Hamburg. Nur drei statt fünf Kategorien, Hamburg ist im August Teil der Eliteserie. Start am Donnerstag mit Challengerturnier in Tlaxcala.

Wenn die Luft dünner wird in der Weltspitze, liegt das meist an der Konkurrenz. Karla Borger (33) und Julia Sude (34) allerdings haben, wenn an diesem Donnerstag die neue „Beach Pro Tour“ des Weltverbands Volleyball World beginnt, eine bessere Begründung für Schnappatmung.

Der Spielort Tlaxcala, wahrscheinlich nur bei reichlichem Genuss des lokalen Tequila unfallfrei aussprechbar, liegt auf 2400 Meter Höhe im mexikanischen Hochland. „Das ist sehr speziell. Die Höhe merken wir in der Atmung unter Anstrengung sowie auch bei Thermik und Ballflug“, sagt Karla Borger, die zudem auch noch die Folgen einer Corona-Erkrankung in der Vorbereitung mit sich herumträgt.

Beachvolleyball: So läuft die Beach-Tour ab

Die geografische Verortung des Auftaktturniers hat indes Symbolcharakter. Mit der Neuordnung des Turniersystems will der Weltverband tatsächlich hoch hinaus. Die Beach Pro Tour ersetzt von dieser Saison an die alte FIVB World Tour, auf der es fünf unterschiedliche Turnierkategorien gab: Ein- und Zwei­sterne-Events für Nachwuchs und Newcomer; Drei- bis Fünfsterneturniere für die Profis. Das neue System kommt mit nur drei Kategorien aus: Future (ersetzt Ein- und Zweisterne), Challenger (anstelle von Drei- und Viersterne) – und das neue Premiumprodukt Elite 16, das künftig die Fünfsternekategorie darstellt.

Nachdem über die Einteilung über Monate intensiv diskutiert wurde, beginnt die Saison 2022 mit einem Kompromiss. Startberechtigt bei den aktuell neun Elite-16-Turnieren, unter denen vom 10. bis 14. August auch Hamburg mit dem Rothenbaum vertreten ist, sind nun nicht, wie ursprünglich geplant, nur die pro Geschlecht besten 15 Teams der Weltranglisten plus jeweils ein Wildcardduo. Um die Durchlässigkeit zu erhöhen und die Felder besser zu durchmischen, werden vier Startplätze in einer Qualifikation mit 16 Mannschaften ausgespielt. „Diese Änderung war sehr wichtig, weil es sonst einen Closed Shop gegeben hätte, was viele Teams kritisiert hatten“, sagt Niclas Hildebrand, beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV) Sportdirektor der Strandsparte.

Beach Pro Tour: Qualifikation in Mexiko steht an

Für den DVV ist diese Planänderung insofern wichtig, als lediglich das Stuttgarter Duo Borger/Sude, das als einziges der sechs Nationalteams nicht am Hamburger Bundesstützpunkt trainiert, in Reichweite der Top 15 rangiert. In Tlaxcala, wo auf Challengerniveau gebaggert wird, sind nur die Gewinnerinnen des World-Tour-Finals von 2021 für das Hauptfeld gesetzt. Svenja Müller (21/Eimsbütteler TV)/Cinja Tillmann (30/Düsseldorf) und das nicht als Nationalteam geführte Duo Chantal Laboureur (32/Friedrichshafen)/Sarah Schulz (22/Düsseldorf) mussten am Mittwochabend nach Redaktionsschluss ebenso in die Qualifikation wie das kürzlich zum FC St. Pauli gewechselte Duo Lukas Pfretzschner (22)/Robin Sowa (22).

In der kommenden Woche, wenn in Rosarito (Mexiko) die Elite-16-Serie startet, müssen sich Borger/Sude, Müller/Tillmann und die wegen einer Corona-Infektion noch pausierenden St.-Pauli-Neuzugänge Sandra Ittlinger (27)/Isabel Schneider (30) ebenso durch die Qualifikation schlagen wie bei den Männern das neue ETV-Topduo Nils Ehlers (28)/Clemens Wickler (26), das in Tlaxcala wegen Wicklers Fußverletzung noch aussetzt. „Aber wenn es keine Qualifikation bei den Elite-16-Turnieren gäbe, wären nur Borger/Sude über die Rangliste dabei gewesen“, sagt Hildebrand.

18 Futureturniere nicht aus den Augen verlieren

Die Challengerserie, zu der 2022 elf Etappen zählen, dürfte für die deutschen Teams die wichtigste Rolle spielen. Gespielt wird in Hauptfeldern mit sechs Gruppen à vier Teams, für die acht Plätze über eine Qualifikation mit 32 Teams vergeben werden. Um es in die nächsthöhere Kategorie zu schaffen, braucht es Punkte für das Entry Ranking, für das die besten drei Ergebnisse der vergangenen vier Turniere herangezogen werden. Ein Sieg bei einem Elite-16-Turnier bringt 600 Punkte, Platz eins bei einem Challengerturnier ist immerhin 400 Punkte wert. Dafür müsste man bei einem Elite-16-Turnier Vierter werden. Was den Teams aus der zweiten Reihe zusätzlich hilft: Die Top sechs sind auf der Challengerserie nicht startberechtigt.

Aber auch die 18 Futureturniere (200 Punkte für den Sieg) dürfe man, so Hildebrand, nicht komplett aus den Augen verlieren. Das Nationalteam Sven Winter (23/Düsseldorf) und Paul Henning (24/Frankfurt am Main) wird zunächst dort versuchen, so viele Punkte wie möglich einzusammeln, da Henning nach seinem Quereinstieg aus dem Hallenvolleyball noch überhaupt keine Zähler einbringen kann. „Für die beiden ist das Futurelevel ein sehr guter Einstieg“, sagt der Sportdirektor.

Beachvolleyball: Terenzio Feroleto ersetzt Liukkonen

Generell sei die Erwartungshaltung nach der Neuordnung der Teams im Zuge der Karriereenden der Olympiastarter Margareta Kozuch (35) und Julius Thole (24) sowie der Babypause von Laura Ludwig (36) nicht überbordend. „Für uns geht es zunächst darum, dass die neuen Duos gut zueinanderfinden. Mit der WM in Rom Mitte Juni und der Heim-EM in München zwei Monate später gibt es zwei Saisonhöhepunkte, wo wir maximal vertreten sein wollen. Aber vor allem sollen die Teams 2023 mit so vielen Punkten wie möglich in die Olympiaqualifikation starten, denn das Oberziel bleibt Paris 2024“, sagt Niclas Hildebrand.

Um den Weg dorthin optimal zu gestalten, ist das Trainerteam am Bundesstützpunkt in Dulsberg vervollständigt worden. Der Italiener Terenzio Feroleto (36) ersetzt bei den Männern den Finnen Kaipe Liukkonen (48), der im Januar aus privaten Gründen gekündigt hatte.