Hamburg. Sam Verelst möchte mit seinem Team aufsteigen. Dafür muss der belgische Eishockey-Nationalstürmer die Rolle als Anführer ausfüllen.

„Warrior“ steht auf seiner Wollmütze, aber als Statement will Sam Verelst die Auswahl der Kopfbedeckung nicht verstanden wissen. „Das ist unser Ausrüster, die Klamotten hat uns der Verein gestellt“, sagt der Eishockeyprofi, der in der Oberliga Nord für die Croco­diles Hamburg stürmt. Das ist eine ehrliche Antwort, und im Verlauf des Gesprächs wird deutlich, dass sie sehr gut passt zu dem 30-Jährigen, der dem Sein unbedingt Vorrang gegenüber dem Schein einräumt.

Wobei Cheftrainer Henry Thom auf die Frage, was den Angreifer auszeichne, durchaus Attribute wählt, die eines Kriegers (deutsch für Warrior) würdig wären. „Sam bringt eine unglaubliche Energie aufs Eis, im Training wie im Spiel. Er ist einer derjenigen, die man eher bremsen muss, damit er nicht überdreht. Er ist als Vorbild für die jüngeren Spieler sehr wichtig“, sagt er.

Sam Verelst von den Crocodiles Hamburg hat den Aufstieg im Kopf

Eine Rollenbeschreibung ist das, mit der sich Sam Verelst identifizieren kann. Bevor er im Sommer den Wechsel von Oberliga-Süd-Champion Selber Wölfe nach Hamburg vollzog, hatte er in vorangegangenen Jahren mehrfach Anfragen der Crocodiles abgelehnt. „Anfangs habe ich den Verein nicht als so ambitioniert wahrgenommen, dass es zu meinen Ansprüchen gepasst hätte“, sagt er. Mittlerweile jedoch habe er das Gefühl, dass in Farmsen die sportliche Perspektive eines Aufstiegs in die DEL 2 verfolgt werde. „Das Potenzial, hier über die kommenden Jahre etwas Großes aufzubauen, sehe ich jetzt, deshalb bin ich gekommen, um dabei mitzuhelfen“, sagt er.

Die Crocodiles sind für den belgischen Nationalstürmer, der seit zehn Jahren auch den deutschen Pass hat, nicht die erste Hamburg-Erfahrung. In der Saison 2014/15 wurde er vom damaligen Zweitligisten Fischtown Pinguins Bremerhaven an die Freezers verliehen, für die er 18 DEL-Spiele absolvierte und viermal in der Champions Hockey League auflief. „Auch wenn ich mir mehr Eiszeit erhofft hätte, war das eine sehr wichtige Station in meiner Karriere“, sagt er. Warum diese Karriere im Sommer 2015 ins Stocken geriet und in den erzwungenen Abstieg in die Oberliga zum Herner EV mündete, darüber denkt Sam Verelst auch heute noch manches Mal nach.

Erst im Mai habe man ihm damals eröffnet, dass es in Bremerhaven keine Perspektive für ihn gebe. „Leider hat mein damaliger Berater seinen Job nicht sehr gewissenhaft gemacht, und ich selbst war etwas naiv“, sagt er. Das Potenzial für die DEL 2 haben ihm viele bescheinigt. „Aber wenn du erst einmal in der Oberliga bist, ist es unheimlich schwer, noch einmal hochzukommen. Das habe ich unterschätzt“, sagt er.

Wenn Sam Verelst wieder zum Krieger wird

Dazu kommt, dass Sam Verelst gern länger bei seinen Clubs bleibt, auch in Hamburg hat er für zwei Jahre unterschrieben. Außerdem gefiel ihm in Herne, wo er zwei Spielzeiten verbrachte, und in den anschließenden drei Jahren bei den Füchsen Duisburg auch die Nähe zu seiner Heimatstadt Antwerpen, die er als 14-Jähriger verlassen hatte, um im Internat der Düsseldorfer EG seinen Profitraum zu verfolgen. In Antwerpen lebt – bis auf seinen Bruder Senna (19), der in Kanada in der höchsten Juniorenliga spielt und noch auf eine Karriere in der NHL hofft – seine gesamte Familie.

Mit seinem Stiefvater Gert Peeters, der ihn als Siebenjährigen zum Eishockey brachte, leitet er in der Off-Season Eishockeycamps in Belgien. Für den ausgebildeten Fitnesstrainer, der mit seiner Freundin in Farmsen lebt, ist das ein zweites Standbein für die Zeit nach der Karriere. Die Gegenwart aber, das sind die Nordderbys in dieser Woche, wenn an diesem Dienstag (19.30 Uhr) die Hannover Scorpions und am Freitag (20 Uhr) die Hannover Indians im Eisland Farmsen gastieren. Dann wird Sam Verelst wieder zum Krieger werden.