Hamburg. Mit einem Jahr Verzögerung startet der neue Cheftrainer mit dem Hamburger RC in die Rugby-Bundesliga.

Für einen, der mehr als ein Jahr darauf warten musste, endlich loslegen zu dürfen, macht Gareth Jackson einen entspannten Eindruck. „Ich freue mich auf den Saisonstart. Wir sind gut vorbereitet und wollen zeigen, welches Potenzial im Team steckt“, sagt der 31-Jährige vor dem Auftaktspiel der Rugby-Bundesliga, das sein Hamburger RC an diesem Sonnabend (15 Uhr) bei Titelfavorit Hannover 78 bestreitet. Wer sich näher beschäftigt mit dem einzigen Vertreter der Stadt im Oberhaus der Männer, dem wird klar: Auch wenn der englische Cheftrainer seit seiner Verpflichtung im August 2020 coronabedingt noch bei keinem Pflichtspiel an der Seitenlinie stehen konnte, hat er sein erstes Jahr keinesfalls tatenlos verbracht.

„Was Gareth in den vergangenen Monaten angeschoben hat, ist genau das, was dem Verein davor gefehlt hat“, sagt Teamsprecher Alexander Hänert (28), „er bringt sehr viel Energie ein und hat angefangen, Strukturen aufzubauen, von denen wir langfristig profitieren werden.“ Sein Hauptaugenmerk hat Jackson, der seine aktive Karriere wegen einer Rückenverletzung 2015 beenden musste und danach im Dachverband seiner Heimat an der Entwicklung junger Spieler und Coaches arbeitete, auf den Aufbau einer Jugendakademie gelegt. „Ich möchte, dass in der U 16 und U 18 genauso gearbeitet wird wie im Herrenbereich, damit wir unseren Nachwuchs selbst ausbilden und ihm den Übergang erleichtern“, sagt der Brite, der das gesamte Jahr in Hamburg verbracht hat.

Erste Früchte hat diese Aufbauarbeit bereits getragen. Mit Nils Kanngießer, Alexander Galuschkin und Tonatiuh Höllmann Yebra stehen drei 18-Jährige aus der eigenen Jugend im Kader der ersten Herrenmannschaft. Insbesondere auf Kanngießer, der am vergangenen Wochenende bei der Generalprobe zu Testspielsiegen gegen RSV Köln und RC Wiedenbrück drei Versuche beitrug, bauen sie im HRC. „Der Junge ist eine Granate. Aber wir brauchen Geduld, denn vor allem körperlich ist der Übergang vom Jugend- in den Herrenbereich eine Herausforderung“, sagt Hänert.

Gareth Jackson steckt hohes Saisonziel

Geduld wird auch gefragt sein, wenn es um das Einfinden in den Spielrhythmus geht. Das letzte Bundesligamatch fand im Herbst 2019 statt, seitdem beschränkte sich die Wettkampfpraxis auf wenige Testspiele. Teamtraining in voller Mannschaftsstärke – 78 Aktive für die drei Herrenteams in der Bundes-, Regional- und Verbandsliga stehen aktuell zur Verfügung, 22 Spieler darf Jackson in seinen Spielkader berufen – ist erst seit Anfang Juni wieder möglich. „Zum Start der Vorbereitung hat man ganz deutlich gemerkt, dass viel Substanz verloren gegangen ist. Die Fitness ist jetzt wieder zurück, das technische und taktische Spielverständnis kommt nach und nach wieder, aber wir brauchen noch Zeit“, sagt Kapitän Lars Dreessen (32).

Aller Widrigkeiten zum Trotz hat Gareth Jackson – auch das ist eine erfrischende Neuerung – ein hochambitioniertes Saisonziel ausgerufen. Während der HRC in den vergangenen Jahren eher den Klassenerhalt als Priorität nannte, will der Coach in der acht Vereine umfassenden Nordoststaffel mindestens Zweiter werden, um das Play-off-Halbfinale zu erreichen. „Das Potenzial dazu haben die Jungs. Sie müssen nur daran glauben und es abrufen“, sagt er. Dass sie das tun, liegt nun in seiner Verantwortung. Gareth Jackson ist heiß darauf, endlich zeigen zu dürfen, was er kann.

  • Die Zweitligamänner des FC St. Pauli starten am Sonntag (15 Uhr, Saarlandstraße) gegen DRC Hannover in die Saison, St. Paulis Bundesligafrauen sind erstmals am 11. September (13 Uhr) beim SC Neuenheim gefordert.