Hamburg. Basketballer des Eimbütteler TV müssen eine Liga runter, ihr Star geht dafür eine rauf. Ab jetzt soll er in der Zweiten Liga punkten.

„Nö!“ Stolz verspüre er keineswegs, stellt Mubarak Salami direkt klar. Zweimal in Folge mit Abstand bester Punktesammler der 2. Basketball-Bundesliga ProB, der dritthöchsten Spielklasse, zu sein sei nun mal nichts wert, wenn die Saison mit dem Abstieg seines Eimsbütteler TV endet. Wer weiß, was der 26-Jährige abseits des Spielfelds leistet, wird sich schnell bewusst, dass sich Gefühle wie Stolz bei ihm in anderen Dimensionen abspielen.

Der Wilhelmsburger mit ghanaischen, nigerianischen, schwedischen und deutschen Wurzeln nimmt seit Jahren die Vaterrolle für seine sechs jüngeren Geschwister an, besucht Elternabende und organisiert den Haushalt. Auch deshalb blieb er trotz gut dotierter Offerten beim ETV. Der andere Grund: Trainerin Sükran Gencay (35), die Salami, der große Bruder, „eine große Schwester“ nennt.

Basketball: Salami bereit für neue Aufgabe

Doch in diesem Sommer ändert sich das Leben des 1,97-Meter-Kraftpakets, das vom Portal „Eurobasket“ als Spieler der Saison ausgezeichnet wurde. Gencay hat sich vom ETV verabschiedet, für den es zurück in die Regionalliga geht. Salami ist dagegen bereit, sein Glück in der Zweiten Liga zu suchen. „Vergangenes Jahr gab es noch familiäre Baustellen, jetzt habe ich meinen Bruder Yasir so weit in die Mangel genommen, dass er bereit ist, meine Funktion zu übernehmen“, sagt der Guard, dessen Karrierebestleistung bei 48 Punkten liegt.

Anpassungsprobleme an eine kleinere Rolle plagen den leidenschaftlichen Freistilschwimmer (100-m-Bestzeit: 1:25 Minute) nicht: „Ich fände es spannend, mal eine andere Aufgabe zu übernehmen, in der ich nicht die größte Last des Teams schultern müsste. Dann könnte ich auch effektiver agieren.“ Dass sich die gegnerischen Verteidigungen fast exklusiv auf Salami fokussierten, hatte ihren Preis in ineffektiven Wurfquoten und einer hohen Anzahl von Ballverlusten. Auch die Konzentration in der Verteidigung litt mitunter, gibt Salami zu.

Ob es ihn nun zu einem soliden Zweitligisten oder ambitionierten ProB-Team verschlage, werde sich in den kommenden Wochen zeigen. Die naheliegendste Lösung, bei den Hamburg Towers den Kader aufzufüllen, scheint indes keine zu sein. „Es gab nie eine konkrete Verbindung zwischen uns. Vielleicht liegt es daran, dass ich früher beim Lokalrivalen Sharks in Hittfeld gespielt habe“, mutmaßt Salami. Die Towers haben stattdessen einen anderen Flügelspieler ins Auge gefasst. Nach Abendblatt-Informationen würde der neue Trainer Raoul Korner (48) zu einer Verpflichtung des Ulmers Christoph Philipps (23) nicht „Nö“ sagen.