Hamburg. Die Wilhelsmburger definieren sich über eine gute Defensive. Doch vor dem Spiel in Ulm hapert es genau in dem Bereich.

Am Sonnabendmorgen geht es für die Hamburg Towers mal wieder auf die Autobahn. Drei Tage nach der achtstündigen Rückreise vom EuroCup-Spiel bei Slask Wroclaw geht es für die Profis mit dem Bus ins 700 Kilometer entfernt Ulm, wo die Wilhelmsburger am Sonntag (15 Uhr, MagentaSport und Sport1) in der Bundesliga (BBL) auf Play-off-Kandidat Ratiopharm Ulm treffen. "Die langen Busreisen sind sicher nicht ideal, aber das ist nun einmal unsere Realität. Wir Trainer nutzen die Zeit im Bus, um uns Spielszenen anzuschauen, aber auch mal in Ruhe ein Buch zu lesen, das nichts mit Basketball zu tun hat", sagt Trainer Pedro Calles (38).

Towers-Coach übte harte Kritik nach Niederlage im EuroCup

Während die Hamburger beim 71:87 in Polen eine desolate Leistung zeigten, konnten die Ulmer im EuroCup Selbstvertrauen für die Liga tanken. Das Team von Trainer Jaka Lakovic (43) gewann nach starker Leistung beim Spitzenreiter der Gruppe B CB Gran Canaria mit 96:81.

Towers-Trainer Calles hat sich die Partie im Fernsehen angeschaut, doch vielmehr als der Gegner beschäftigt den 38-Jährigen derzeit das wechselhafte Auftreten seiner Mannschaft. „Wir waren in Wroclaw in keinster Weise bereit“, hatte der Spanier nach der fünften internationalen Niederlage im sechsten Spiel seine Spieler hart kritisiert. Es scheint so, als hätten die Towers auch zwei Wochen vor Heiligabend ihre Identität noch immer nicht gefunden.

Towers-Trainer Calles hat noch nie gegen Ulm gewonnen

Der defensivorientierte Basketball, für den Towers-Coach Calles steht, ist offenkundig noch nicht von der gesamten Mannschaft verinnerlicht worden. In den vergangenen drei Pflichtspielen ließen die Hamburger gegen Crailsheim, Braunschweig und Wroclaw 90, 92 und 87 Punkte des Gegners zu. „Wenn uns das wieder passiert, sind die Siegchancen am Sonntag ziemlich gering. Ulm ist vom Spielstil und Personal ein Topteam in dieser Liga, und wir müssen es dringend hinbekommen, unsere Leistung über 40 Minuten abzurufen“, fordert Calles, der in seiner Trainerkarriere noch nie gegen Ulm gewinnen konnte.

Towers-Forward Hinrichs sieht mentale und körperliche Gründe für inkonstante Defensive

Auch für Forward Seth Hinrichs (28) wird eine gute defensive Struktur der Schlüssel sein, um die Ulmer, die vor der Saison als einer der Geheimfavoriten auf den BBL-Titel gehandelt wurden, zu bezwingen. "Wir arbeiten daran, zu unserer Identität zurückzufinden. Dazu müssen alle an einem Strang ziehen. Phasenweise blitzt es immer mal wieder auf, aber wir sind derzeit nicht beständig genug – das gilt sowohl für den physischen als auch den mentalen Teil. Wir sind immer gut vorbereitet, aber es liegt an uns Spielern, den Plan auch konsequent in die Tat umzusetzen", erklärt der US-Amerikaner.

Für die Towers wird es in Ulm das erste Geisterspiel in dieser Saison. Die Regierung in Baden Württemberg hatte wegen der sehr hohen Corona-Inzidenz untersagt, Zuschauer bei Großveranstaltungen zuzulassen. „Es ist wirklich schade, dass keine Zuschauer da sein werden, weil die Fans dort richtig laut sein können. Aber vielleicht können wir genau das ja zu unserem Vorteil nutzen“, sagt Hinrichs der in der Saison 2019/20 für die Ulmer aktiv war.

Towers hatten ein vergleichsweise leichtes Startprogramm

Rein tabellarisch sind die Towers in der Bundesliga im Soll. Mit sechs Siegen und drei Niederlagen rangieren die Wilhelmsburger derzeit auf Rang vier der BBL. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass es der Spielplan bisher gut mit den Towers meinte. Die Topteams wie Ulm, Alba Berlin (2. Januar) oder Telekom Baskets Bonn (9. Januar) kommen erst noch. „Die Tabelle sieht positiv aus, aber wir hatten in der Tat bisher eher leichtere Gegner in der Liga. Die schweren Brocken kommen erst noch. Wir müssen es irgendwie hinbekommen, dass wir das defensive Team werden, das wir sein wollen. Das müssen wir besser auf die Reihe bekommen, dann sehen wir, wohin die Reise gehen wird“, sagt Nationalspieler Justus Hollatz (20).