Hamburg. Warum Oranje-Nationalspieler Teun Rohof die Saison 2021/22 für den Harvestehuder THC in der Hallenbundesliga absolviert.

Wer nicht glauben mag, dass sich auch im Winter einer Leistungssportkarriere noch Lebensträume erfüllen lassen, der möge nachfragen bei Teun Rohof. 36 Jahre alt ist der Mann, der seit drei Wochen das Trikot des Harvestehuder THC durch die Hallenhockey-Bundesliga trägt – und dabei ein Dauergrinsen nur schwer unterdrücken kann. „Seit mindestens zehn Jahren ist es mein Ziel gewesen, einmal in Deutschland zu spielen. Jetzt, wo ich es erleben darf, frage ich mich, warum ich es nicht schon viel früher gemacht habe“, sagt er.

Die Antwort darauf ist einfach – und bedarf dennoch einer Erklärung. Teun Rohof ist seit 16 Jahren fester Bestandteil des Kaders des Amsterdamsche Hockey Bandy-Club (AH&BC). Weil die niederländische Hoofdklasse als die beste Feldhockeyliga der Welt gilt, gab es für den langjährigen Nationalspieler keinen Grund, einen Wechsel anzustreben. Allerdings hat Hallenhockey nirgends auf der Welt einen höheren Stellenwert als in Deutschland.

In den Niederlanden wird unterm Hallendach nur eine auf fünf Wochenenden komprimierte Meisterschaft ausgespielt, die A-Nationalspieler sind in der Halle nicht spielberechtigt. Weil Teun Rohof lieber in der Halle spielt und sich seit 2011 dem aus reinen Indoor-Spezialisten bestehenden Hallennationalteam verschrieben hat, liebäugelte er schon seit vielen Jahren mit einem Wechsel ins Land des Erzrivalen, den viele seiner Landsleute scheuen.

Warum Teun Rohof in Deutschland spielt

„Ich habe die Rivalität immer als etwas betrachtet, das meine Leistung fördert. Natürlich will man als Niederländer die Deutschen immer besiegen. Aber solange es bei den üblichen Frotzeleien bleibt, finde ich das völlig okay“, sagt der Abwehrspieler, der Deutsch sehr gut versteht und passabel spricht. Als sich in diesem Sommer abzeichnete, dass beim AH&BC ein großer Umbruch das bestehende Team auseinanderbringen würde, ergriff Teun Rohof die Gelegenheit, seine letzte Hallensaison tatsächlich in Deutschland zu absolvieren.

„Ich wollte unbedingt auf höchstem Niveau spielen, schließlich warten zum Abschluss meiner internationalen Karriere in diesem Winter zwei Höhepunkte, auf die ich mich vorbereite“, sagt er im Hinblick auf die Hallen-EM in Hamburg (12. bis 16. Januar) und die Hallen-WM in Lüttich (Belgien/2. bis 6. Februar). Also kontaktierte er seinen Kumpel Rein van Eijk, sportlicher Leiter beim Berliner HC, der ihm dazu riet, sich einem Verein in der Nordliga anzuschließen, da dort die höchste Leistungsdichte herrscht.

Christoph Bechmann, Cheftrainer des HTHC, war von Rohofs Anfrage sofort begeistert. „Ich habe noch selbst gegen ihn gespielt und wusste, dass er uns genauso weiterhelfen würde wie wir ihm“, sagt er. Und genauso kam es. Teun Rohof, der in Amsterdam als Niederländischlehrer in der Mittelstufe arbeitet, zudem die U 18 seines Heimatclubs trainiert und deshalb nur von Donnerstag bis Sonntag in Hamburg ist, fühlte sich vom ersten Training an wie zu Hause.

Teun Rohof ist glücklich beim HTHC

„Ich habe gefunden, was ich gesucht habe. Ein Team, das in jedem Training Vollgas und mir zudem das Gefühl gibt, absolut willkommen zu sein. Ich lebe meinen Traum“, sagt der Routinier, der nicht nur seine Erfahrung aus drei WM-Teilnahmen, sieben Europapokalstarts und zwölf Hallenmeistertiteln einbringt, sondern auch technische und taktische Besonderheiten, die in der Bundesliga selten sind. Allerdings schränkt er ein: „Die meisten Bundesligaspieler sind technisch und taktisch besser als ich. Ich muss in jedem Training an mein Limit gehen, um mithalten zu können.“

Dieses Limit wird er an diesem Wochenende noch einmal nach oben verschieben müssen. Im Stadtderby der noch Unbesiegten empfängt der HTHC am Sonnabend (14 Uhr) den zwei Punkte besseren Tabellenführer Club an der Alster, am Sonntag (12 Uhr, jeweils Barmbeker Straße) ist der Hamburger Polo Club zu Gast. Teun Rohof ist einfach nur „glücklich, dass ich diese Partien spielen darf. Und ich hoffe, dass ich es mit dem HTHC bis ins Finale schaffe.“ Das wäre dann wirklich: ein Traum.