Hamburg. Die Spieler des Oberliga-Serienmeisters stellten sich gegen ihren Coach. Interimstrainer wird vermutlich Co-Trainer Sascha Bernhardt.

Noch vor dem ersten Oberligaspiel hat es bei der TuS Dassendorf richtig geknallt. Jean-Pierre Richter (35) ist kein Trainer des Oberliga-Serienmeisters mehr. Nach Informationen des Abendblatts stellten sich die Spieler gegen ihren Coach. Dassendorf hatte an diesem Wochenende spielfrei, beim Test gegen den schleswig-holsteinischen Landesligisten Büchen-Siebeneichener SV (5:0) saß Co-Trainer Sascha Bernhardt auf der Bank der Wendelwegler.

Amateurfußball: Ex-Trainer Richter ohne Kommentar

„Wir haben einiges aufzuarbeiten und werden uns in den nächsten Tagen neu aufstellen“, erklärte TuS Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich. Beim Zweitrundenpokalspiel der TuS am Dienstag beim Landesligisten Ahrensburger TSV dürfte vermutlich aber erneut Interimscoach Bernhardt auf der Bank Platz nehmen. Richter, der mit Dassendorf zwei Meistertitel (2020, 2022) und einen Lotto-Pokalsieg (2019) feierte, war am Sonntag für einen Kommentar nicht zu erreichen.

Würstchen fürs Bezirksamt.

Am Donnerstag wird beim FC Türkiye bei einem Pressetermin gegrillt. Nicht wie 2013 beim HSV zur Versöhnung mit den eigenen Fans nach einer Bayern-Klatsche, sondern um die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Mitte zu verbessern. Nachdem Türkiyes Platz an der Landesgrenze zwei Tage vor Spielbeginn gesperrt worden war (wovon der Verein laut eigener Darstellung erst durch den Hamburger Fußball-Verband erfuhr), musste der Oberligaaufsteiger zum Auftakt gegen den HEBC auf den Sportplatz Fährstraße ausweichen.

Türkiye geht auf Bezirksamt Mitte zu

3:1 siegte Türkiye verdient auf einem wahren Kartoffelacker mit vielen sandigen, vertrockneten Stellen, Unkraut und Gänseblümchen. Die Netze mussten gar vor Spielbeginn mit Bindfäden geflickt werden. Sie hielten durch. „Es liegt mir fern, gegen das Bezirksamt Mitte zu wüten, auch wenn ich in der ersten Enttäuschung viel Kritik geübt habe.

Wichtig ist mir, eine gemeinsame Lösung zu finden, um oberligawürdige Bedingungen für unseren Club zu schaffen“, sagte Türkiyes Interimstrainer Klaus Klock, der Daniel Sager (im Ägypten-Urlaub) erfolgreich vertrat. Aber wird das Bezirksamt Mitte am Donnerstag auch einen Vertreter zum Platz an die Landesgrenze schicken? Klock: „Das weiß ich nicht. Wenn das Bezirksamt Mitte meine Einladung annimmt, würde ich mich wahnsinnig darüber freuen.“

Eimsbütteler TV startet erfolgreich in Saison

Prophet Atamimi.

Locker gab sich vor Saisonbeginn Khalid Atamimi, Trainer des hoch gehandelten Oberligaaufsteigers Eimsbütteler TV. Den Abgang von Angreifer Theo Schröder (32 Saisontore) könne sein Team „hundertprozentig ersetzen“. Dafür bürgen würden vor allem die beiden neuen Stürmer Dominik Akyol (von Altona 93) und Tyrese Boakye (eigene Jugend). Bei seinem Oberligadebüt machte das 18 Jahre alte Talent Boakye nun gleich nachhaltig auf sich aufmerksam. In den ersten vier Minuten gelang ihm sofort ein Doppelpack.

Der ETV siegte schließlich mit 5:2 und hat einen gelungenen Start in die Oberliga Hamburg hingelegt. „Wir haben dieses Spiel mit einer unglaublich hohen Energie und sehr hohem Pressing begonnen, und das hat sich durch die Tore von Tyrese sofort ausgezahlt. Wir hoffen, er und wir alle machen so weiter“, sagte Atamimi. Gegen den Serienmeister TuS Dassendorf sei im nächsten Heimspiel trotz der Unruhe um den Trainerwechsel dort jedoch die Außenseiterrolle am nächsten Spieltag klar definiert. „Es stehen ja die Spieler auf dem Platz und nicht wir Trainer. Dassendorf hat eine brutale individuelle Qualität. Da können wir eigentlich nicht mithalten, werden aber trotzdem alles reinhauen“, so Atamimi.

HSV Trainer Reimers bleibt zurückhaltend

Die „Zweiten“ siegen.

Fantastisch in die Saison gestartet ist der HSV II in der Regionalliga Nord. Gegen Holstein Kiel II siegte das Team von Trainer Pit Reimers mit 4:0. Arlind Rexhepi (10.), Robin Velas­co (47.), Moses Otuali (61.) und Jonah Fabisch (86.) schossen einen bedauernswerten Gegner ab, der sich durch zwei Feldverweise in der zweiten Halbzeit zusätzlich selbst schwächte.

„Lobt uns jetzt bitte nicht alle zu sehr in den Himmel“, dämpfte HSV-II-Trainer Pit Reimers die Euphorie nach dem Spiel, als er auf die Tabellenführung nach dem ersten Spiel angesprochen wurde. Die sei noch ohne Bedeutung, im Gegensatz zum sehr wahren Spruch von Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch („Fußball macht dann Spaß, wenn man gewinnt“). Wie weit sein Team in seinem Reifeprozess wirklich sei, würden erst die nächsten Spiele zeigen. Ebenfalls erfolgreich war der Stadt- und Staffelrivale FC St. Pauli II. Elard Ostermann feierte als neuer Coach bei seinem Debüt ein 3:1 beim 1. FC Phönix Lübeck.

Fehlstart und Seuchenvogel.

Die anderen beiden Hamburger Regionalligisten starteten dagegen ohne Siege ins neue Spieljahr. Aufstiegsanwärter FC Teutonia 05 misslang bei Hannover 96 II fast alles. Es setzte eine verdiente 0:2-Pleite und einen Fehlstart in die neue Saison. „Wir hatten von der ersten bis zur letzten Sekunde so gut wie überhaupt keinen Zugriff auf die Partie. Sicher haben wir 15 neue Spieler zu integrieren, aber das darf keine Ausrede sein. Wir müssen es so schnell wie möglich besser machen“, sagte der neue Teutonia-Trainer David Bergner.

Eigentlich eine gute Partie lieferte Eintracht Norderstedt gegen Drittligaabsteiger TSV Havelse ab. Die Garstedter ertrotzten sich beim Debüt von Trainer Olufemi Smith ein torloses Remis, mussten jedoch eine bittere Pille verkraften. Der in der 69. Minute eingewechselte Philipp Müller schied nur drei Minuten später nach einem Zweikampf mit seinem Gegenspieler mit Verdacht auf Kreuzbandriss aus. Müller kämpft immer wieder mit Verletzungen und ist so gesehen der Seuchenvogel im Team der Eintracht. Sein Trainer litt mit ihm. „Der Punkt ist gut, unsere Leistung war gut – aber in Anbetracht von Philipps Verletzung haben wir heute 0:0 verloren“, gab Smith traurig zu Protokoll.