Hamburg. Beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg gab es gleich doppelt Grund zur Freude. Bei den Niedersachsen verschärft sich die Krise.

Timo Baumgartl bedankte sich mit schüchternem Klatschen für die Ovationen der Fans An der Alten Försterei. Rund vier Monate nach der Schockdiagnose Hodenkrebs war der Verteidiger in die Startelf von Union zurückgekehrt – und hatte bis zu seiner emotionalen Auswechslung nach einer guten Stunde seinen Anteil daran, dass die Eisernen durch das 2:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg die Tabellenführung in der Bundesliga erfolgreich verteidigten.

„Das ist genau das, was ich mir in der Chemo erträumt habe“, sagte Baumgartl bei DAZN: „Ich habe das auch ein bisschen für alle auf der Onkologie-Station gemacht.“ Als er von seinem Einsatz erfahren habe, sei das „sehr emotional“ gewesen, sagte der 26-Jährige sichtlich angefasst: „Das ist alles schwer in Worte zu fassen.“

Bundesliga: Union-Fans feiern die Tabellenführung

Jordan Siebatcheu (54.) und Sheraldo Becker (77.) schossen Union vor 22.012 Zuschauern zum Sieg - und die Fans sangen unaufhörlich: „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“ Der Hauptstadtklub blieb nämlich auch saisonübergreifend im 14. Ligaspiel in Folge ungeschlagen und liegt als Spitzenreiter stolze fünf Punkte vor dem kriselnden Serienmeister Bayern München.

Bei den Wölfen kehrte hingegen nach dem ersten Saisonsieg und der Ausbootung des Ex-Unioners Max Kruse Ernüchterung ein. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac rutschte auf Platz 17 ab. „Wir haben nach vorne echt wenig gemacht“, haderte VfL-Dauerbrenner Maximilian Arnold: „Wir wissen, in welcher Situation wir uns befinden. Es tut weh, aber wir müssen uns in der Länderspielpause sammeln.“

Wolfsburg mit Problemen in der Offensive

Die Fans begrüßten Baumgartl mit warmem Sonderapplaus - und seine Teamkollegen begannen furios: Nach 42 Sekunden prüfte Janik Haberer VfL-Keeper Koen Casteels mit einer Direktabnahme, Union blieb zunächst am Drücker.

Wolfsburg bremste zwar geschickt den Anfangsschwung, bekam aber zu selten Struktur in seine Offensivbemühungen. Union verteidigte aufmerksam und setzte immer wieder auch eigene Akzente: Torjäger Siebatcheu zielte per Kopf nicht präzise genug (28.). Auf der Gegenseite vergab vier Minuten später Josip Brekalo mit einem Flachschuss die bis dato größte Gelegenheit.

Meist spielte sich das Geschehen aber zwischen den beiden Strafräumen ab, ruppige Zweikämpfe sorgten für diverse Spielunterbrechungen. Kurz nach dem Seitenwechsel verpasste Siebatcheu die Führung zweimal knapp (47./49.).Im dritten Anlauf war es dann soweit: Sturmpartner Becker flankte von links butterweich, Siebatcheu veredelte per Kopf.

Als Baumgartl nach etwas mehr als einer Stunde und einer soliden Leistung Feierabend hatte, erhielt er Standing Ovations. Auf dem Platz rannte der VfL verzweifelt an. Union konterte gefährlich. Becker nutzte einen dieser Gegenstöße zu seinem bereits sechsten Saisontor - und zur Entscheidung.

Die weiteren Sonntagsspiele:

  • VfL Bochum – 1. FC Köln 1:1; Tore: 1:0 Schmitz (9. Minute, Eigentor), 1:1 Maina (88.).
  • 1899 Hoffenheim – SC Freiburg 0:0;