Hamburg. Die Damen und Herren des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein feiern gemeinsam ihre historischen Meistertitel.

Die große Siegertorte hatte Geschäftsführer Berthold Apel früh am Montagvormittag in Auftrag gegeben, das Clubhaus wurde geschmückt, die Mitglieder des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein (HGC) per Rundmail informiert. Es sollte schließlich einen außergewöhnlichen Empfang geben. Ab 19 Uhr wurde der Mannschaftsbus mit den „Helden aus der Pfalz“ in Blankenese erwartet – und dann ging die Feier anlässlich des historischen Doppeltriumphes der Damen und Herren beim Final Four um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft in die zweite Runde.

Falkensteins Damen und Herren brachten den Pokal mit nach Hause

Im Golf-Club Pfalz in Neustadt an der Weinstraße waren schon am Sonntagabend alle Dämme gebrochen, als Sebastian Sliwka (21) sein abschließendes Einzel im Stechen gewonnen hatte und auch die Männer im Matchplay-Finale den GC St. Leon-Rot geschlagen hatten. Die Hamburger Damen hatten das gleiche Kunststück schon zweieinhalb Stunden zuvor geschafft. Noch nie, seitdem 2004 die deutsche Mannschaftsmeisterschaft nach Geschlechtern getrennt ausgetragen wird, hat ein Club beide Titel in einem Jahr gewonnen.

Falkensteins Damen waren bereits 2018 erfolgreich, die Herren gewannen 2020 den wegen Corona inoffiziellen Pokal. Nun brachten sie das Original mit nach Hause. Auch wenn diese Trophäe durch einen Unfall stark beschädigt war. „Wir werden ihn reparieren lassen“, kündigte Christian Niemietz an. Der Teamkapitän des HGC konnte den Pokal als Spieler dreimal bis 2004 gewinnen.

Der HGC ist der sportlich beste Golfclub in Deutschland

„Es war von der Dramatik her unglaublich, wir lagen ja bei den Herren im Grunde den ganzen Tag zurück und sind erst auf den letzten drei Löchern noch ins Stechen gekommen“, erzählt Niemietz. Dort verlor Anton Albers sein Match, bevor Tiger Christensen und Sliwka die Sache noch drehten. „Die Mädels waren rausgekommen und haben unterstützt, dann waren da noch 50, 60 mitgereiste Fans und haben für eine unfassbare Stimmung und großen Jubel gesorgt.“

Simone Zacher-Sünder vom Deutschen Golf-Verband (DGV) lobte die Siegerinnen und Sieger: „Die Hamburger haben sich als eine unglaublich faire und harmonische Mannschaft präsentiert, die herausragendes Golf gespielt hat.“ Seit 2013 richtet der DGV das Final Four der besten vier Teams aus den Bundesligen Nord und Süd in dieser spannenden Match-Play-Form aus.

Nach den Halbfinals am Sonnabend hatten die Teams bereits mit ihren Anhängern in der „Hamburger Nacht“ im Club zusammengesessen und sich eingeschworen. Nach den beiden verlorenen Finals vor einem Jahr ist nun der große Wurf gelungen. Der HGC ist der sportlich beste Golfclub in Deutschland – und hat in einer olympischen Sportart einen Triumph geschafft, den nur wenige Vereine in Hamburg je erreicht haben.

In beiden Finals setzte sich Hamburg gegen den GC St. Leon-Rot durch

„Natürlich sind wir darauf sehr stolz, es ist sensationell“, sagt Club-Präsident Ulf Holländer, „und man darf nicht vergessen: Unsere Spieler sind alles reine Amateure, die erhalten keinen Cent dafür, dass sie bei uns spielen.“ Das ist bei Finalgegner GC St. Leon-Rot etwas anders.

Der Verein gehört zur Finanzholding von SAP-Gründer Dietmar Hopp, sein Sohn Daniel ist dort Präsident. Viele Spieler sind bei SAP oder Tochtergesellschaften angestellt und können sich auf Golf konzentrieren. In Falkenstein wird der Leistungssport durch Spenden aus dem „Förderkreis“ unterstützt, dem etwa 160 (wohlhabende) Mitglieder angehören. Die normale Jahresmitgliedsgebühr von rund 1400 Euro entspricht Hamburger Durchschnitt und reicht mit vereinzelten Investitionsumlagen gerade, um den historischen Platz in einem erstklassigen Zustand zu erhalten.

Die 17-Jährige Susanna Brenske holte in ihrer ersten Saison alle vier Siege

„Erstklassige Trainer wie Christian Lanfermann bei den Damen und Matthias
Boje bei den Herren und eine konsequente Jugend- und Nachwuchsarbeit sind der Schlüssel zum Erfolg“, erklärt Apel, „die meisten der aktuellen Spieler wurden bei uns ausgebildet.“

Das Musterbeispiel in diesem Jahr ist Susanna Brenske. Die 17-Jährige holte in ihrer ersten Saison im Damenteam am Wochenende im Halbfinale und Endspiel alle vier möglichen Siege im Vierer und Einzel, wo sie im Finale auch den entscheidenden fünften Punkt beitrug und danach ihren Freudentränen freien Lauf ließ. „Sie trainiert seit vier Jahren bei uns“, erzählt Lanfermann, „Hut ab vor dieser Leistung, sie hat einfach locker ihr Spiel gespielt. Das war großartig.“

Natürlich sind auch beim HGC nicht alle Spieler „Eigengewächse“, einige kommen im jungen Alter auch aus anderen Vereinen. Allerdings ganz überwiegend aus Norddeutschland. „Natürlich wecken unsere Erfolge und unser Trainingskonzept auch Begehrlichkeiten bei Spielern, die zu uns kommen wollen“, erklärt Apel, „die Trainer schauen dann, ob es etwas werden kann.“

Beim HGC geht es auch darum, ob es menschlich passt

Dabei geht es nicht nur um das Talent, sondern auch darum, ob es menschlich passt. Die Identifikation mit dem HGC ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. So war es für Tiger Christensen (19) und Anton Albers (22) sowie Christin Eisenbeiß (21) und Viktoria Hund (21), die alle in den USA mit einem College-Stipendium golfen, klar, dass sie für ihren Heimatclub in der Bundesligasaison abschlagen.

„Es war ein absoluter Teamgeist, der uns zu diesem Titel geführt hat, nicht nur hier beim Final Four, sondern über die gesamte Saison“, sagt Lanfermann, „jede hat wirklich zu 100 Prozent für dieses Team und für diesen Titel gelebt und gekämpft.“
Umso mehr durften sie dann ausgelassen feuchtfröhlich am Montagabend miteinander feiern.