacht hat. Dieses Mal war die Offensive gut, dafür die Defensive schwach“, sagte ETV-Trainer Dennis Tralau.

Immerhin: Die Analyse macht ihm Hoffnung. „Buntentor hat bei seinen Gegentoren mehr aufzuarbeiten als wir. Wir haben vier Tore schön rausgespielt. Dafür leider sechs Stück durch klare individuelle Fehler hergeschenkt. Die gute Nachricht ist: Wir können diese Fehler in der Abwehr eigentlich einfach abstellen. Die schlechte: Fangen wir damit nicht langsam an, dann werden wir nicht punkten und sind nicht regionalligatauglich.“

Altonas Drainagen-Gedanken

Das zweite Heimspiel in Serie musste Oberligist Altona 93 verdrossen absagen. Nach der ausgefallenen Partie gegen Serienmeister TuS Dassendorf konnte nun Spitzenreiter Eimsbütteler TV ebenfalls nicht an der Adolf-Jäger-Kampfbahn empfangen werden. „Diese Spiele werden ja in der Woche nachgeholt, das kostet uns leider meist wertvolle Einnahmen. Ich kann unsere Anhänger nur bitten, uns auch in der Woche zahlreich zu unterstützen“, sagte Altonas Präsident Dirk Barthel dem Abendblatt.

Weitere Ausfälle, die auch den Spielrhythmus des zuletzt dreimal siegreichen Teams stören, seien jedoch leider zu befürchten. „Die Drainage unseres Platzes ist kaputt“, erklärte Barthel. „Wir wissen nicht, ob sie noch reparaturfähig ist. Darüber hinaus sind wir im Vorstand noch unentschieden, ob wir das Geld dafür in die Hand nehmen wollen.“

Hintergrund: Bis spätestens zum 31. Dezember 2026 muss Altona 93 die Adolf-Jäger-Kampfbahn verlassen, auf der dann Wohnungen gebaut werden. Die mutmaßlich fünfstelligen Kosten zur Reparatur der Drainage würden dem linksalternativen Traditionsverein also kaum noch zugutekommen.

Lotto-Pokal, 4. Runde: SC Victoria – Eintracht Norderstedt (verlegt auf 2.11.), SC Egenbüttel – FC Teutonia 05 0:5, SC Eilbek – FC Süderelbe 1:3, SV Groß Borstel – Hamm United 1:3, HT 16 – HEBC 4:5 n. E., Nikola Tesla – Niendorfer TSV 1:6, FTSV Altenwerder – WTSV Concordia 0:3, Heidgrabener SV – SV Rugenbergen 0:6, SV Curslack-Neuengamme – TSV Sasel 0:4, TuS Hamburg – Eintracht Lokstedt 0:6, Holstein Quickborn – ETSV 7:5 n.E., FC Alsterbrüder – Oststeinbeker SV 4:3, ASV Hamburg – Rahlstedter SC 2:0, TSV Neuland – Kummerfelder SV 5:7 n.E., Grünhof-Tesperhude – Türk-Birlikspor Pinneberg 0:6., TuS Haseldorf – Klub Kosova 2:0.