Hamburg. HSV III siegt im ersten Oberliga-Abstiegsrundenspiel mit 4:2, Carl kriegt 85 Minuten mehr, Mercan kommentiert sich zum Platzverweis.

Drei Platzverweise, zwei Elfer. Einen turbulenten 4:2-Sieg im ersten Oberliga-Abstiegsrundenspiel fuhr der HSV III beim VfL Lohbrügge ein. Vor der Pause brachte Sepehr Nikroo den HSV III per Doppelpack in Front (7., 44.). Besonders viel los war in Hälfte zwei. Mit Anto Zivkovic (77., wiederholtes Foulspiel) und Marvin Karow (87., Foul/Meckern) flogen zwei Lohbrügger mit Gelb-Rot vom Platz, Co-Trainer Marco Schultz sah für seine Proteste zudem die Rote Karte (88.). Das zwischenzeitliche Lohbrügger 2:3 durch Pascal Bäker (81.) fiel ebenso per Strafstoß wie das 2:4 durch Mohamed Abd El Aal Ali (86.).

Fair zeigte sich nach der Partie HSV III-Trainer Christian Rahn. „Ich fand das Spiel nicht so hitzig, auch wenn die Statistik den Eindruck erweckt. Der Elfer für Lohbrügge war eher berechtigt, unserer eher keiner.“ Rahn hatte zuletzt vehement vor dem Abstieg in die Landesliga gewarnt – und blieb vorsichtig. „Nur weil wir jetzt einmal gewonnen haben, heißt das nicht, dass wir drin bleiben. Wir müssen so weiterspielen“, sagte Rahn.

Amateurfußball: HSV III gewinnt gegen VfL Lohbrügge

Bei Lohbrügge sah Trainer Elvis Nikolic das VfL-Verhalten gegenüber Schiedsrichter Henry Wagner kritisch und gratulierte ebenfalls fair. „Man kann sicher über die Schiedsrichterentscheidungen diskutieren. Aber so dürfen wir nicht auftreten. Damit schaden wir uns selbst. Außerdem hat es der HSV III hier heute besser gemacht und sportlich verdient gewonnen.“

Carls Traum wird wahr. 55 Minuten klar unterlegen – und 3:0 gewonnen. Einen glücklichen und wichtigen Sieg fuhr der SV Rugenbergen beim Meiendorfer SV zum Start in die Abstiegsrunde der Oberliga Hamburg ein. Zum Schlüsselspieler wurde dabei Rugenbergens Keeper En­rico Carl, der aufgrund des Keeper-Notstandes im Kasten sein Oberligadebüt feierte. Carl hielt alles und irritierte Meiendorfs Josiah Basoah bei dessen Elfmeter in der 55. Spielminute durch wilde Bewegungen auf der Linie so sehr, dass Basoah den Ball in die Wolken drosch. Danach waren die Gäste plötzlich im Spiel, siegten durch die Treffer von Kilian Utcke (59.), Hendrik Rühmann (63.) und Marcel Schöttke (71.) mit 3:0.

In der vierten Minute der Nachspielzeit gelingt Jan Lüneburg das erlösende 1:0

„Enrico spielt in unserer zweiten Mannschaft und hat mir schon im letzten Jahr von seinem großen Traum erzählt, ein Oberligaspiel auf dem Konto zu haben. Er bat mich, ihm einmal wenigstens fünf Minuten auf dem Feld zu geben“, sagte Rugenbergens Trainer Michael Fischer. Den Preis dafür zahlen musste Carl aber auch. „Enrico hat mich um fünf Minuten gebeten. Ich habe ihm 90 Minuten gegeben. Die Getränke gehen also auf ihn“, so Fischer verschmitzt.

Auf den letzten Drücker. Eintracht Norderstedts Innenverteidiger Fabian Grau benannte nach dem dramatischen 2:0 gegen den Heider SV zum Staffelabschluss in der Nord-Staffel der Regionalliga Nord das Dilemma der Partie für die Hausherren vortrefflich. „Unsere Stärke ist eigentlich das Umschaltspiel. Aber wir sind gar nicht zum Umschalten gekommen, weil der Gegner nicht nach vorne gespielt hat.“ Über die komplette Spielzeit schmissen sich die Heider Gäste unter ihrem neuen Trainer Markus Wichmann in einer Abwehrschlacht in jeden Ball, verbuchten selbst keine Torchance. Die überlegene Eintracht rannte bis zum Schluss an. Und in der vierten Minute der Nachspielzeit gelang Goalgetter Jan Lüneburg im Strafraum­gewühl das erlösende 1:0, zwei Minuten später Batuhan Evren der 2:0-Endstand. „Wir gehören in der Abstiegsrunde nun zu den spielstarken Teams. Kann sein, dass dieses Spiel ein Vorgeschmack auf das war, was uns nun erwartet“, sagte Eintrachts Trainer Olufemi Smith.

Trainer Frank Weche: „Ruhig sein ist mein Naturell“

Tesla schlägt sich selbst. Außerordentlich unterhaltsam ging es im Abstiegskampf der Landesliga Staffel 1 zwischen dem serbischen Club FK Nikola Tesla und Rasensport Uetersen zu. Tesla verdaddelte ein verdientes 2:0 zur Halbzeit durch slapstickhafte Abwehrfehler gegen in Hälfte zwei starke Gäste und verlor mit 2:4. Zum Lautsprecher des Spiels wurde Teslas Kapitän Hasan Mercan. 65 Minuten lang kommentierte Mercan konsequent jede Schiedsrichterentscheidung, bis er – ebenso konsequent – mit Gelb-Rot runterflog. Während Teslas Trainer Hesham Hassan („Ich konzen­triere mich nur auf mein Team“) kein Interview gab, tat dies Teslas Pressesprecher Radislav Sekulic für ihn.

„Wir sind enttäuscht. Drei Gegentore schenken wir her, unsere Fehler waren zu billig. Die Gelb-Rote Karte haben wir draußen leider kommen sehen“, so Sekulic. Erstaunlich ruhig blieb die ganze Partie über Rasensports Trainer Frank Weche, der sich von Teslas Debatten mit dem Schiedsrichter nicht anstecken ließ. „Ruhig sein ist mein Naturell“, sagte Weche. „Schreien bringt oft nichts. Ich bin froh, dass wir dieses Sechs-Punkte-Spiel mit einer guten zweiten Hälfte verdient gewonnen haben.“

Vicky ist durch. Mit einem 1:1 im Oberligaspiel der Staffel 2 beim TSV Buchholz 08 hat der SC Victoria das Ticket für die Meisterrunde gelöst. Seine erste Mission erfüllt hat damit der neue Trainer Sören Titze mit vier Punkten aus zwei Spielen. Buchholz steht nun ein Endspiel gegen TuS Osdorf bevor. Ein Remis würde den Nordheidern reichen. Darauf spekulieren will Trainer Nabil Toumi aber nicht. „Wenn ich mich nach all meinen Ansprachen hier vor mein Team stelle und sage, wir spielen auf 0:0, kann ich hier auch gleich Feierabend machen“, so Toumi.