Hamburg. Niendorf verliert mit „Ego-Tennis“, Lakic fliegt wieder, Titze bleibt ungeschlagen, Teutonia steigt wohl nicht auf, Altona fast weg.

Keine Minute Regionalliga

Stocksauer reagierte Niendorfs Trainer Ali Farhadi auf das 1:3 im Oberligaspiel der Meisterrunde (siehe auch Story unten) beim USC Paloma. „Ich habe im Kader wohl gerade 28 Tennisspieler, die ihr Ego ausleben wollen“, schimpfte Farhadi. „Vielleicht war unsere Staffel doch nur eine Eierstaffel“, schickte er hinterher. Der Niendorfer TSV hatte seine Staffel 2 mit teils überragendem Fußball dominiert. In der Meisterrunde bedeutete die Pleite bei Paloma jedoch die zweite Niederlage in Folge.

Einen Grund für die schwache Leistung nannte Farhadi auch. „Wir sind dran bei den Vertragsverlängerungen. Aber einige Spieler nehmen sich viel zu wichtig und glauben, sie landen in der Regionalliga bei Phönix Lübeck oder sonst wo. Von meinen Jungs wird keiner auch nur eine Minute Regionalliga spielen.“

Das Freundschaftsspiel bei Kiel II am 12. Februar habe er seinerzeit organisiert, „damit meine Jungs sehen, was in der Regionalliga auf sie zukommen würde“. Niendorf verlor sang- und klanglos mit 0:5. Farhadis klare Ansage zum Schluss: „Wir wollen oben mitspielen, haben einen Monsterkader. Wir werden die kommende Woche dazu nutzen, dass man das wieder auf dem Platz sieht.“

Gelb-Roter Lakic

Sein Temperament schnellstens in den Griff bekommen muss Haris Lakic vom Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst. Beim 2:4 gegen den SV Rugenbergen – der dritten BU-Niederlage im dritten Spiel der Abstiegsrunde – sah Lakic in der Nachspielzeit die zweite Gelb-Rote Karte. Schon beim 0:3 gegen Osdorf vor zwei Wochen flog Lakic wegen wiederholten Foulspiels vom Feld. Gegen Rugenbergen gelang dem temporeichen und schussgewaltigen Mittelfeldspieler zwar das 1:0 (61.), am Ende schwächte er seine Mannschaft jedoch erneut. Gelb, zwei weitere Fouls und ein erneut übermotiviert geführter Zweikampf führten schon wieder zum Feldverweis wegen wiederholten Foulspiels.

„Haris muss sich cleverer verhalten. Ich werde definitiv ein Gespräch mit ihm darüber führen“, sagte BU-Trainer Jan Haimerl. Sein Team sieht er nun vor einer gewaltigen psychischen Herausforderung. „Aktuell fehlt uns das Spielglück und einige unserer Spieler kennen auch den Abstiegskampf in der Oberliga nicht. Wir werden alles dafür geben, dem Abstieg spätestens am letzten Spieltag von der Schippe zu springen“, sagte Haimerl.

Titze liefert

Ein erstaunlich hohes 4:1 gegen den TSV Sasel gelang dem SC Victoria in der Meisterrunde der Oberliga Hamburg. Sieben Punkte aus drei Spielen verbunden mit der Qualifikation für die Meisterrunde und dem nun dort erfolgten Topstart gegen Sasel holte damit Victorias neuer Trainer Sören Titze, der Mitte Februar als Nachfolger von Ex-St.-Pauli-Profi Marius Ebbers verpflichtet wurde. Ein Sonderlob von Titze für die letzten Wochen erhielt nach der Sasel-Partie Victorias Kapitän Felix Schuhmann.

„Teilweise konnten wir aufgrund von Corona nur mit acht oder neun Mann trainieren. Wie Felix da die Mannschaft sozusagen als mein Co-Trainer auf dem Feld mitgeführt hat, war große klasse“, sagte Titze. Einen neuen Co-Trainer will Victoria bald für die nächste Saison verpflichten, ein tabellarisches Ziel für die Meisterrunde jedoch nicht ausgeben. Titze: „Das wäre albern. Vor ein paar Wochen hatten wir Angst vor der Abstiegsrunde. Da werden wir jetzt nicht davon sprechen, einen bestimmten Tabellenplatz erreichen zu müssen.“

Derbysieg für den HSV II

Durch ein 2:1 bei Werder Bremen II ist dem HSV II in der Meisterrunde der zweite Sieg in Folge gelungen. „Über diesen Derbysieg freuen wir uns riesig“, sagte HSV-II-Coach Pit Reimers. Zum nun aktuellen Thema Aufstiegskampf – der HSV II hat für die Dritte Liga gemeldet – wollte er nichts sagen. „Wir empfangen nächste Woche mit dem VfB Oldenburg den Aufstiegsanwärter Nummer eins. Danach werden wir schlauer sein, ob wir auch gegen einen solchen Gegner bestehen können.“

Eben dort, beim VfB Oldenburg, verlor der FC Teutonia 05 verdient mit 0:3 und muss sich bei sieben Punkten Rückstand seine Aufstiegsträume in dieser Saison so langsam abschminken.

Altona kurz vor dem Knockout

Mit jedem Spiel dem Abstieg näher kommt Regionalligist Altona 93. In Rehden setzte es nun nicht nur ein 0:3, der AFC verlor auch seine erst seit diesem Jahr neue Nummer eins Frederick Lorenzen durch einen Feldverweis wegen einer Notbremse (42.). Bei vier Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz trotz zwei ausgetragener Partien mehr muss Altonas Trainer Andreas Bergmann sieben Spiele vor Altonas Saisonende auf ein Wunder hoffen.

Die Lage ordnete Bergmann realistisch ein: „Rechnen bringt uns aktuell nichts. Wir wollen überhaupt mal wieder ein Spiel gewinnen. Und dann schauen wir, ob noch eine Tür in Richtung Klassenerhalt aufgeht.“

Neuer Service für Freunde des Amateurfußballs: Zum Spiel Bremen II – HSV II und weiteren Partien im Hamburger Amateurfußball finden Sie ab diesem Montag, 12 Uhr, Videos von KICK.TV auf „abendblatt.de/sport“.