Hamburg. Nach dem verletzungsbedingten Aus von Alexander Zverev ist der Tennisprofi ist bei der Daviscup-Zwischenrunde in Hamburg Nummer eins.

Er versuche, mit seiner neuen Rolle so locker wie möglich umzugehen. Aber manchmal, das gibt Oscar Otte zu, ist das leichter gesagt als getan: „Das ist schon verrückt, als Kind habe ich davon geträumt, und jetzt ist dieser Traum in Erfüllung gegangen.“ Dieser Traum, das war ein Einsatz im deutschen Daviscup-Team. Am Mittwochnachmittag, als Otte in seinem ersten Match für die deutsche Tennis-Nationalmannschaft beim 2:1-Sieg über Frankreich zum Auftakt der Zwischenrunde am Rothenbaum 4:6, 3:6 gegen
Adrian Mannarino verlor, war ihm die Angespanntheit aus dem Gesicht zu lesen.

Der 29 Jahre alte Kölner wirkte nicht so frei wie in der ersten Saisonhälfte, in der er sich mit großartigen Auftritten bei den Heimturnieren in München, Stuttgart und Halle (Westfalen), wo er jeweils das Halbfinale erreicht hatte, in den Kader von Bundestrainer Michael Kohlmann durchschlug.

Tennis: Oscar Otte stand unter Druck

Der Druck, nach dem verletzungsbedingten Aus des Hamburger Olympiasiegers Alexander Zverev (25) als deutsche Nummer eins auf den Center-Court zu gehen, war dem Weltranglisten-52. anzumerken. Dazu kommt, dass Otte aus einer langwierigen Blessur kommt. Kurz vor dem ATP-Turnier am Rothenbaum Mitte Juli hatte er sich einer Knieoperation unterziehen müssen, erst bei den US Open gab er sein Comeback – und unterlag Polens Spitzenmann Hubert Hurkacz (25/Nr. 10) 4:6, 2:6, 4:6.

„Ich habe mich heute schon viel besser gefühlt“, sagte der 193 Zentimeter lange Rechtshänder, „natürlich fehlt mir Matchpraxis, aber wenn ich zurückschaue, wo ich vor zwei Monaten war, dann bin ich mit dem Verlauf sehr zufrieden. Das Team anführen zu dürfen, das ist eine große Ehre für mich.“ Eine Ehre, die sich der in Essen lebende Spätstarter verdient hat. Viele Jahre tingelte Oscar Otte vorrangig über die Challenger-Tour, auf der er 2021 fünf Titel gewann. Der Durchbruch in die Top 100 gelang ihm erst Anfang dieses Jahres.

Tennis: Otte wird wie immer alles geben

Sein Stil ist nicht geprägt vom eindimensionalen Auf-alles-draufhauen, er vermag es, überraschende Elemente in sein Spiel einzustreuen, das Tempo zu variieren. Ob er das an diesem Freitag (zweites Match nach 14 Uhr/Servus TV) gegen Belgien, voraussichtlich gegen Ex-Top-Ten-Spieler David Goffin (31/Nr. 62), abrufen kann? Versprechen kann er das nicht. Nur, dass er wie immer alles geben wird, denn das bleibt sein sportliches Motto. „Auch wenn die letzten eineinhalb Jahre top waren, ist das kein Grund zum Abheben.“

Beim Gruppenmatch zwischen Australien und Frankreich stand es nach den beiden Einzeln 1:1. Das Doppel war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.