Amateurfußball: Türkiye und Alsterbrüder gehen hoch, Lohbrügge muss runter, Hamm zittert, St. Pauli II siegt und ist fast durch.

Großkopfs Tag für die Ewigkeit. Er hat es geschafft! Nach drei Jahren verabschiedet sich Trainer Jörn Großkopf beim FC Türkiye mit dem Aufstieg in die Oberliga Hamburg. Nach einer fürchterlichen ersten Halbzeit im letzten Landesligaspiel gegen Klub Kosova vor 300 Zuschauern trafen Vitor Cadilhe Branco (47.) und Michel Netzbandt (66.) zur 2:0-Führung. Die Zitterphase nach dem Anschlusstor von Agonis Krasniqi (86.) überstand Türkiye schadlos, siegte 2:1. Großkopf sprintete freudetrunken über den Platz und verdrückte ein paar Tränen neben der Trainerbank. „Das sind die schönsten Siege. Wenn es eng ist und man dann Erfolg hat“, sagte er. „Wir haben in der Rückrunde oft nur mit zehn Spielern trainieren können. Ich ziehe den Hut vor meinen Jungs.“ Torschütze Netzbandt brachte das Spiel treffend auf den Punkt: „Erste Halbzeit haben wir uns in die Hosen geschissen. Das war gar nichts. Zweite Halbzeit haben wir es dann endlich begriffen.“

Großkopf, der vom Team ein Abschiedsshirt geschenkt und eine Bierdusche spendiert bekam, wird diesen Tag auch aus einem anderen Grund niemals vergessen. Sein neuer Club FC Alsterbrüder stieg durch ein 9:3 beim SC Sternschanze II in der Nachspielzeit von der Bezirksliga in die Landesliga auf, weil der FC Teutonia 05 II beim HFC Falke in der 95. Minute noch einen Treffer kassierte. Alsterbrüders scheidender Trainer Gunnar Hitscher: „Wahnsinn! Das war wie einst bei der Titelentscheidung Schalke gegen Bayern im Jahr 2001!“ Großkopf: „Das ist wirklich wunderbar. Jetzt habe ich doppelten Grund zur Freude.“

Letzter Matchball vergeben. Seinen letzten Matchball auf den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg vergeben hat der VfL Lohbrügge. Wie in der Vorwoche gegen Union Tornesch (2:4) hätte ein Sieg für Rang sechs in der Abstiegsrunde gereicht. Doch der VfL unterlag mit 1:4 beim SV Rugenbergen und steigt ab. „In der 80. Minute können wir durch Erdogan Pini 2:1 in Führung gehen, im Gegenzug geraten wir in Rückstand. Diese Szene ist spiegelbildlich für die ganze Saison“, sagte Lohbrügges Trainer Elvis Nikolic, der trotz des Abstiegs die kämpferische Mentalität seines Teams lobte. Vorwürfe gegenüber Lohbrügges Vorwochen-Bezwinger Union Tornesch, deren 2:5 gegen Hamm United den Klassenerhalt besiegelte, kamen Nikolic – ganz Sportsmann – nicht über die Lippen. „Tornesch ist doch nicht verpflichtet, für uns zu spielen. Wir hatten alles selber in der Hand, sind deshalb auch nicht sauer auf Tornesch“, erklärte Nikolic. Er selbst wird sportlicher Leiter in Lohbrügge bleiben, den neuen Trainer Gökhan Acar unterstützen. „Wir werden eine schlagkräftige Truppe bauen“, so Nikolic. „Aber erst einmal muss ich im Urlaub diesen Abstieg verarbeiten.“

Hamm siegt und hofft. Immer wieder hatte Hamms Uniteds Trainer Sidnei Marschall in dieser Saison die Einstellung seines Teams kritisiert. Im Abstiegsfinale war davon plötzlich nichts mehr zu spüren. Nach dem kämpferischen 4:4 in der Vorwoche sicherte sich Hamm durch ein 5:2 bei Union Tornesch Rang sechs in der Abstiegsrunde. Dieser berechtigt zum Klassenerhalt, wenn der FC St. Pauli II in der Regionalliga Nord die Klasse hält (oder der WTSV Concordia in die Regionalliga Nord aufsteigt). „Ich bin mir fast zu 100 Prozent sicher: Der FC St. Pauli II hält die Klasse. Und wir damit auch. Das ist mein Bauchgefühl“, sagte Hamms Präsident Jörn Heinemann. Hamms Co-Trainer Robert Pietruschka: „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt. Nun warten wir ab, was der FC St. Pauli II macht.“

St. Pauli II fast durch. Eben jener FC St. Pauli II befindet sich nach dem 3:0 beim Lüneburger SK Hansa auf dem besten Wege zum Klassenerhalt. Gegen überlegene Gäste schwächte sich Lüneburg selbst, verursachte zwei Elfer und zwei Platzverweise. St. Paulis Trainer Joachim Philipkowski: „Ein verdienter Sieg. Wegen der letzten beiden Spiele habe ich null Bedenken. Meine Jungs werden ihre Arbeit auf dem Platz erledigen.“

Barthel enttäuscht von Inter. Den Tränen nahe war am Sonntagvormittag Heiko Barthel, Trainer des Landesligisten SV Halstenbek-Rellingen. Grund: Der Nichtantritt von Gegner Inter Eidelstedt. Für HR hat dies fatale Folgen, da zwei Siege mit einer Tordifferenz von insgesamt plus 13 Treffern in den letzten beiden Saisonspielen gegen Inter Eidelstedt und den Harburger TB den Club noch auf Rang zwei der Landesligatabelle vor TuRa Harksheide geführt hätten, der eventuell zum Aufstieg berechtigt. Gegen den Tabellenletzten Inter wäre ein Kantersieg wahrscheinlich gewesen, nun wird die Partie nur 3:0 für HR gewertet. Der Aufstieg ist so gut wie futsch. „Ich habe Inter sehr gebeten, bei uns anzutreten, damit die Saison sportlich fair zu Ende geht. Was sie gemacht haben, ist total unfair. Wir sind alle sehr ernüchtert“, sagte Barthel.