Curslack. Cuslack-Neuengamme gewinnt Testspiel gegen die U19 des ETV mit 5:4. Warum Trainer Schneppel den abtrünnigen Spielern keine Träne nachweint.

Die Szenerie erinnerte eher an einen Flohmarkt denn an einen Fußballplatz. Vor dem Umkleidecontainer am Sportplatz des Eimsbütteler TV an der Bundesstraße stand ein Kleiderständer, auf dem die Trikots des Oberligisten SV Curslack-Neuengamme frisch gebügelt dicht aneinander hingen. Während sich die Vierländer Kicker am Sonnabend für die Freundschaftspartie gegen die U19 des ETV aufwärmten, wurden die blauen Jerseys noch ein wenig durchgelüftet.

Wer sie überstreifen würde, war vor dem Anpfiff durchaus rätselhaft. Seit Wochen hatte der SVCN offiziell keinen Neuzugang verkündet. Dafür aber gab es neben den ohnehin bereits feststehenden fünf Abgängen weitere Kicker, die den Verein verließen. Zudem platzten zwei bereits als perfekt vermeldete Wechsel.

Fußball: SV Curslack-Neuengamme überzeugt gegen den ETV

Kurzum: Aus dem Spielverein Curslack-Neuengamme schien der „Spielverein Chaos-Neuengamme“ geworden zu sein. Dass dieser Eindruck für Außenstehende entstehen konnte, wollte der neue Coach Sven Schneppel dann auch gar nicht leugnen. „Es haben mich schon viele Leute gefragt: Was ist denn bei euch los? Der will nicht, der springt ab, da wird der Vertrag aufgelöst“, sagte der Nachfolger des aus beruflichen Gründen zurückgetretenen Christian Woike.

Eine Träne weint der vormalige Trainer des VfL Lohbrügge den abspenstigen Spielern allerdings nicht nach: „Wenn sie schon von vornherein wegen irgendwas gespielt haben in Curslack, aber nicht, weil sie Bock drauf hatten, dann habe ich lieber einen zu wenig von der Quantität, weil die Qualität hier wirklich hoch ist.“ Der 49-Jährige muss am Gramkowweg nun einen größeren Umbruch moderieren, als ursprünglich geplant.

SVCN: Hinter Verbleib von Hamed Mokhlis steht ein Fragezeichen

Der neue SVCN-Trainer Sven Schneppel (49).
Der neue SVCN-Trainer Sven Schneppel (49). © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

Neben Sebastiao Mankumbani (Hamm United), Tim Schmidt (Voran Ohe), Özgür Bulut (HT 16), Corvin Behrens (Düneberger SV) und Yanneck Schlufter (SC Vier- und Marschlande) haben kurzfristig auch noch Oliver Doege (TuS Dassendorf) und Jannik Mohr (TSV Sasel) den SVCN verlassen. Hinter dem Verbleib von Hamed Mokhlis (Schneppel: „Ein wichtiger Spieler für uns“) steht zudem noch ein Fragezeichen. Der Angreifer wird vom Staffelrivalen WTSV Concordia umworben. Zudem zogen Edward Pfister (Oststeinbeker SV) und Luis Hacker (ASV Hamburg) ihre Zusagen zurück und bleiben nun bei ihren Clubs.

Schneppel, der Co-Trainer Marco Schultz aus Lohbrügge mitbrachte, und Manager Oliver Schubert mussten also in den vergangenen Wochen viel neues Personal akquirieren, um den Aderlass zu kompensieren. Sie taten es mit der Prämisse, „auf die Jugend setzen zu wollen“, wie Schubert erklärte. Gleich sieben Spieler aus A-Jugend-Mannschaften wurden verpflichtet. Einer der hoffnungsvollsten davon ist wohl Piotr Ziolek. Der Innenverteidiger kam wie Marsel Kmiec von der U19 von Eintracht Norderstedt. Bei den Garstedtern war die „Abwehrkante“ (Schneppel) Kapitän.

Marcello Meyer ist der namhafteste Neuzugang bei den Vierländern

Namhaftester Zugang bei den Vierländern ist Marcello Meyer vom SV Grün-Weiß Siebenbäumen, in dessen Vita 129 Regionalliga-Partien für den VfB Lübeck und Weiche Flensburg stehen. Beim 5:4-Erfolg gegen den ETV bestach der 31-jährige Mittelfeldmann durch seine Ruhe und Spielintelligenz. Außenangreifer Stjepan Brkic wechselte wie Schneppel aus Lohbrügge nach Curslack. Und in Abbas Sharba konnte ein talentierter Mann vom TSV Gellersen aus der Landesliga Lüneburg verpflichtet werden. Hinzu kommen Luca Winterfeld aus dem eigenen Kreisliga-Team, der bereits in der Vorsaison Oberliga-Luft schnupperte sowie Tjorben Rexin vom Landesligisten SV Altengamme.

„Einen etablierten Spieler würde ich schon gerne noch holen. Es sollte eigentlich ein Verteidiger sein“, sagte Schneppel, der mit dem jetzigen Kader aber auch zufrieden ist. „Die Jungs, mit denen wir jetzt arbeiten, sind sehr, sehr ehrgeizig. Sie wollen sich total verbessern. Die haben richtig Bock, Fußball zu spielen. Wir arbeiten daran eine Einheit zu werden. Sie sollen gut miteinander umgehen, das war letzte Saison nicht immer so“, sagte der Coach.

Der neue SCVN-Trainer Sven Schneppel würde gern noch Abwehr verstärken

Tatsächlich hatten die Vierländer in der abgelaufenen Serie nahezu nur Häuptlinge, aber kaum Indianer in ihrem Kader. Nun ist die Hierarchie schon ob des gesunkenen Altersdurchschnitts klarer, das Binnenklima nach Aussagen der Verantwortlichen besser. Ob das neu formierte Team sportlich das Level der vormaligen Mannschaft halten kann, ist allerdings ungewiss.

Der Test gegen Eimsbüttels A-Junioren gab darüber nur bedingt Aufschluss. Denn in Abwesenheit der Routiniers Gianluca Babuschkin (heiratete am Sonnabend), Sebastian Spiewak, Marco Schubring und Arnold Lechler (alle verletzt) und urlaubenden Zugängen standen Schneppel gerade einmal 14 Akteure zur Verfügung. Diese zeigten in der Vorwärtsbewegung gute Ansätze, offenbarten aber auch Defizite in der Arbeit gegen den Ball. Dieser Punkt stand allerdings auch noch nicht auf dem Trainingsprogramm.

Die vier Gegentore durch Jonas Hinz (2., 90.), Julius Lyons (28.) und Benjamin Lerida Reinhold (87.) empfand Schneppel dennoch als „zu viel“. Wohlwollend zur Kenntnis nahm der Trainer hingegen den Torhunger seines Teams, für das Stjepan Brkic (5.), Pascal El-Nemr (31.), Moritz Kühn (59.), Luca Winterfeld (72.) und Kapitän Henrik Giese (77.) erfolgreich waren.