Dresden. Derzeit sind Kameras von der Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. bei den deutschen Fußballerinnen dabei. TV-Sender gesucht.

Stürmerin Laura Freigang und Verteidigerin Sara Doorsoun sind sicher noch nicht als die prägenden Persönlichkeiten der deutschen Frauen-Nationalelf identifiziert. Wenn nun eine mehrteilige Doku-Serie über die DFB-Frauen entsteht, fallen Nationaltorhüterin Merle Frohms spontan diese beiden Namen ein, die „mehr auf der Bildfläche auftauchen“ als andere; und wenn alles gut läuft, könnten mit Blick auf die EM 2022 in England aus den Hauptrollen sogar Heldenrollen erwachsen.

Seit Jahresbeginn sind Kameras von der Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. bei den deutschen Fußballerinnen dabei, die nach einer Pilotphase grünes Licht für die Produktion gegeben haben, die die Sichtbarkeit erhöhen soll. Präsentiert werde in der Doku ein Team mit „Ecken und Kanten, mit Höhen und Tiefen“, verspricht Regisseurin Martina Hänsel. „Wir machen das Licht für tolle Persönlichkeiten an.“ Es handele sich um die „weltweit erste Produktion dieser Art“, wobei es explizit darum geht, auch gesellschaftliche Themen anzupacken. „Unsere Story ist größer als der Fußball.“

Doku zeigt Nationalspielerinnen mit Doppelbelastungen

Gezeigt werden soll auch, wie Nationalspielerinnen noch die Doppelbelastung mit Schule, Studium und Beruf meistern – oder Almuth Schult ihre Belastung als Zwillingsmama meistert. Schnell wird der Zuschauer feststellen, dass die meisten Frauen viel mehr im wahren Leben verwurzelt sind als die Männer-Stars. Besuche bei der in London spielenden Melanie Leupolz oder der in Paris angestellten Sara Däbritz oder ein Schlenker zum Frauen-Nationalteam in Israel (Gegner in der WM-Qualifikation) sind angedacht.

Wo die sechs Folgen à 60 Minuten ausgestrahlt werden, steht noch nicht fest – man sei noch in der Vermarktungs- und Finanzierungsphase, hieß es in Dresden, wo sich die DFB-Frauen auf die ersten WM-Qualifikationsspiele gegen Bulgarien in Cottbus am kommenden Sonnabend (16.05 Uhr/ARD) und gegen Serbien in Chemnitz am Dienstag (16 Uhr/ZDF) vorbereiten.

TV-Sender für die sechsteilige Serie wird noch gesucht

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg weiß, dass der Kampf um mehr Medienpräsenz nur zu gewinnen ist, wenn die Protagonisten ihren Teil dazu beitragen. „Der Markt ist da – und da müssen wir rein. Wir haben Werte, die es sich anzuschauen lohnt: authentisch, professionell, attraktiv“, betonte die 53-Jährige. Sie kann für sich sagen: „Wenn die Arbeit leiden würde, würden wir es nicht tun. Wir haben nichts zu verschweigen. Wir wollen zeigen, dass wir cool sind.“ Ein erster Trailer habe die Beteiligten angeblich zu Tränen gerührt.

Sie räumte allerdings auch ein, dass keine Bilder nach draußen gehen, die der Verband nicht freigibt. Und so bleibt der Grat schmal: Bei der Trainerin bestehen in Sachen Authentizität wenig Zweifel, aber verhalten sich die Spielerinnen wirklich frei? Oft genug sind bei den Männern aus solchen Produktionen reine Marketingvehikel entstanden, die eine „Heile-Welt-Inszenierung“ betrieben – und dem Zuschauer erkennbar wenig Reibungsfläche lieferten. So auch beim Streifen zum WM-Sommermärchen 2006.