Hamburg/Bremen. Der ehemalige Kieler ist bereits der vierte Übungsleiter in dieser Saison. Premiere am Wochenende gegen Erzgebirge Aue.

Werder Bremens Torjäger Niclas Füllkrug hatte sein Urteil schon gefällt, bevor Ole Werner seinen Trainervertrag überhaupt unterschrieben hatte. „Wenn das passiert, dann ist es ein guter Mann für uns“, sagte der Stürmer noch während der finalen Verhandlungen zwischen dem Coach und dem Bundesliga-Absteiger.

Wahrscheinlich muss der 33-Jährige sogar sehr gut sein, um den komplexen Erwartungen am Osterdeich gerecht zu werden. Der sechste Coach binnen sieben Monaten soll die beispiellosen Aufgeregtheiten in der Hansestadt beruhigen, die trübe Stimmung heben und vor allem natürlich das sportliche Mittelmaß, das wie grauer Novembernebel um das Weserstadion wabert, schnellstmöglich beenden.

Werner will erst in der Winterpause große Veränderungen vornehmen

Doch bei aller Dringlichkeit angesichts des zehnten Tabellenplatzes will Werner, seinem Naturell als zumeist ausgeglichener Stoiker entsprechend, bei den Grün-Weißen behutsam vorgehen. „Ich werde jetzt nicht alles über den Haufen werfen und erst in der Winterpause an den Stellschrauben drehen“, sagte der Coach.

Vor seinem Wechsel nach Bremen hatte der in Preetz bei Kiel geborene Fußballlehrer acht Jahre lang bei Holstein Kiel diverse Teams betreut und in der vergangenen Saison mit den Zweitliga-Profis den Bundesliga-Aufstieg erst in der Relegation verpasst. Eine Kontinuität, die in Bremen schmerzlich vermisst und wieder herbeigesehnt wird.

Stattdessen findet Werner nach drei Spielen mit drei verschiedenen Trainern ein verunsichertes Team vor, wie auch die 1:2-Niederlage am vergangenen Wochenende bei Holstein Kiel verdeutlichte.

Werners Vorgänger Brand warnt vor großer Aufgabe

Doch charakterlich, so urteilte zumindest sein Kurz-Vorgänger Christian Brand, seien die Werder-Spieler in Ordnung: „Es wird sicherlich eine schwere Aufgabe, aber die Mannschaft ist absolut okay und man kann mit ihr gut arbeiten.“

Arbeit allein aber wird bereits am Freitag (18.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue nicht reichen, um eine Trendwende einzuleiten. Dabei muss sie schnell kommen, anderenfalls wird keine Ruhe einkehren bei den Grün-Weißen.

In diesem Zusammenhang ist Zeitmangel aktuell Werners größte Problem. „Wir haben wenig Zeit bis zum ersten Spiel, und wir haben auch wenig Zeit bis zur Winterpause“, sagte er bei seiner Vorstellung nach dem ersten Mannschaftstraining am Abend.

Geschäftsführer Sport Baumann weiter im Fokus der Kritik

Nachdem Florian Kohfeldt als ein Gesicht des sportlichen Niedergangs mittlerweile Cheftrainer beim VfL Wolfsburg ist, steht Sport-Geschäftsführer Frank Baumann mehr und mehr im Fadenkreuz der Kritik.

Dem Ex-Nationalspieler lastet man eine seit mehreren Jahren verfehlte Personalpolitik an. Fast demonstrativ hat auch der im September neu gewählte Aufsichtsrat Verhandlungen mit Baumann über eine Verlängerung des bis zum Saisonende laufenden Vertrags nicht nur wegen der Coronavirus-Pandemie bis zur Winterpause vertagt.