Hamburg. Damit der Spaß im Vordergrund steht: Der DFB führt neue Spielformen bis zur D-Jugend ein. So soll der Erfolgsdruck minimiert werden.

Kürzlich hat der 32 Jahre alte Verbandssportlehrer des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), Tim Stegmann, ein Jugendspiel besucht. Als die Nachwuchskicker sich zum „3 gegen 3“ auf kleine Tore aufstellten, waren einige Eltern kaum interessiert. „Ein Elternteil meinte, es ginge nur um Spaß. Das ist eine Fehleinschätzung. In diesem Spielformat findet die größte Entwicklung statt“, sagt Stegmann.

Seit Sommer dieses Jahres setzt der HFV die DFB-Kinderspielreform um. Von den Bambinis (U6/U7) bis zur D-Jugend (U12/U13) greifen Änderungen. Eingeführt wurden bis zur E-Jugend kleinere Spielformen. „2 gegen 2“ (Bambinis) und „3 gegen 3“ auf Minitore (Bambinis, F-Jugend) sowie vier Feldspieler und ein Torwart (F- und E-Jugend). In der D-Jugend wird im 7+1 in einer Spielhälfte quer gespielt, Abseits und Neunerfeld sind abgeschafft. Bis zur E-Jugend gibt es keine Tabellen mehr. In der F-Jugend ist die Variante 6+1 auf dem 7er-Feld gestrichen worden.

Kinderspielreform: Weg vom Ergebnis, hin zum Spielspaß

Doch wozu das alles? „Unsere jungen Fußballer müssen vor allem spielen“, sagt Stegmann. „Sie brauchen viele Ballkontakte, damit sie sich mit dem Ball etwas zutrauen. Wir müssen weg vom Ergebniswahnsinn. Das Glück, Spaß zu haben und ein Tor zu schießen, soll wieder im Vordergrund stehen“, sagt er. „Im reformierten System ist das gegeben. Die Einsatzzeit erhöht sich deutlich.“ Das ist auch deshalb der Fall, weil die Teams in mehreren Spielformaten gegeneinander antreten dürfen, wenn sie möchten. Die Fälle, in denen Ersatzspieler in Jugendteams in diesen Klassen kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen, sollen somit der Vergangenheit angehören.

Nun liegt Stegmann viel daran, für die Reform zu werben. „Ich möchte Trainer und Eltern aufrufen, die Spieler in den Mittelpunkt ihres Engagements zu stellen. In diesem Alter sollten die Kinder das Spiel ohne großen Druck genießen dürfen. Übertriebener Ehrgeiz kann schaden. Wer die neuen DFB-Kinderspielformate nicht umsetzt, schadet vorsätzlich der Entwicklung seines Teams.“

Unterstützung erhält Stegmann vom Niendorfer TSV. Der Verein hat eine der größten Jugendfußballabteilungen Hamburgs. „Die deutlich überwiegende Zahl unserer Trainer findet die Reform gut“, sagt der stellvertretende NTSV-Jugendleiter Kai-Uwe Hesse (53). „Unsere kleinen Spieler nehmen die neuen Spielformen gut an und freuen sich darüber, länger auf dem Platz zu stehen.“ Im Gegensatz zu Stegmann sieht Hesse die alten Spielformen aber nicht ganz so kritisch. „Wir lassen unseren Trainern freie Hand. Wenn sie Testspiele oder Turniere in alten Formaten vereinbaren wollen, ist das in Ordnung.“