Hamburg. Hamburg hofft auf Turniere auf dem Heiligengeistfeld, doch die stehen auf der Kippe. Ex-Profi Walkenhorst soll übernehmen.

Am späten Dienstagabend versuchte René Hecht zu retten, was zu retten ist. Nach Wochen der Ungewissheit, die unter den Athletinnen und Athleten zu viel Unmut geführt hatten, lud der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) die besten 60 nationalen Beachvolleyballer zu einem Zoom-Meeting. Inhalt: Die Zukunft der German Beach Tour (GBT), der höchsten nationalen Turnierserie. Das Problem: Der Präsident kam mit leeren Händen.

Wie das Abendblatt erfuhr, waren zahlreiche Teilnehmende schockiert von der Tatsache, dass außer Ausreden, Entschuldigungen und Hinhalteparolen wenig Verwertbares aus dem Gespräch mitzunehmen war. Fakten, wie die GBT in diesem Sommer durchgeführt werden soll, gab es keine.

Beachvolleyball: Vermarkter ist insolvent

Klar ist nur, dass die Ende März veröffentlichte Planung mit je zwei Events in Düsseldorf (19. bis 22. Mai sowie 26. bis 29. Mai), Hamburg (16. bis 19. Juni sowie 30. Juni bis 3. Juli) und Münster (28. bis 31. Juli sowie 4. bis 7. August) nicht zu halten sein wird. Auch die deutschen Meisterschaften Anfang September in Timmendorfer Strand, die traditionell den Abschluss der nationalen Elitetour bilden, stehen stark infrage.

Den Grund dafür erfuhren die Aktiven erst am Mittwochabend in einem weiteren Zoom-Meeting. Die Deutsche Volleyball Sport GmbH (DVS), Vermarktungsgesellschaft des DVV, wird an diesem Donnerstagmorgen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Verhandlungen mit fünf Gläubigern, die dem Vernehmen nach Forderungen in Gesamthöhe von mindestens 800.000 Euro offenstehen haben, nahmen nicht den erhofften Ausgang, obwohl zumindest einer bereit war, auf zwei Drittel der ihm zustehenden Summe zu verzichten. Welche Folgen das für den Verband hat, werden die kommenden Wochen zeigen.

Beachvolleyball: Ersatzturniere von Walkenhorst

Geplant ist immerhin, dass Ex-Profi Alexander­ Walkenhorst, Bruder von Olympiasiegerin Kira Walkenhorst (31), mit seinem Streamingkanal Spontent eine Ersatzserie organisieren soll. Der in der Szene umstrittene 33-Jährige hatte sich schon während der Pandemie als Veranstalter verschiedener Ersatzevents für die ausgefallene GBT profiliert und führt, nachdem sich der renommierte Hamburger Vermarkter Sportfive aus der Kooperation mit dem DVV zurückgezogen hat, bereits Gespräche mit der Allianz als potenziellem Hauptsponsor für die Tour.

Kritiker sehen die Verflechtungen zwischen Verband und Walkenhorst allerdings als durchaus problematisch an, weil attraktive Streamingrechte ohne Kontrolle und ohne Rücksicht auf langjährige Partner wie Sport1 an Walkenhorst vergeben würden. Zudem dürfte nun der Insolvenzverwalter über die Neuvergabe der DVS-Rechte befinden.

Welche Auswirkungen die unsichere Lage auf Hamburg hat, ist ebenfalls ungeklärt. Der Niederländer Wilco Nijland, Erfinder des Beachvolleyball-Eventformats „King of the Court“ (KotC), plant mit seiner Agentur Sportworx die Errichtung einer mobilen Arena auf dem Heiligengeistfeld, um dort „Funsport-Wochen“ auszurichten.

Vorgesehen waren 25 Veranstaltungstage von Mitte Juni bis Mitte Juli mit den beiden GBT-Turnieren und einem KotC-Wettbewerb als Hauptteil. Mittlerweile hat Nijland den Zeitraum bereits auf 23. Juni bis 10. Juli eingegrenzt, geht aber nach Gesprächen mit Walkenhorst davon aus, neben KotC immerhin ein nationales Turnier anbieten zu können.