Hamburg. Das 27-Jährige Basketballtalent Nikola Jokic ist ein Phänomen. Sein neuer Vertrag wird ihm 264 Millionen einbringen.

Das wirklich Beeindruckende an diesem Mann ist, wie unbeeindruckt er doch von allem um ihn herum zu sein scheint. Als ihn Abgesandte seines NBA-Club Denver Nuggets mit der MVP-Trophäe als wertvollster Basketballspieler der besten Liga der Welt daheim in Serbien überraschen wollten, kam Nikola Jokic gerade mit einer Pferdekutsche von anno 1900 von einem Ausflug zurück.

Wenig später unterschrieb der 27-Jährige den größten Vertrag in der Geschichte des Sports, der ihm 264 Millionen in fünf Jahren einbringen wird. Auf einen vergoldeten Ferrari wird Jokic, dessen Serben am Freitagabend im Halbfinale des Supercups in Hamburg, das bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war, auf Italien trafen, dennoch weiterhin verzichten. Dabei hätte der 2,11 Meter große und 129 Kilogramm schwere Center eigentlich Gründe genug, der Welt zu zeigen, welchen Aufstieg er genommen hat. Schlicht zu unglaublich ist seine Geschichte.

Basketball: Jokic startete spät in die Karriere

Da war ein liebenswürdiger, pummeliger Junge aus Sombor, der täglich zwei Flaschen Cola trinkt, zu viele Cevapcici isst und Mühe hätte, über einen Stapel Hamburger Abendblätter zu springen. Physisch sicher imposant, dazu kommt ein exzellentes Spielverständnis. Aber eine Profikarriere in den USA? Denver wählt Jokic bei der jährlichen Talentwahl an 41. Stelle.

Spieler, die so spät gezogen werden, schaffen es normalerweise nie in die NBA. Jokic dominiert zweimal in Folge als deren wertvollster Spieler. Wer braucht schon Athletik, wenn man einer der besten Passgeber aller Zeiten ist? „Wie er das Spiel liest, ist unglaublich. Er findet immer die beste Option“, sagt Serbiens Kapitän, FC-Bayern-Star Vladimir Lucic. Und was für Lösungen das sind. Wo andere addieren, betreibt Jokic Integralrechnung.

„Er ist wie Dirk Nowitzki"

Selbst einer wie Svetislav Pesic (72), der serbische Nationaltrainer, der schon alles gesehen und gewonnen hat, darunter die EM 1992 mit Deutschland, kann nur historische Vergleiche ziehen: „Er ist wie Dirk Nowitzki, nie zufrieden mit einer durchschnittlichen Leistung. Nur solchen Arbeitern gelingt es, über mehr als ein Jahrzehnt dieses hohe Niveau zu halten“, so Pesic. Das Ende der Fahnenstange sieht Lucic lange nicht erreicht: „Er wird zweifellos als einer der besten europäischen Basketballer jemals, wenn nicht als der beste, in die Geschichte eingehen.“