Hamburg. Der Große Preis von Deutschland ist der Höhepunkt beim Rennwochenende in Bahrenfeld. Veranstalter rechnet mit 1500 Zuschauern.

Den bayerischen Akzent konnte Josef Franzl noch nicht ablegen. Und auch der Nachname des gebürtigen Münchners passt ungefähr so gut nach Norddeutschland wie ein Matjesbrötchen aufs Oktoberfest. „Ich bin aber total angekommen im Norden, fühle mich hier wirklich wohl“, sagt Franzl, der seit drei Jahren auf dem Gestüt Lasbek, nordöstlich von Bargteheide, arbeitet und an diesem Sonntag (17.20 Uhr) mit Piemonte beim Großen Preis von Deutschland auf der Bahrenfelder Trabrennbahn an den Start geht.

„Hamburg ist jetzt meine Heimatbahn“, sagt der 50-Jährige, der noch bis zum vergangenen Jahr wöchentlich zwischen Hamburg und München gependelt war. Mittlerweile ist die Familie zu ihm in den Norden gezogen. „Wir haben ein gutes Pferd, das zum Favoritenkreis gehört“, sagt Franzl über seinen Schützling. „Aber er läuft das erste Mal gegen solche starken Gegner.“ Das mit 40.000 Euro dotierte Rennen am Sonntag ist der Höhepunkt des Trabrennwochenendes in Bahrenfeld. Bereits am Sonnabend stehen etliche Rennen an, unter anderem streiten sich insgesamt 24 Starter um den Deutschen Amateurmeistertitel (17.45 Uhr).

Zuvor steht am Sonnabend (16.30 Uhr) der mit 30.000 Euro dotierte Preis von Hamburg für fünfjährige Pferde auf dem Programm, bei dem unter anderem Oscar L.A. von Joakim Lövgren gemeldet ist. Im vergangenen Jahr konnte das schwedische Pferd noch den Großen Preis von Deutschland, bei dem ausschließlich vierjährige Pferde zugelassen sind, gewinnen. Insgesamt werden an diesem Wochenende über 150.000 Euro an Rennpreisen und Züchterprämien in elf Rennen ausgeschüttet.

Traber: 2G-Modell war alternativlos

„Die Rennen, die er bisher gewonnen hat, hat er ohne große Mühe gewonnen. Diesmal muss er wohl an seine Grenzen gehen“, sagt Franzl über sein Pferd Piemonte. Beim Großen Preis von Deutschland zählt neben dem Lasbeker vor allem auch Hengst Bayard mit Michael Nimczyk zu den Favoriten. „Das ist ein tolles Pferd, das ich ganz genau kenne, weil ich es mal trainiert habe“, erklärt Franzl. Zudem startet mit Picadilly und Joakim Lövgren ein weiteres starkes Gespann, das ebenfalls vom Gestüt Lasbek stammt. Insgesamt seien aber fast alle Pferde auf einem ähnlichen Level, bei dem die Tagesform entscheiden könnte, glaubt Franzl.

Für Piemonte werde der Große Preis von Deutschland das bisher herausforderndste Rennen. Zum Problem könnte derweil vor allem die Startnummernauslosung werden. Piemonte, der mit der geringsten Gewinnsumme aller Pferde antritt, bekam die Nummer sieben zugelost, muss von weit außen starten. „Das ist ein sehr großer Nachteil, weil man eventuell in der zweiten Spur ohne Führpferd fahren muss“, erklärt Franzl. „Das mögen die Pferde überhaupt nicht, weil sie einen längeren Weg absolvieren und ohne Windschatten laufen müssen.“

Für Peter Weihermüller zählt Piemonte dennoch zum Favoritenkreis. „Es ist ein sehr talentiertes Pferd, das sehr schwer zu bezwingen ist, jetzt aber in eine sehr schwierige Aufgabe geht“, sagt der Geschäftsführer des Hamburger Trab-Zentrums (HTZ). Insgesamt rechnet er am Wochenende mit rund 1500 Besuchern. Der Eintritt ist kostenlos, Trabrennsportfans müssen jedoch gegen Corona geimpft oder genesen sein. Für Kinder bis 18 Jahren gilt die 2G-Regel nicht. „Ich weiß, dass einige junge Familien noch nicht vollständig geimpft sind. Es tut uns sehr weh, dass wir einige ausschließen müssen. Das war aber alternativlos“, sagt Weihermüller zur Umstellung auf das 2G-Konzept.

Traber freuen sich über 2G-Modell

Bei einem 3G-Modell, bei dem auch getestete Menschen Zutritt zur Anlage hätten, wären nur 650 Besucher zugelassen. „Das würde der Sache nicht gerecht werden. Finanziell würde es sich auch nur schwer rechnen“, sagt der HTZ-Geschäftsführer. „Wir haben fast ein Jahr lang unter Ausschluss der Öffentlichkeit veranstaltet, zuletzt gab es ein paar Veranstaltungen mit dem 3G-Modell. Das war alles aber noch sehr gebremst. Jetzt freuen wir uns enorm über die 2G-Lösung.“ Auf der weitläufigen Anlage sei genug Platz für die Zuschauer, erklärt er.

Weihermüller hofft, dass das 2G-Konzept dem Trabrennsport wieder mehr Auftrieb gibt. Während der Pandemie war der Sport für die breite Öffentlichkeit kaum sichtbar. „Wir waren in Hamburg vor Corona auf einem sehr guten Weg mit den Familienrenntagen. Wir hoffen, dass uns die Zuschauer nicht vergessen haben“, sagt Weihermüller. „Man sieht auch in anderen Sportarten, dass eine gewisse Entwöhnung eintritt. Wir müssen uns Mühe geben, dass wir die Zuschauer wieder zurückgewinnen.“