Hamburg. 16 Sekunden lang stand der FC Bayern in Überzahl auf dem Spielfeld. Jetzt könnten Konsequenzen folgen – sofern Freiburg protestiert.

Dass das kleine Einmaleins im Milliardengeschäft Fußball nicht immer ordnungsgemäß eingesetzt wird, dafür liefert die Historie viele Belege mit teilweise skurril-kuriosen Wechselfehlern. 1998 brachte der damalige Kaiserslautern-Coach Otto Rehhagel während der Partie gegen Bochum einen vierten Nicht-Europäer – einen zu viel.

Als die FCK-Bank den Fauxpas bemerkte, täuschte der Ägypter Hany Ramzy eine Verletzung vor und humpelte vom Platz. Natürlich flog das Täuschungsmanöver auf, die Punkte gingen für die Pfälzer flöten. In dieser Saison erwischte es Wolfsburgs Coach Mark van Bommel, der beim Pokalspiel in Münster sechs- statt der erlaubten fünfmal auswechselte. Die Konsequenzen: Der DFB wertete die Partie mit 2:0 für Preußen, einige Wochen später war van Bommel nicht mehr Trainer der Niedersachsen.

Kathleen Krüger tippte falsche Nummer ein

Das Missgeschick des deutschen Rekordmeisters beim SC Freiburg jedoch dürfte einen Ehrenplatz in der Liste der peinlichen Rechenfehler erhalten. Weil Kathleen Krüger, die Teammanagerin des FC Bayern, die ehemalige Trikotnummer 29 von Kingsley Coman in die Wechseltafel eintippte und nicht seine aktuelle Nummer elf, fühlte sich der Franzose nicht angesprochen, für den an der Seitenlinie wartenden Marcel Sabitzer das Feld zu räumen.

Dummerweise konnte auch der vierte Offizielle Arno Blos nicht bis zwölf zählen, weshalb die Bayern 16 Sekunden lang in Überzahl auf dem Rasen standen, ehe Freiburgs Chefmathematiker Nico Schlotterbeck Schiedsrichter Christian Dingert („Eine total konfuse Situation“) auf die zahlenmäßige Unwucht aufmerksam machte. Und nun?

SC Freiburg könnte Protest gegen Spielwertung einlegen

Fakt ist, dass der Kontrollausschuss des DFB nur dann in dem Fall ermitteln darf, wenn der SC Freiburg bis Montagnachmittag Protest gegen die Spielwertung einlegt. Ein Prozedere, das SC-Trainer Christian Streich nicht glauben wollte: „Das wäre ja absurd. Es gibt ja für alles Regeln.“ Gibt es eben nicht, was für die Breisgauer die Gefahr in sich birgt, als schlechter Verlierer dazustehen, obwohl rein rechtlich der Einspruch absolut legitim wäre. Fehler ist Fehler, ein „bisschen Fehler“ gibt es nun mal nicht.

Natürlich, als strafmildernd könnte angeführt werden, dass das Schiedsrichterteam in diesem speziellen Fall in Mithaftung genommen werden muss. Ausgangspunkt der ganzen Aufregung war aber nun mal Teammanagerin Krüger mit ihrer falschen Nummer. Deshalb dürften sich die Münchner nicht beschweren, wenn der DFB gemäß Paragraf 17 der Rechts- und Verfahrensordnung das 4:1 für die Bayern aus- und dafür ein 2:0 für Freiburg einwechselt.

Verband sollte Verfahren justieren

Eine Lehre aus dem Nummernsalat am Wochenende ist aber, dass der Verband dringend sein Verfahren justieren und Freiburg nicht so in Bedrängnis bringen sollte, Vor- und Nachteile eines Protests abwägen zu müssen. Im „normalen“ Leben startet die Staatsanwaltschaft ja auch ihre Ermittlungen, wenn sie eine strafbare Handlung erkennt.