Hamburg. Dem Olympiazweiten im Ruderachter fehlt ein adäquater Zweierpartner. Im Trainingslager hofft er, diesen zu finden.

Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, was unter einer Pause zu verstehen ist. Manche Menschen tun, wenn sie sich für eine Auszeit entscheiden, gar nichts. Andere, und zu diesen zählt Torben Johannesen, nutzen die selbst gewählte Absenz vom Beruf – im Fall des 27-Jährigen vom RC Favorite Hammonia das Rudern –, um auf anderen Feldern umso mehr Gas zu geben. Und so nutzte der Olympiazweite von Tokio im Achter die vergangenen Monate, in denen er sich aus dem Trainingsbetrieb zurückgezogen hatte, bestmöglich.

Im privaten Bereich, um mit Freundin Kristin, die er am 21. Dezember heiratete, die Familienplanung voranzutreiben; das Paar erwartet im Juli Nachwuchs. Beruflich, um sein Pflichtpraktikum zu absolvieren; der Lehramtsstudent hospitiert seit zweieinhalb Wochen an der Grundschule Leuschnerstraße in Bergedorf, wo er zehn Unterrichtseinheiten in den Fächern Sport und Mathematik gestalten darf. „Es macht mir viel Spaß und zeigt mir, dass ich mit meiner Studienwahl richtig liege“, sagt er.

Rudern: Hamburger Torben Johannesen findet keinen Partner

Am Donnerstag kommender Woche endet jedoch sein Praktikum. Mit dem deutschen Riemen-A-Kader reist Torben Johannesen dann nach Lago Azul, wo das zweite Trainingslager des Jahres ansteht. Das erste hatte der Hamburger wegen seiner Auszeit verpasst, nun will er den Wiedereinstieg wagen – allerdings mit ungeklärtem Ausgang, denn ob er seine Karriere fortsetzt, steht aktuell in den Sternen. Hauptgrund dafür ist, dass ihm in Hamburg, wo er in dieser Saison, in der die Heim-EM in München im August und die WM im September in Racice (Tschechien) die Höhepunkte sind, auch wegen seiner privaten Situation den Trainingsschwerpunkt setzen wollte, kein adäquater Trainingspartner für den Zweier angeboten werden kann.

„Ich hatte im Oktober angefangen, mit Friedrich Dunkel zu trainieren. Das hat sehr gut funktioniert, aber die Trainer in Hamburg wollen, dass Friedrich weiter mit Marc Kammann rudert. Für mich gibt es hier leider keinen Partner, was ich nicht nachvollziehen kann“, sagt er. Dunkel (24/ARV Hanseat) und Kammann (24/Hamburger und Germania RC) sollen sich in Lago Azul ebenfalls für einen Platz im deutschen Paradeboot bewerben, in dem nach Olympia nach diversen Rücktritten sechs von neun Plätzen freigeworden sind. Lediglich Torben Johannesen, der Krefelder Laurits Follert (25) und Olaf Roggensack (24/Berlin) sind aus der Silbercrew noch dabei. Besonders schwer wiegt der Abgang von Steuermann Martin Sauer (39/Berlin), der von Jonas Wiesen (25/Treis-Karden) ersetzt werden soll.

Ohne Partner: „Es kann sein, dass ich mindestens dieses Jahr Pause mache“

„Der Umbruch ist enorm, wir werden uns damit abfinden müssen, dass wir in dieser Saison nicht immer vorn mitfahren“, sagt Torben Johannesen. Grundsätzlich habe er mit etwas Abstand zu den Spielen in Japan die Lust verspürt, noch einmal drei Jahre Vollgas zu geben, um 2024 in Paris seine Goldmission zu erfüllen. „Aber ich möchte auf nationaler Ebene auch im Zweier das Maß der Dinge sein. Ich trete nicht mehr an, um Zweiter zu werden. Dafür brauche ich einen starken Partner“, sagt er.

In Portugal wolle er sehen, was Achter-Cheftrainer Uwe Bender ihm anbieten könne. In Dortmund unter Sabine Tschäge zu trainieren, die in Tokio mit dem leichten Doppelzweier Silber geholt hatte und nun zum Bundesstützpunkt der Riemer gewechselt ist, könne zwar Impulse geben, die er sich für seine Weiterentwicklung wünsche. „Aber wenn ich keinen geeigneten Partner finde, kann es ebenso gut sein, dass ich mindestens dieses Jahr Pause mache“, sagt Johannesen. Dass er sich auch ohne das Rudern zu beschäftigen weiß, hat er bewiesen.