Hamburg. Die Zweitliga-Volleyballerinnen unterlagen im Pokalachtelfinale Meister Dresden 0:3. Warum es trotzdem eine gute Erfahrung war.

Aufschläge wie Peitschenhiebe waren das, die Kristina Kicka über das Netz schickte, mit Tempo und Präzision, die die Volleyballfrauen des Eimsbütteler TV auf dem Zweitliganiveau, auf dem sie agieren, noch nie gesehen hatten. Fünf Minuten waren gespielt, als die weißrussische Nationalspielerin in Diensten des deutschen Meisters Dresdner SC ihr drittes Ass ins Feld geschmettert hatte. „In dem Moment dachte ich nur: Hoffentlich verschlägt sie bald mal einen“, sagte Ulli Kahl, als er nach 69 Spielminuten die erwartete 0:3 (10:25, 13:25, 10:25)-Niederlage im Achtelfinale des DVV-Pokals analysieren sollte.

ETV-Frauen stemmen sich gegen sportliches Debakel

Der Wunsch des ETV-Cheftrainers, so viel sei verraten, wurde beim Stand von 1:9 im ersten Satz erhört, und was danach folgte, war eine ehrenhafte Vorstellung seiner Mannschaft, die sich nach dem ersten Schock mutig und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die drohende Hinrichtung stemmte. Mit Erfolg: Die zehn Punkte im Schnitt pro Satz, die ihr Coach als Erwartungshaltung ausgegeben hatte, holten die Hamburgerinnen, denen es phasenweise sogar gelang, die Gäste aus Sachsen in lange Ballwechsel zu verwickeln und damit die 240 Zuschauenden in der Sporthalle Hoheluft mitzureißen.

„Die Stimmung war unglaublich, es hat riesigen Spaß gemacht“, sagte Zuspielerin Luise Klein, die von Dresdens Coach Alexander Waibl zur wertvollsten ETV-Akteurin gewählt wurde. Allen sei von vornherein klar gewesen, „dass wir in allen Bereichen deutlich unterlegen sein würden, umso wichtiger war es, dass wir uns davon nicht haben beeinflussen lassen“, sagte die 22-Jährige, die als eine von wenigen in Kahls Kader Erstligaerfahrung nachweisen kann. Außenangreiferin Anna Behlen (28) war besonders von der körperlichen Überlegenheit des DSC beeindruckt. „Gefühlt war sogar deren Libera größer als alle bei uns. Die Höhe, aus der sie angreifen, war krass, sie haben permanent Druck gemacht. Natürlich war es nie unser Ziel, uns mit Dresden zu vergleichen. Dennoch hätte ich an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Gegenwehr erhofft“, sagte sie.

Meister Dresden unterschätzte den Underdog nicht

Das jedoch ließ der aktuelle Bundesligafünfte und Champions-League-Starter nicht zu, zeigte sich von Beginn bis zum Ende hochkonzentriert und gewillt, die klassentieferen Gegnerinnen nicht an einer Pokalsensation schnuppern zu lassen. Trainer Kahl, der all seinen 14 Spielerinnen Einsatzzeit gab, war dennoch vollumfänglich zufrieden mit der Leistung seiner Auswahl. „Sie haben alles reingehauen, was drin war. Vor allem aber haben sie das Spiel genossen, und genau das war unser Ziel.“ Schließlich kehrt der Ligaalltag früh genug wieder ein: Am Sonnabend ist Bayer Leverkusen zu Gast am Lokstedter Steindamm.