Berlin. Der selbsternannte “Big City Club“ zieht nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach die Reißleine. Nachfolge noch offen.

Zehn Pflichtspiele ohne Sieg, fünf Liga-Pleiten hintereinander, Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz: Hertha BSC hat einen Tag nach dem verdienten 0:2 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach die Reißleine gezogen und sich von Trainer Tayfun Korkut getrennt.

„Es bleiben noch acht Partien, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Dafür werden wir alles tun und wollen mit dieser Entscheidung unterstützen, dass alle Beteiligten nochmal intensiver für die Situation sensibilisiert sind“, begründete Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic am Sonntag den Schritt: „Wir setzen auf die positiven Effekte eines Neuanfangs.“

Bundesliga: Hertha BSC will zeitnah Nachfolger verkünden

Wie genau der aussehen wird, ließ Bobic offen. Über die Korkut-Nachfolge werde der Club informieren, „sobald diese Personalie abschließend geklärt ist“.

Wer sich des Projektes Bundesliga-Rettung beim Hauptstadt-Klub nun annimmt und die Mannschaft auf das richtungweisende Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr) vorbereitet, ist aktuell noch völlig unklar.

Hertha BSC nimmt Kurs auf die Zweite Liga

Korkuts 15-wöchige Amtszeit endet unterdessen als großes Missverständnis. Der 47-Jährige, der das Amt Ende November von Pal Dardai übernommen hatte, verließ die Hertha am Sonntag nach nur 104 Tagen im Amt mit einem miserablen Punkteschnitt von 0,69 und nur zwei Siegen aus 13 Ligaspielen. Die Berliner stehen als Tabellen-17. erstmals seit dem dritten Spieltag auf einem direkten Abstiegsplatz.

Als Bobic am Sonntagvormittag um 10.14 Uhr die Schranke zur Hertha-Geschäftsstelle passierte, war das Schicksal Korkuts längst besiegelt. Spätestens nach der ernüchternden Niederlage am Sonnabend in Mönchengladbach hatte der Trainer keine Argumente für eine Weiterbeschäftigung mehr.

Nach einem verheißungsvollen Start mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen, blieb die Alte Dame unter seiner Regie in sämtlichen Spielen im Jahr 2022 sieglos. „Leider konnten wir den guten Start unserer Arbeit nicht halten“, wird Korkut in der Vereinsmitteilung zitiert.

Korkut ahnte bereits, dass er entlassen wird

Korkut selbst hatte den Weg für den nächsten Neuanfang auf dem Trainerposten bereits am Sonnabend frei gemacht. „Ich weiß, dass keiner über dem Verein steht“, hatte er nach dem 0:2 gesagt. Stürmer Davie Selke sprach von einer „absoluten Scheißsituation“, und Bobic kündigte Gespräche mit Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller und dem Präsidenten Werner Gegenbauer an.

Die Personalie Korkut, das weiß Bobic, ist auch ein klarer Fehlgriff von ihm. Er hatte Korkut Ende November völlig überraschend aus dem Hut gezaubert. Nun musste Bobic seinen Fehler eingestehen und korrigieren.

In den kommenden Wochen steht auch der Hertha-Sportchef und sein im vergangenen Sommer eingeleiteter Umbruch auf dem Prüfstand. Bobic hat zwar Transfereinnahmen generiert und Gehälter gespart, was trotz der vielen Investoren-Millionen notwendig war. Doch sportlich ging es nach der Fast-Katastrophe im Vorjahr weiter bergab.

Der Trainerwechsel von Dardai zu Korkut brachte noch mehr Verunsicherung und noch weniger Ertrag. Bei einem Abstieg wäre auch Bobic im Amt nach nur einer Saison schwer beschädigt.

„Am Saisonende wird eine Zäsur gemacht“, hatte der frühere Manager von Eingracht Frankfurt bereits bei Sport1 gesagt. Sein nächster Schuss muss sitzen.