Hamburg. Die Titelverteidigung um die Deutsche Meisterschaft wird in der ARD übertragen. Für den Athleten aus Altona ein wichtiger Schritt.

Welchen Stellenwert er bereits genießt, obwohl er seit Beginn seiner Profilaufbahn im März 2019 erst elf Kämpfe absolviert hat, das konnte Peter Kadiru in den vergangenen Tagen gleich an mehreren Fakten festmachen. Die ARD, die sich in der Liveberichterstattung über das Boxen rar gemacht hat, wird die erste Titelverteidigung des deutschen Schwergewichtsmeisters an diesem Sonnabend (23.40 Uhr) aus der Magdeburger Getec-Arena als zweiten Hauptkampf nach der WM-Revanche im Halbschwergewicht zwischen Dominic Bösel (31/Freyburg) und Robin Krasniqi (34/Augsburg) übertragen.

Und um dafür zu werben, reiste Kadirus Promoter Ulf Steinforth, Chef des Magdeburger SES-Teams, die Elbe herunter bis nach Hamburg, um in Kadirus Heimat den Medien Rede und Antwort zu stehen. „Für uns ist die deutsche Meisterschaft ein wichtiger Titel, gerade im Schwergewicht ist sie mit viel Tradition behaftet. Und für einen jungen Mann wie Peter ist es ein Meilenstein, einen solchen Titel zu besitzen“, sagte Steinforth.

Ex-Klitschko-Manager Bönte betreut Kadiru

Der ehemalige Klitschko-Manager Bernd Bönte, der sich mittlerweile um die wirtschaftlichen und sportlichen Belange Kadirus kümmert, sagte: „Es ist eine enorme Wertschätzung, dass die ARD Peter live zeigt. Bei seinem Titelgewinn im Oktober 2020 haben bereits 1,5 Millionen Menschen die Aufzeichnung seines Kampfes gesehen. Für ihn ist eine solche Aufmerksamkeit, die diesmal hoffentlich noch höher sein wird, Gold wert.“

Vergolden kann der in Altona geborene Sohn ghanaischer Eltern seinen Auftritt allerdings nur, wenn ihm gegen den aus Frankfurt am Main stammenden Boris Estenfelder ein überzeugender Sieg gelingt. „Natürlich ist es für mich eine große Motivation, dass ich in der ARD boxe. Aber egal, wo, wann und gegen wen es geht: Wenn ich in den Ring steige, will ich alles zeigen, was in mir steckt“, sagt der 24-Jährige, der 2014 Jugendolympiasieger war.

Kadiru stand in diesem Jahr bisher einmal im Ring

Die Chance dazu hatte er in diesem Jahr bislang kaum. Nachdem er im Corona-Jahr 2020 die deutsche Rekordzahl von vier Kämpfen bestritt, stand er in diesem Jahr bislang erst einmal im Ring, und das im Juli gegen den Bosnier Adnan Redzovic nicht einmal für zwei Runden. „Wir wollten einfach nicht mehr ohne Publikum veranstalten. Gerade Peter, der auch im Osten mittlerweile eine große Fanbasis hat, braucht und verdient die Unterstützung der Fans“, erklärt Ulf Steinforth.

Trainer Christian Morales ist umso glücklicher, dass die Pausenzeit endlich ein Ende findet. „Aus Trainersicht ist es natürlich wichtig, dass die Jungs in den Ring kommen, um einen Rhythmus zu finden und Erfahrungen zu sammeln“, sagt er. Die wettkampffreie Phase habe sein Schützling aber bestmöglich genutzt, indem er in England zwei Vorbereitungscamps mit dem kürzlich entthronten britischen Dreifachweltmeister Anthony Joshua (31) absolvierte. „Das hat mir unheimlich viel gebracht. Auch wenn ich mich als Wettkämpfer vielleicht nicht so weiterentwickeln konnte, wie wir es uns gewünscht hätten, habe ich am eigenen Leib erfahren, was es braucht, um ein Champion zu werden“, sagt Kadiru.

Kadirus Gegner Estenfelder sollte kein Stolperstein werden

Wie viel er davon wird zeigen können, bleibt abzuwarten. Sein zehn Jahre älterer Rivale Estenfelder ist zwar ein unbequemer, kampfstarker Boxer, der den deutschen Meistertitel bereits selbst innehatte und 2019 in Hamburg nach einem umstrittenen Punkturteil an Roman Gorst verlor, den wiederum Kadiru vor einem Jahr klar nach Punkten besiegte. Ein echter Prüfstein aber darf der Chef einer Sicherheitsfirma nicht sein für einen wie Peter Kadiru, der in ein paar Jahren in der Weltspitze ankommen möchte.

Der Weg dahin ist bislang nur grob skizziert. Seinen Junioren-WM-Titel wird der Hamburger aus Altersgründen bis zu seinem 25. Geburtstag im Juli 2022 maximal einmal verteidigen können. „Wenn wir gute Gegner finden, hat die deutsche Meisterschaft Vorrang“, sagt Coach Morales, der ein Duell mit Kadirus Hamburger Trainingspartner Albon Pervizaj (26), seines Zeichens internationaler deutscher Meister, aber bis zu dem Tag ausschließt, an dem beide Weltmeister sind. Als Zwischenschritt soll spätestens 2023 der EM-Titel angegriffen werden. Gelingt das, dann dürfte Peter Kadiru seinen Stellenwert zum Dauergast in der ARD ausbauen – und seinem Promoter noch einige Hamburg-Ausflüge bescheren.