Hamburg. Über den Ausraster des Hamburgers diskutiert nicht nur die Tennis-Welt. Warum der Olympiasieger professionelle Hilfe braucht.

Michel aus Lönneberga, dieser freche Junge aus Astrid Lindgrens Geschichtenwelt, wurde, wann immer er Unsinn gemacht hatte, in den Tischlerschuppen gesperrt, um über seine Taten nachzudenken. Während er dachte, schnitzte er Holzmännchen. Man musste an diese Art der Bestrafung denken, nachdem Alexander Zverev nach seinem Ausraster bei einem Turnier in Mexiko am Dienstagabend in seiner Entschuldigung schrieb, er wolle nun „über seine Taten nachdenken“.

Aus dem Brett, das der Hamburger Tennis-Olympiasieger vorm Kopf gehabt haben muss, ließe sich jedenfalls eine ganze Holzfamilie herstellen.

Zverev hat seine Emotionskontrolle verloren

Die Bilder aus Acapulco, wo Zverev nach seinem Erstrundenaus im Doppel viermal auf den Schiedsrichterstuhl eingeschlagen und dabei den Unparteiischen fast getroffen hatte, waren verstörend. Sie zeigten einen Menschen, der seine Emotionskontrolle komplett verlor; der nicht mehr Herr seiner Sinne war.

Ein rasender Wüterich, dessen Verhalten wahrlich nicht, wie es DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff versuchte, damit zu erklären wäre, dass Zverev eben ein „Typ mit Ecken und Kanten“ ist.
Ecken und Kanten sind gut, ungehobeltes Verhalten wie ein tätlicher Angriff in Richtung Referee schlicht inakzeptabel. Bei Zverev kommt dazu, dass er Wiederholungstäter ist. Wäre er nach jedem Ausraster auf der Tour weggesperrt worden, bräuchte es einen Bootsschuppen, um die Armee an Holzfiguren zu beherbergen.

Vorwürfe der Gewalt gegen Ex-Freundinnen stehen im Raum

Dass immer noch Ermittlungen gegen ihn laufen wegen der Vorwürfe der Gewalt gegen Ex-Freundinnen, macht die Sache noch pikanter. Jeder Anwalt wird die Bilder vom Kontrollverlust in Acapulco genüsslich vorführen, um Zverevs Hang zum Jähzorn zu belegen.

Was Zverev jetzt dringend braucht, ist die Hilfe von Fachleuten, um seine Aggressionen kontrollieren zu lernen. Diese Zeit sollte ihm die ATP mit einer angemessenen Sperre geben. Ein wenig Tischlerschuppen reicht nicht mehr.