Hamburg. Der 26 Jahre alte Angreifer mischt mit dem SC Paderborn die Liga auf. Dass er so weit kommen würde, hätte er selbst nicht gedacht.

Wenn es eine Qualität gibt, die Sirlord Conteh auszeichnet, dann ist es vor allem sein enormes Tempo. „Wir wissen um diesen Turbo, den er in sich hat. Da brauchst du als Gegenspieler auch ein Moped, um da irgendwie mithalten zu können“, sagte Paderborn-Trainer Lukas Kwasniok jüngst auf einer Pressekonferenz. Temporeich verlief zuletzt auch die Karriere des 26 Jahre alten Angreifers, der aus Hamburg-Tonndorf stammt.

FC St. Pauli: Conteh hatte Profitraum abgehakt

In seinem ersten Herrenjahr spielte Conteh für den TSV Sasel in der Hamburger Landesliga. Dass er Profi werden könne, hatte er damals nicht für möglich gehalten: „Ich hatte schon eine Ausbildung als Veranstaltungskaufmann angefangen.“ Dann aber klopfte der FC St. Pauli an, wo Conteh in der U 23 zum Einsatz kam. Dass es bei ihm – im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Christian (22) – nie für die Profimannschaft reichte, habe er mittlerweile abgehakt.

Zu gut liefen die vergangen Jahre, als dass sich Conteh darüber noch Gedanken machen müsste. In drei Drittligaspielzeiten beim 1. FC Magdeburg reifte er zum Profi. Zuletzt buhlten zahlreiche Zweitligisten um ihn, Conteh entschied sich für den SC Paderborn.

Dass ihm der Durchmarsch von der Landesliga in die Zweite Liga gelungen ist, macht ihn stolz: „Ich möchte ein Vorbild für alle Hamburger Amateurfußballer sein und zeigen, dass es nie zu spät ist, um es in den Profifußball zu schaffen.“ Zu seinem damaligen Trainer Danny Zankl (34) habe er immer noch ein sehr gutes Verhältnis. Regelmäßig schaut er noch am Saseler Parkweg vorbei, unter anderem mit Kumpel Kwasi Wriedt (Holstein Kiel). Hamburg sieht er weiterhin als seine Heimat: „Ich bin häufig in Hamburg zu Besuch. Meine Familie und Freunde leben hier.“

Am Sonnabend kehrt Conteh zurück ans Millerntor

Sein Lebensmittelpunkt befindet sich seit Juli aber in Ostwestfalen. Beim SC Paderborn fühlte sich Conteh sofort willkommen: „Ich bin hier super aufgenommen worden. Wir verbringen viel Zeit zusammen. Es gibt keine Grüppchenbildung, wir kommen sehr über das Kollektiv.“ Und auch sportlich läuft es. Viermal stand er bislang in der Startelf und steuerte einen Treffer und zwei Vorlagen zu den 16 Toren des Tabellenführers bei. „Ich soll Tiefenläufe machen, Gegenspieler binden und natürlich Torgefahr ausstrahlen“, beschreibt er seine Rolle in der Offensive.

Am Sonnabend (13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) kehrt der Hamburger Jung nun mit dem SCP zurück ans Millerntor. „Das wird sicherlich ein heißes Spiel“, meint der Rechtsfuß. Erst ein einziges Mal hat Conteh gegen St. Pauli gespielt. Bei der 2:3-Pokalniederlage im August des vergangenen Jahres schoss er beide Magdeburger Tore. Eine besondere Partie, an die er aber nicht mehr häufig denke.

Sein Fokus richtet sich voll auf das kommende Aufeinandertreffen. Gerade durch die Niederlage in Rostock sei St. Pauli sicherlich besonders motiviert, mahnt er. Stark seien die Kiezkicker insbesondere bei ruhenden Bällen: „Wir müssen vor allem bei Flanken und Standards aufpassen. Die Hereingaben von Paqarada sind sehr gefährlich.“

FC St. Pauli: Irvine warnt vor Paderborn

Aus der Paderborner Turbo-Offensive möchte St. Paulis Kapitän Jackson Irvine (29) derweil keine Spieler hervorheben: „Jedes Team hat Individualisten mit hoher Qualität, die auch den Unterschied machen können. Im Großen und Ganzen geht es aber um den Plan, den wir als Mannschaft für das Spiel haben“, sagte der Mittelfeldspieler am Mittwoch.

Obwohl es gegen den Tabellenführer geht, erwartet der Australier eine Begegnung auf Augenhöhe: „Jedes Spiel ist ein schweres Spiel. Paderborn hatte einen starken Start in die Saison. Sie haben eine Menge Tore geschossen. Aber wir spielen zu Hause und wollen mit der gleichen Einstellung zu Werke gehen, die wir auch sonst an den Tag legen. Wir wollen das Spiel annehmen, auch wenn wir uns der Stärken des Gegners bewusst sind.“

Sirlord Conteh kann sich jedenfalls bewusst sein, dass ihn viele Freunde und Bekannte unterstützen werden, wenn er am Sonnabend im Millerntor-Stadion aufläuft. Und auch der eine oder andere Amateurfußballer dürfte dann noch einmal von der großen Karriere träumen.

Verteidiger Adam Dzwigala (26) trainierte am Mittwoch individuell. Angreifer Igor Matanovic (19) musste die Einheit abbrechen.