Münster/Hamburg. Die BG Baskets retten sich in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga mit viel Teamgeist und einer tollen Entwicklung – trotz Niederlage.

Saisonziel geschafft: Klassenerhalt! Daran änderte auch die 70:74 (37:36)-Niederlage der BG Baskets im HSV im letzten Punktspiel der Rollstuhlbasketball-Bundesliga beim BSC Münsterland am Sonnabend nichts mehr. „Es war eine außergewöhnlich schwierige Saison“, sagte Co-Trainer Peter Richarz (61), „in der Rückrunde haben wir uns aber sehr stabilisiert und sind deshalb jetzt absolut zufrieden, wie es zuletzt gelaufen ist.“

Mit einem Sieg in Warendorf hätten die Hamburger sogar auf Platz fünf in der Abschlusstabelle springen können. Wenige Minuten vor Schluss führte das HSV-Team auch noch 68:61 – doch Topscorer Mojtaba Kamali hatte sich schon Ende des dritten Viertels rausgefoult, zwei Minuten vor Spielende hatte dieses Schicksal auch Spielertrainer Ali Ahmadi ereilt. „Es waren einige seltsame Schiedsrichterentscheidungen dabei“, sagte Richarz, „aber über Schiedsrichter sage ich nichts.“

Rollstuhlbasketball: BG Baskets auf Platz neun

Bei der Schlusssirene hatten die BG Baskets deshalb nur noch kleinere Spieler mit größeren körperlichen Einschränkungen auf dem Platz. Für die Fachleute: sechseinhalb Punkte statt der erlaubten vierzehneinhalb. Das war nicht zu kompensieren. Egal, mit zehn Punkten auf Platz neun haben sie zwei Zähler mehr als Absteiger Frankfurt Skywheelers, das zählt am Ende.

Und war so nicht unbedingt zu erwarten nach einer völlig verkorksten Hinrunde. „Wir mussten ohne zwei absolute Leistungsträger auskommen, das hat uns doch sehr getroffen“, erinnert Richarz. Kapitänin Mareike Miller konnte verletzungsbedingt in der gesamten Saison nicht spielen, Center Kai Möller fehlte nach einer Operation in der kompletten Hinrunde. Die ersten sieben Spiele gingen allesamt verloren, die „Rote Laterne“ hing in Wilhelmsburg.

„Die Liga ist viel ausgeglichener geworden"

„Die Liga ist viel ausgeglichener und spannender geworden“, urteilt Richarz. Hinter den beiden finanziell besser als alle anderen ausgestatteten Topteams Thuringia Bulls und RSV Lahn-Dill kann jeder jeden schlagen. Das haben die Hamburger in der Rückrunde auch gezeigt. „Mit der Rückkehr von Kai haben wir viel Stabilität gewonnen, das Team ist wirklich zusammengewachsen“, beurteilt Richarz die zweite Halbserie.

Einzelne Spieler sind mit der Aufgabe gewachsen. Kamali hat sich zu einem der erfolgreichsten Punktesammler entwickelt und sicherlich das Interesse anderer Vereine geweckt. Sein iranischer Landsmann Saman Balaghi hat laut Richarz „einen ganz großen Sprung gemacht“. Maya Lindholm hat Mareike Miller mit vollem Engagement als Kapitänin ersetzt, und Nationalspielerin Anne Patzwald ist mit ihrer Defensivarbeit unersetzlich. Der junge Hamburger Luc Weilandt hat in seiner zweiten Bundesligasaison zudem weiter viel dazugelernt.

Rollstuhlbasketball: Weilandt bei BG Baskets ausgebildet

Der 22-Jährige fuhr am Sonntag gemeinsam mit Richarz, der auch Bundestrainer der Junioren ist, zu einem Vorbereitungslehrgang für die U-23-WM im September. Weilandt kann ein Beispiel dafür sein, wie sich die BG Baskets in Zukunft entwickeln sollen. Er kam erst nach einem Kletterunfall 2017 zu dem Sport und wurde bei den BG Baskets ausgebildet.

„Unser Ziel muss es sein, hier in Hamburg eine junge Mannschaft über die nächsten Jahre zu entwickeln“, sagt Richarz. Die Trainer, der Verein und der Betreuerstab sind sich über diese Ausrichtung grundsätzlich einig. Das kann über die Zusammenarbeit mit dem BG Klinikum Hamburg funktionieren: „Wir wollen ein Team mit voller Identifikation. Das Herzblut muss fließen.“