Hamburg. Nach seiner erfüllten Mission verabschiedet sich Herthas Retter aus Berlin. Der Verein steht jetzt vor einer internen Zerreißprobe.

Als bei Hertha BSC die Aufarbeitung einer chaotischen Saison begann, hatte sich Felix Magath längst zum Holzhacken in den heimischen Garten in München verabschiedet. Der „Relegationskönig“ hat fertig: Seine Mission, die Berliner vor dem Fegefeuer der 2. Bundesliga zu bewahren, ist erfüllt.

Nach dem Klassenerhalt sprach Magath, Spitzname „Magier“, erleichtert von der „schwierigsten Aufgabe“ seiner jahrzehntelangen Trainerkarriere und kündigte im nächsten Atemzug seinen Abgang an. „Ich hatte den Auftrag, die Hertha in der Ersten Liga zu halten“, sagte Magath, „ich sehe es als selbstverständlich an, meine Sachen in Berlin zu packen und nach Hause zu gehen.“ Was er dort am Dienstag tun wolle? „Holz hacken.“

Hertha BSC: Reger Wechsel in der Führungsriege

Von dort aus könnte der 68-Jährige in Seelenruhe den vorläufigen Höhepunkt im vereinsinternen Hertha-Machtkampf verfolgen. Groß ist bei Geschäftsführer Fredi Bobic die Sorge, dass die Hertha schon bei der Mitgliederversammlung am Sonntag durch eine Fan-Revolte oder Provokationen von Millionen-Investor Lars Windhorst in ein Machtvakuum und ins Führungschaos stürzen könnte. „Alle müssen sich jetzt committen“, forderte Bobic. Und meinte ein uneingeschränktes Bekenntnis zum Club in seinem Sinne.

Dass Präsident Werner Gegenbauer über die Versammlung hinaus noch Hertha-Boss ist, glaubt auch Bobic nicht, allen Dementis über einen angeblich schon fixen Rücktritt am Dienstag zum Trotz. Die Zeit des Patrons ist abgelaufen bei der Hertha. Wie auch für Finanzchef Ingo Schiller, der nur noch bis Oktober bleibt. Clubspitze, Trainer und womöglich auch etliche Spieler: Tabula rasa bei der Hertha – der Club steht vor einem personellen Neuanfang. „Wir müssen Ruhe reinbringen in den Verein“, appellierte Routinier Kevin-Prince Boateng.

Noch steht in den Sternen, wie der Kader in der nächsten Bundesligasaison aussehen könnte. Und auch für den Trainerposten gibt es noch keinen heißen Kandidaten. Der Ex-Mainzer Sandro Schwarz (43/Dynamo Moskau) wird gehandelt, ebenso Adi Hütter (52/zuletzt Gladbach). Das Geld dürfte dabei jedenfalls keine Rolle spielen. Denn Investor Windhorst, der seit seinem Einstieg 375 Millionen Euro einbrachte, hat in Aussicht gestellt, neues Kapital zur Verfügung zu stellen – aber nur unter einer neuen Führung ohne Gegenbauer. Mit Spannung wird auf jeden Fall die Rede des Hertha-Investors am Sonntag erwartet, wenn er erstmals direkt zu den Mitgliedern zu sprechen beabsichtigt.

Fredi Bobic bedankte sich unterdessen noch einmal ausdrücklich bei Magath. „Er hat etwas Außergewöhnliches geleistet“, sagte der Sport-Geschäftsführer. Und auch Windhorst hob die Dienste des Trainergurus hervor: „Seine Erfahrung und Führungsstärke haben den Verein vor dem Abstieg bewahrt.“

Tatsächlich war es Magath, der in den entscheidenden Momenten an den richtigen Fäden zog. Seine Psychospielchen („Der Druck liegt beim HSV“) erzielten beim Gegner ganz offensichtlich Wirkung, sein Schachzug, im Rückspiel voll auf Kevin-Prince Boateng („Der Prince ist ein Finalspieler“) zu setzen, ging auf. Der HSV war gegen die Wucht und Vehemenz der Berliner trotz des 1:0-Hinspielvorsprungs chancenlos.