Lüneburg. Lüneburger Bundesliga-Volleyballer treffen am Sonntag im Pokalfinale auf Favorit Friedrichshafen. Was das Lan-Kabel damit zu tun hat.

Dass aller guten Dinge drei sind, dreimal gar Lüneburger Recht sei, Stefan Hübner hat diese Sprüche in den vergangenen Tagen zu oft gehört, als dass sie dem Cheftrainer der SVG Lüneburg noch mehr als ein müdes Lächeln abringen können. Fakt ist zumindest: Am Sonntag (16.45 Uhr, live im Kanal Spontent auf Twitch) schlagen die Volleyballer der Spielgemeinschaft Gellersen Lüneburg in der Mannheimer SAP-Arena zum dritten Mal zum Gewinn des deutschen Pokals auf. 2015 in Halle/Westfalen und 2019 in Mannheim ist ihnen dies misslungen, ohne dabei einen Satz zu gewinnen. Der Gegner ist 2022 derselbe – der VfB Friedrichshafen, mit 16 Titeln deutscher Rekordpokalsieger und zum dritten Mal auch der Favorit.

Dennoch: Die Unterschiede zwischen beiden Mannschaften haben sich im Laufe der vergangenen sieben Jahre zwar nicht verwischt, sie sind jedoch geringer geworden. Der einstige Weltklasse-Mittelblocker und Nationalmannschaftskapitän Hübner hat die SVG Lüneburg seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahre 2014 trotz bescheidenden Budgets, rund 700.000 Euro pro Spielzeit, zu einem respektierten Erstligisten geformt, Friedrichshafen, Etat um die zwei Millionen Euro, ist dagegen nicht mehr das dominierende deutsche Team, diese Rolle haben die Berlin Volleys übernommen. Dafür sprechen auch die Ergebnisse in dieser Saison: Die Lüneburger verloren in Friedrichshafen mit 1:3 Sätzen, gewann aber ihr Heimspiel mit 3:2. Schon im Play-off-Halbfinale im vergangenen Jahr konnte der Verein für Bewegungsspiele die Niedersachsen nur mit zwei umkämpften 3:2-Erfolgen am Einzug ins Meisterschaftsfinale hindern.

Drei US-Amerikaner sind die Trümpfe der Lüneburger

Alles offen also? „Friedrichshafen ist immer noch das bessere Team“, sagt Hübner, „aber wir sind nicht chancenlos, wenn wir drei Sätze richtig guten Volleyball spielen. Und dazu sind wir in der Lage.“ Vor allem haben die Lüneburger aus den Pokalniederlagen gelernt, besonders aus der zweiten. „Da waren wir nicht optimal vorbereitet“, sagt Hübner (46) und verrät ein Detail. Die Datenübertragung seiner Spielbeobachter, seiner Scouts, habe damals nicht perfekt funktioniert, es habe immer wieder technische Störungen gegeben, weil sich zu viele der 10.000 Zuschauenden in das schließlich überforderte Wlan-Netz der Halle eingeloggt hätten. Deshalb werden die Lüneburger diesmal zig Meter Kabel zur Trainerbank verlegen, um Hübner in jedem Moment des Spiels alle Informationen zukommen lassen zu können. „Wir sind diesmal auf Draht“, scherzt der Coach.

Das gelte auch für das Sportliche, speziell für seine drei US-Amerikaner, den in der Bundesliga überragenden Außenangreifer Jordan Ewert (24), Mittelblocker Dalton Solbrig (25) und Joseph Worsley (24), den Zuspieler mit dem effektiven Sprungaufschlag, der im vergangenen Sommer aus Friedrichshafen wechselte. „Die Amerikaner haben richtig Bock auf diese Art Spiele, in denen es um alles geht“, sagt Hübner.

Sein Matchplan steht. Wenn der Ball nach Aufschlag, Annahme und Angriff im Spiel bleibt, sind die Lüneburger eine der besten Mannschaften der Bundesliga. Die Friedrichshafener wiederum, mit durchschnittlich 1,98 Meter zwei Zentimeter größer als die Lüneburger, können ihrem Block vertrauen. „Das ist eine Herausforderung für unsere Angreifer, da ist am Netz Übersicht gefragt“, sagt Hübner. Und gute Kommunikation. Für die sollte diesmal aber gesorgt sein.

Das Frauen-Pokalfinale Stuttgart–Dresden, das vor dem Männer-Endspiel stattfinden sollte, musste wegen Corona-Fällen bei den Dresdnerinnen abgesagt werden. Stattdessen wird die Bundesligapartie Stuttgart–Wiesbaden gespielt.